Planetenwanderer: Roman (German Edition)
Anruf in meinem privaten Büro …«
»Tut mir leid«, sagte sie, »dringende Geschäfte. Ich werde mich von meinem Zimmer aus darum kümmern.« Sie rauschte an ihm vorbei zu den Fahrstühlen.
Vor der Tür standen die Wachen, die sie dort postiert hatte. »Hafenmeisterin Mune«, sagte der linke Mann. »Wir wurden angewiesen, nach Ihnen Ausschau zu halten. Sie sollen umgehend im Sicherheitsbüro anrufen.«
»Selbstverständlich«, sagte sie. »Sie beide gehen runter ins Atrium, und zwar schnell.«
»Gibt es dort ein Problem?«
»Ein ziemlich großes. Einen Aufruhr. Ich glaube nicht, dass die Belegschaft allein damit klarkommt.«
»Wir werden uns darum kümmern, Ma.« Sie rannten zusammen los.
Tolly Mune ging hinein. Der Raum war eine Erleichterung; nur ein Viertel G, verglichen mit der vollen Schwerkraft des Korridors und des Atriums. Es war eine Turmsuite. Hinter einem dreifachen Fenster aus transparentem Plastahl waren die riesige Kugel von S’uthlam, die felsige Oberfläche des Spinnennestes, und die Brillanz des Netzes ausgebreitet. Sie konnte sogar den hellen Strich der Arche sehen, die im gelben Licht von S’ulstar leuchtete.
Sodom schlief zusammengerollt auf dem Schwebekissen vor dem Fenster, aber die Katze sprang herunter, als Mune eintrat, und kam laut schnurrend über den Teppich gesprungen. »Ich bin auch froh, dich zu sehen«, sagte Tolly Mune und nahm das Tier hoch. »Aber jetzt muss ich dich hier rausbringen.« Sie schaute sich nach etwas um, das groß genug war, um ihre Geisel zu verstecken.
Die Komm-Einheit schrie sie an. Sie ignorierte es und setzte ihre Suche fort. »Verdammt noch mal!«, rief sie wütend. Sie musste diese verflixte Katze verstecken, aber wie? Sie versuchte, sie in ein Handtuch zu wickeln, aber Sodom gefiel das überhaupt nicht.
Die Komm-Einheit wurde freigeschaltet – Sicherheitsüberbrückung. Der Chef der Hafensicherheit starrte sie an. »Hafenmeisterin Mune«, sagte er, vorläufig noch respektvoll, obwohl sie sich fragte, wie lange das so bleiben würde, wenn ihm die Situation klar geworden war. »Da sind Sie ja. Der Erste Ratsherr scheint zu glauben, dass Sie Schwierigkeiten haben. Gibt es ein Problem?«
»Ganz und gar nicht«, sagte sie. »Gibt es einen Grund, in meine Privatsphäre einzudringen, Danja?«
Er schaute verlegen drein. »Ich möchte mich entschuldigen, Ma. Befehle. Wir wurden instruiert, Ihren Aufenthaltsort augenblicklich festzustellen und zu melden.«
»Tun Sie das«, sagte sie.
Er entschuldigte sich noch einmal, und der Bildschirm wurde schwarz. Augenscheinlich hatte ihn noch niemand darüber informiert, dass die Arche geräumt wurde. Gut, das gab ihr etwas Luft. Sie schritt ein letztes Mal systematisch den Raum ab, nahm sich gute zehn Minuten, überall nach etwas zu suchen, in das sie Sodom hineinstecken konnte, bevor sie es schließlich aufgab. Sie musste einfach nur frech geradewegs zu den Docks gehen und einen Vakuumschlitten, Hautanzüge und einen Transportbehälter für die Katze beschlagnahmen. Sie ging auf die Tür zu, öffnete sie, trat hinaus …
… und sah die Wachen auf sich zurennen.
Sie zog sich wieder nach innen zurück. Sodom protestierte jaulend. Tolly Mune verriegelte die Tür dreifach und aktivierte den Privatsphärenschild. Das hielt die Leute jedoch nicht davon ab, gegen die Tür zu hämmern. »Hafenmeisterin Mune«, rief einer von draußen, »da war kein Aufruhr. Öffnen Sie bitte, wir müssen miteinander reden.«
»Gehen Sie!«, bellte sie. »Das ist ein Befehl!«
»Tut mir leid, Ma«, entgegnete er. »Wir sollen die Katze nach unten bringen. Das kommt direkt vom Rat, sagen sie.«
Hinter ihr meldete sich erneut die Komm-Einheit. Dieses Mal war es die Ratsfrau für Innere Sicherheit persönlich. »Tolly Mune«, sagte die Frau, »Sie werden für eine Befragung gesucht. Ergeben Sie sich unverzüglich.«
»Ich bin doch hier!«, gab Tolly Mune zurück. »Stellen Sie Ihre gottverdammten Fragen.« Die Wachen schlugen weiter gegen die Tür.
»Begründen Sie Ihre Rückkehr zum Hafen«, sagte die Frau.
»Ich arbeite hier«, antwortete Tolly Mune zuckersüß.
»Ihre Handlungsweise stimmt nicht mit unseren Grundsätzen überein. Sie wurde vom Hohen Rat nicht genehmigt.«
»Die Handlungsweise des Hohen Rates wurde von mir auch nicht genehmigt«, sagte die Hafenmeisterin. Sodom fauchte den Bildschirm an.
»Seien Sie so freundlich, und begeben Sie sich in Haft.«
»Das werde ich nicht tun.« Sie hob einen kleinen, schweren
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