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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Sprecher hielt inne. »Im Alter von drei, äh, Jahren«, sagte er schließlich. »2,3 Quintals schwer, trainiert von Senior-Bestiendompteur Herold Norn. Erstmals in der Bronzenen Arena.« Die metallene Kuppel über ihnen hallte wider vom kakophonischen Jubel des Norn-Sektors. Herold Norn hatte die Bronzene Arena mit den Anhängern seines Hauses vollgepackt, gekleidet in Norns Farben und auf Schwarz und Grau wettend.
    Die Kobalkatze kam langsam aus der Dunkelheit, mit vorsichtiger, fließender Grazie, und ihre großen, goldenen Augen glitten durch die Arena. Sie war in jedem Detail die Bestie, die Tuf versprochen hatte – ein Bündel tödlicher Muskeln und kalter Bewegungen, das dunkelblaue Fell marmoriert mit silbrigen Streifen. Ihr Grollen konnte man kaum hören, so weit war Tuf vom Schauplatz entfernt, aber er sah durch sein Fernglas, wie sich ihr Maul öffnete.
    Der Echsenlöwe sah es auch und näherte sich tapsend. Seine kurzen, geschuppten Beine stießen in den Sand, während sein unmöglich langer Schwanz sich über ihm erhob wie der Stachel eines Skorpions. Als die Kobalkatze ihre hellen Augen auf den Gegner richtete, ließ der Echsenlöwe den Schwanz kräftig nach unten peitschen. Mit einem knochenbrechenden Krachen fuhr die Peitsche herunter, aber die Kobalkatze war geschmeidig zur Seite ausgewichen, und nur Luft und Sand wurde aufgewirbelt.
    Die Kobalkatze ging knurrend im Kreis. Der Echsenlöwe drehte sich unerbittlich um und erhob erneut den Schwanz, öffnete das Maul und sprang nach vorn. Die Kobalkatze entging sowohl Zähnen als auch Peitsche. Wieder knallte der Schwanz nach unten, wieder war die Katze zu schnell. Jemand im Publikum stimmte den Todeschor an, andere fielen ein; Tuf schwenkte sein Opernglas und sah ein Wiegen in den nornischen Reihen. Der Echsenlöwe fletschte wütend die langen Zähne, ließ den Peitschenschwanz gegen die nächste Eingangstür krachen und schlug um sich.
    Die Kobalkatze, die den Angriff vorhergesehen hatte, begab sich mit einem graziösen Sprung hinter ihren Gegner, nagelte die kämpfende Echse mit einer großen, blauen Pranke fest und riss die weichen grünlichen Flanken und den Bauch in Streifen. Nach einer Weile und ein paar wirkungslosen Schlägen des Schwanzes, die die Katze nur geringfügig störten, rührte sich der Echsenlöwe nicht mehr.
    Die Norner jubelten sehr laut. Haviland Tuf, seine blasse Gestalt hinter einem Bart verborgen, erhob sich von seinem engen Sitz und ging.
    Wochen vergingen; die Arche verweilte im Orbit um Lyronica. Haviland Tuf überwachte sorgfältig die Ergebnisse in der Bronzenen Arena und stellte fest, dass die nornischen Kobalkatzen Kampf um Kampf gewannen. Herold Norn verlor zwar eine oder zwei Runden, wenn er einen Eisenzahn einsetzte, um seine Verpflichtungen der Arena gegenüber zu erfüllen, aber diese Verluste wurden mühelos durch seine lange Serie von Siegen ausgeglichen.
    Tuf saß da und kommunizierte mit Dax, spielte mit seinen anderen Katzen, unterhielt sich mit kürzlich erworbenen Holodramen, ließ zahllose ökologische Projektionen auf seinen Computern laufen, trank viele Krüge braunen tamberkinischen Bieres und gereiften Pilzweines und wartete.
    Etwa drei weitere Standardwochen nach dem Debüt der Kobalkatzen empfing er die Besucher, die er erwartet hatte.
    Ihr schlankes, spitz zulaufendes Shuttle war in Grün und Gold gehalten, und die Männer darin in schuppige Rüstungen aus vergoldeten Platten und grüner Emaille gekleidet. Drei von ihnen nahmen steif Haltung an, als Tuf angerollt kam, um sie zu begrüßen. Der vierte, ein kräftiger, korpulenter Mann, der einen goldenen Helm mit einer hellgrünen Feder trug, um einen gesprenkelten Kopf zu verbergen, der genauso kahl war wie der von Tuf, trat vor und reichte ihm seine fleischige Hand.
    »Ich schätze Ihre Absicht«, teilte Tuf ihm mit und ließ beide Hände auf Dax ruhen, »und ich habe die Tatsache bemerkt, dass Sie keine Waffe halten. Dürfte ich mich nach Ihrem Namen und Ihrem Anliegen erkundigen, Sir?«
    »Morho y Varcour Otheni …«, setzte der Anführer an.
    Tuf hob eine Hand. »Soso. Und Sie sind der Senior-Bestiendompteur des Hauses Varcour und zu mir gekommen, um ein Monster zu kaufen. Diese Wendung der Ereignisse ist nicht völlig unerwartet, wie ich gestehen muss.«
    Der Mund des fetten Dompteurs bildete ein O.
    »Ihre Gefolgsleute sollten hier zurückbleiben«, sagte Tuf. »Sie mögen sich neben mich setzen, damit wir fortfahren können.«
    Haviland Tuf

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