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Planeten-Flieger

Planeten-Flieger

Titel: Planeten-Flieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolaus Reitter
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Dann erfolgte ein harter Stoß. Das Raumschiff war auf dem Mars gelandet. Während draußen der emporgeschleuderte Sand allmählich wieder zum Boden hinabwehte, setzte drinnen einer der Männer das ängstlich gak-kernde Huhn in die Luftschleuse, eine kleine Kammer, die sowohl zum Innern des Flugschiffes als auch in der Außenwand eine luftdicht verschließbare Öffnung hatte. Nachdem die innere Klappe hinter dem Huhn wieder verschraubt war, wurde die Außenklappe aufgestoßen. Ein Ventilator surrte; die künstliche Luft des Schiffes wurde hinausgetrieben und die Marsluft hereingezogen. Voller Spannung schauten die Männer durch die Glasscheibe des Schleusenkastens auf das Huhn. „Gagaaakgackgackgack", sagte das Huhn, stellte sich in die Außenöffnung und betrachtete mit sichtlichem Erstaunen die Düne draußen. Dann flatterte es hinab auf den Sand. Dort erging es sich in so sonderbar stelzenden Sprüngen, daß die ganze Schiffsbesatzung hellauf lachen mußte.
    „Das Huhn ist fidel", meinte Otto. „Nee, mein Sohn, es ist sicherlich sehr beunruhigt. Der Mars ist kleiner als die Erde und hat darum weniger Anziehungskraft. Hier hat also alles weniger Gewicht als auf der Erde.
    Das Huhn ist es nicht gewöhnt, so leicht zu sein, und braucht daher zuviel Kraft zum Gehen."
    Nachdem nun der Beweis dafür erbracht war, daß die Geschöpfe der Erde auch auf dem Mars atmen konnten, wurde die Torklappe zurückgeschlagen. Schnüffelnd zogen alle die kalte, dünne, trockene Marsluft durch die Nase ein.
    Ringsum war kein lebendes Wesen zu erspähen außer dem Huhn, das ausgelassen umherhüpfte und -flatterte. Ingenieur Beck sprang aus der Toröffnung des Schiffes auf den Marsboden hinab. Auch seine Schritte waren so stelzend und hüpfend, daß ein tosendes Gelächter sich erhob.

    "Ruhe", schrie der Leiter, „hört ihr nichts? Wo ist das Huhn?"
    Das Tier war nicht mehr zu sehen. Aber sie alle hörten es in Todesangst kreischend gak-kern. Dann war alles still. Ingenieur Beck hatte sich umgewandt und hielt die Hand über die Augen, um nach dem Huhn auszuschauen. Plötzlich war auch er verschwunden. Sie hörten ihn rufen und sahen, wie an der Stelle, wo er gestanden hatte, der Sand ein wenig aufgestört wurde. Da riß zu aller Erstaunen Rudi dem Manne, neben dem er stand, die Pistole aus der Leder-tasche und feuerte. „Da, du Biest!" Und noch einmal. „Da, du Vieh! Seht doch, seht doch, das Tier! Onkel Karl, schnell herein! Da sind ja noch mehr." Peng, peng. Rudi verschoßdas ganze Magazin der Pistole, indes die Männer um ihn nicht wußten, was sie davon halten sollten.
    Sie wurden aber rasch darüber belehrt. Denn nun erhob sich vor dem Schiff ein so wahnwitziges Gebrüll, ein so höllisches Gejaule, daß ihnen der Atem stockte. Ingenieur Beck kam blut- und schweißüberströmt in hohen Sätzen zurück, schwang sich herein und brach zusammen. Dort aber, wo er sich aufgehalten hatte, wurde allmählich ein großes scheußliches Lebewesen sichtbar. Als ob ein Schleier nach dem anderen vor ihm weggezogen würde, traten erst die Umrisse, dann die Formen und Farben des Tieres dem Auge erkennbar hervor. Der ungestalte, gelbrote, widerlich massige Leib war von mindestens zehn kurzen Beinen getragen. Ein gewaltiges breites Maul klaffte unter einer platten Nase und weit auseinanderstehenden froschartigen schwarzen Augen. Am greulichsten aber waren die beiden langen Fangarme anzusehen, die sich an ihren Enden mit Spreizhäuten fächerartig auseinanderfalteten. Dieses mißgestaltete Scheusal war auf eine rätselhafte Weise imstande gewesen, sich unsichtbar zu machen, und hatte den Ingenieur in den Spreizhäuten der Fangarme verschwinden lassen. Aber Rudi hatte doch mit scharfem Auge die nebelhaften Umrisse des Scheusals auf dem hellen Sande erspäht und sofort darauf geschossen.
    Das Ungeheuer war von zwei Kugeln anscheinend schwer getroffen. Es verlor die Kraft, sich unsichtbar zu machen, und schrie mit weit aufgerissenem Rachen zum Himmel empor. Einige seiner Beine knickten ein. Der ganze unförmige Leib' brach auf den Sand nieder. Dann huschten die Schatten anderer Marsungeheuer herbei, stürzten sich auf die gellend aufbrüllende verwundete Bestie und fraßen sie bei lebendigem Leibe auf. Gräßlich mischte sich in das Schmerzens- und Todesgeheul das Geknurr und Geschmatz der gefräßigen Untiere. Eilig schlossen die Männer der Expedition das Tor ihres Flugschiffes. Krachend selten die Explosionen ein, die das Schiff wieder in die

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