Planeten, Sterne, Universum
zeigt, was an der Zahl der Sonnenflecken abgelesen werden kann.
Dann kommt es auf der Sonnenoberfläche zu gewaltigen Materie- und Strahlungsausbrüchen (Protuberanzen, Flares, koronale Massenauswürfe). Diese „rütteln“ und „schütteln“ quasi so an der Magnetosphäre der Erde wie Sturmböen an Bäumen und verstärken auf diese Weise die elektrischen Ströme in ihr erheblich. Die Folge davon sind starke Polarlichter bis in unsere Breiten, der Zusammenbruch des Kurzwellenfunkverkehrs, Spannungsspitzen auf langen Überlandleitungen – was zu Sicherheitsabschaltungen und zur Zerstörung von Transformatorstationen führen kann – und sogar das Reißen von Schweißnähten in Ölpipelines. Nicht zuletzt können Kommunikationssatelliten schwer beschädigt oder gar ihre Bauteile zerstört werden.
Ein Polarlicht über der Hudson Bay in Kanada – ein sichtbares Zeichen des Teilchenregens von der Sonne, des Sonnenwinds
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(c) mauritius images (Rolf Hicker)
Klimaschaukel Sonne?
Von Sonnenaktivität, Wetter und Klima
Unbestritten ist: Viele Vorgänge auf der Erde werden von der Sonne beeinflusst. Ohne diesen großen Motor wären unser Wetter sowie unsere Jahreszeiten nicht denkbar und es gäbe auch keine Photosynthese der Pflanzen. Gestritten wird aber darüber, ob sich Schwankungen in der Sonnenaktivität, wie die der Sonnenflecken, nicht auch auf die irdischen Verhältnisse auswirken, indem sie das Klima beeinflussen. Denn ebenso unbestritten ist: Das globale Klima wird wärmer.
Kleine Eiszeit und Klimaoptimum
Als eindrucksvollstes Nachweismittel gilt die Dicke der Jahresringe von Bäumen, die infolge von Klimaveränderungen schwankt. Sie belegen auch die sogenannte Kleine Eiszeit: Zwischen 1645 und 1715 wurde Europa von einer Serie strenger Winter heimgesucht. Sie erreichte ihren Höhepunkt Ende des 17. Jhs. So war während der Winter von 1683 bis 1689 regelmäßig die Themse so fest zugefroren, dass die Einwohner Londons „Frost-Jahrmärkte“ auf dem Eis abhielten. Nach den damaligen Sonnenbeobachtungen scheint unser Tagesgestirn fast gar keine Flecken und damit keine Aktivität gezeigt zu haben und demnach ein Zusammenhang zwischen diesem Sonnenfleckenminimum und der Kälteperiode zu bestehen.
Klimatische Einflüsse aus dem Kosmos?
Nach Meinung einiger dänischer Meteorologen besteht ein Zusammenhang zwischen Klima und kosmischer Strahlung. Die kosmische Strahlung, die durch eine zunehmende magnetische Sonnenaktivität stärker von der Atmosphäre abgelenkt und damit in ihrer Intensität vermindert werde, beeinflusse die Wolkenbildung, sie werde geringer. Diese abnehmende Wolkenbedeckung sei eine wesentliche Ursache der gemessenen Erwärmung. Der angenommene statistische Zusammenhang von kosmischer Strahlung und Wolkenbedeckung wurde jedoch später als wissenschaftliche Überinterpretation entlarvt. Und laut einer weiteren Studie von 2008 gibt es bislang keine Belege für eine Verbindung zwischen kosmischer Strahlung und der globalen Erwärmung
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Genau entgegengesetzt verhielt sich die Sonne zwischen 1100 und 1250. Hier sprechen die Astronomen vom Großen Mittelalterlichen Maximum. Damals war die Sonne besonders aktiv und strahlte extrem stark, sodass in Norwegen Wein angebaut werden konnte und Grönland wirklich „grön“, also grün war.
Globaler Klimawandel durch veränderte Sonnenaktivität?
Im 2007 veröffentlichten IPCC-Bericht (Intergovermental Panel on Climate Change) zum Klimawandel schätzen Wissenschaftler den Einfluss der schwankenden Sonnenaktivität auf das Klima als „gering“ ein. Dagegen finden sich in manchen wissenschaftlichen Publikationen recht hohe Werte für den Zeitraum zwischen 1950 und 1999. Sie liegen zwischen 16 und 36% oder sogar zwischen 8 und 42%.
Nach Sami Solanki, Direktor am Max-Planck- Institut für Sonnensystemforschung, befindet sich die Sonne in einem Aktivitätsmaximum und strahle derzeit so stark wie seit 8000 Jahren nicht mehr. Dennoch sei eine solare Ursache der globalen Erwärmung während der vergangenen Jahrzehnte unwahrscheinlich, die Sonne sei nicht der dominante Faktor gewesen und ihr Anteil an der Erwärmung seit 1970 könne bei maximal 30% gelegen haben. Die seit 1978 von Satelliten gemessenen Veränderungen der Sonnenaktivität sind für sich allein zu geringfügig, um als Ursache für die sich beschleunigende Erderwärmung zu gelten.
Das zeitgenössische Gemälde des niederländischen Malers Abraham Hondius zeigt den „Frost- Jahrmarkt“ auf
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