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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Wunderly hatte strenge Diät gehalten, regelmäßig Sport getrieben und auf diese Art vier Kilo verloren. Die unermüdliche Arbeit an ihrem Forschungsprojekt hatte sich gleichfalls ausgezahlt: Dr. Urbain hatte die Untersuchung der Saturnringe genehmigt. Wunderly wusste aber, dass die Zustimmung unter dem Vorbehalt des jederzeitigen Widerrufs stand; sie war nämlich die einzige Wissenschaftlerin an Bord, die sich für die Ringe interessierte. Urbain selbst und alle anderen waren auf den Titan fixiert.
    Sie war in Urbains Büro und beantragte einen Assistenten sowie Zeit am großen Teleskop des Habitats.
    »Ich schaffe das alles nicht allein«, sagte sie auf der heiklen Gratwanderung zwischen einem Hilfeersuchen und dem Eingeständnis der Niederlage. »Eigentlich werden für mein Projekt sogar zwei Assistenten benötigt, wenn Sie sich erinnern.«
    »Ich erinnere mich sehr gut«, sagte Urbain steif. »Aber wir haben einfach nicht genug Personal.«
    Der Leiter der Abteilung ›Planetenwissenschaft‹ saß angespannt hinterm Schreibtisch, als sei er eine Barrikade gegen anstürmende Revolutionäre. Und dabei wollte Wunderly doch nur ein wenig Hilfe.
    »Das Hauptteleskop ist komplett für die Beobachtung des Titan reserviert«, fuhr Urbain fort, als verkündete er ein Todesurteil. »Dies ist eine Gelegenheit, die wir unbedingt nutzen müssen.«
    »Aber die Ringe sind doch…«
    »Zweitrangig«, sagte Urbain.
    »Ich wollte eigentlich ›einzigartig‹ sagen«, ergänzte Wunderly ihren Satz.
    »Das gilt auch für die Lebensformen auf Titan.«
    Sie fragte sich, wie sie ihn wohl überzeugen könnte. »Ich brauchte gar nicht viel Zeit am Teleskop. Nur eine Stunde oder so täglich, um…«
    »Eine Stunde?« Urbain wirkte geschockt; ihm sträubten sich schier die sorgfältig gestutzten, dunklen Barthaare.
    »Unmöglich.«
    »Aber wir sollten die Zeit während des Anflugs auf den Planeten nutzen, um Langzeit-Studien zur Ringdynamik durchzuführen. Es wäre ein sträfliches Versäumnis, das nicht zu tun.«
    Urbain strich sich nervös übers pomadig zurückgekämmte Haar und sagte: »Dr. Wunderly, dieses Habitat wird für viele Jahre im Orbit um den Saturn stehen. Im Grunde für immer.
    Sie werden noch reichlich Gelegenheit haben, die Dynamik Ihrer Ringe zu studieren.«
    Er sprach diese letzten Worte fast spöttisch aus. Wunderly wusste, dass die anderen Wissenschaftler sie hinter ihrem Rücken als ›Herrin der Ringe‹ bezeichneten.
    Sie zog die Trumpfkarte. »Ich dachte, wenn wir die Ringe während des mehrmonatigen Anflugs studieren und eine synoptische Studie erstellen ‒ eine gründliche ‒, könnten wir die Ergebnisse veröffentlichen, bevor wir in eine Umlaufbahn um den Saturn gehen und bevor die Universitäts-Teams herkommen, um unsere Forschungsarbeit zu übernehmen.
    Wobei Sie natürlich namentlich als Forschungsleiter erwähnt würden.«
    Doch anstatt nach dem Köder zu schnappen, den sie ihm hinhielt, versteifte Urbain sich nur noch mehr bei der Erwähnung der Universitäts-Teams, die ihn überflüssig machen würden.
    »Jede Ressource, die mir zur Verfügung steht«, sagte er sichtlich zitternd, mit aschfahlem Gesicht und mit leiser, harter Stimme, »wird für das Studium des Titan verwendet. Alle Mitarbeiter meines Stabs machen Überstunden und arbeiten Tag und Nacht, um die Rover fertig zu stellen, die wir auf die Oberfläche hinunterschicken werden. Dieser Mond trägt Leben! Einzigartige Lebensformen. Sie sind die einzige Mitarbeiterin meines Stabs, die nicht an Titan arbeitet ‒ Sie und Ihre wertvollen Ringe! Sie dürfen sie in Ruhe studieren.
    Geben Sie sich damit zufrieden und behelligen Sie mich nie wieder mit Forderungen, die ich nicht erfüllen kann.«
    Wunderly war sich der kaum verhohlenen Drohung bewusst. Ich soll ihn in Ruhe lassen, oder er vergattert mich zur Arbeit an Titan wie alle anderen.
    Sie stand schwerfällig auf. Sie fühlte sich besiegt, leer und hilflos. Und zornig. Der Mann ist vollkommen auf den übermächtigen Titan fixiert, grämte sie sich, als sie Urbains Büro verließ. Er ist so engstirnig, dass er mit beiden Augen durch ein Schlüsselloch gucken könnte.

    Exakt um 17:00 Uhr klopfte Gaeta einmal an den Rahmen von Hollys offener Tür und betrat ihr Büro.
    »Schluss für heute«, verkündete er. »Komm mit, ich will dir etwas zeigen.«
    Trotz des inneren Aufruhrs lachte Holly und sagte dem Computer, dass sie Feierabend machte. Die holografische Abbildung blinkte einmal und

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