Plasma City
paar erwischt haben – na schön. Die Schnüffler werden dank der Informationen, die wir ihnen gegeben haben, noch ein paar mehr erwischen.
Aber was das Verfolgen neuer Spuren angeht, hat der Intendant deutlich gemacht, dass er nichts davon wissen will.«
»Dann steht die Fahndung aber schlecht da.«
»Teilweise ist das der Grund, ja.«
Aiah ist wütend und frustriert. Sie muss die Empörung nicht spielen, der Zorn ist echt. Die Wahrheit liegt ihr bitter auf der Zunge, als sie weiterspricht.
»Ist es Ihnen nicht seltsam vorgekommen, dass ich einen Plasmadieb in der Fahndungsabteilung finde, und keine zwei Tage später versuchen die Schnüffler, mir ein Verbrechen anzuhängen?«
»Ich habe niemandem von Ihrer Entdeckung erzählt. Ich wollte mich im richtigen Augenblick vertraulich an den Intendanten wenden. Haben Sie mit jemandem gesprochen?«
»Nein.«
»Mit Ihrer Bürokollegin oder mit sonst jemandem?«
»Mit niemandem.«
Rohder starrt unbehaglich aus dem Fenster. »Glauben Sie, jemand ist hier eingedrungen und hat die Notizen auf meinem Schreibtisch gelesen? Das wäre schon seltsam, falls es stimmt. Seit Jahren hat sich niemand mehr für meine Arbeit interessiert.«
»Wie lange ist es denn her, dass Sie ein größeres Verbrechen aufgedeckt haben, das direkt in unserem eigenen Hauptsitz begangen wurde?«
»Oh, das müssen gut und gerne dreißig Jahre sein.« Er wedelt unbestimmt mit der Hand, während Aiah ihn überrascht ansieht. »Ich hatte es ganz vergessen, aber diese Sache hier hat mich daran erinnert.« Rohder atmet den Rauch ein, die wässrigen Augen starren ins Leere.
Dann richtet er den Blick wieder auf sie und sieht sie an. »Ich habe mich schon für Sie verwendet«, sagt er. »Ich habe ein paar ziemlich deutliche Worte mit den Schnüfflern gesprochen, und ich werde auch noch mit Mengene und dem Intendanten reden.«
Aiah hat Mühe, ihre Freude zu verbergen. Wie jede andere Abteilung der Behörde ist auch die Polizei in die Verwicklungen des Beamtenapparats eingebunden. Jeder ist bemüht, seine Stellung und seine Privilegien zu wahren. Wenn Aiah den bürokratischen Krieg in den oberen Etagen des Behördengebäudes gewinnen kann, dann wird sie die Ermittlungen der nachgeordneten Abteilungen abwürgen können, ehe sie überhaupt richtig begonnen haben. Wenn sie keine handfesten Beweise finden, denkt Aiah, haben die Schnüffler eben Pech gehabt.
»Danke, Mr. Rohder«, sagt sie.
Er legt den Kopf schief, die blauen Augen funkeln, und Aiah fühlt sich, als würde sie von einem seltsamen, geduckten Wasservogel beobachtet. »Es tut mir Leid, dass Sie jetzt an Ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren müssen. Besonders interessant scheint er nicht zu sein. Ich habe mir Ihre Akten angesehen – Sie haben keine Ausbildung im Umgang mit Plasma bekommen?«
»Nein, ich konnte es mir nicht leisten.«
»Sie würden hier rascher vorankommen, wenn Sie einen Abschluss in Plasmatechnik hätten.«
»Vielleicht kennen Sie einen Millionär, den ich heiraten kann.«
»Ach, ja.« Zigarettenasche fällt auf Rohders Spitzen. Er wedelt sie abwesend weg. »Ich habe mich hin und wieder von der Behörde beurlauben lassen um zu lehren«, sagt er, »und einige meiner Studenten stehen heute noch mit mir in Verbindung. Einer ist jetzt Kanzler der Margai University und hat in dieser Funktion auch über Stipendien zu entscheiden. Wenn ich Sie empfehle, werden Sie mit ziemlicher Sicherheit genommen und die Behörde würde Sie gern beurlauben. Wenn Sie dann mit einem Abschluss zurückkommen, hätten Sie viel bessere Beförderungsaussichten.«
Das Angebot verschlägt ihr die Sprache. Sie starrt Rohder lange an und ringt um Fassung. »Äh … ja«, sagt sie schließlich. »Ja, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich empfehlen könnten.«
»Nun gut.« Rohder klopft noch einmal die Rüschen sauber, ehe er aufsteht. Er gibt ihr die Hand. »Es war mir eine Freude, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Wenn Sie noch mehr solche interessanten kleinen Ideen haben, rufen Sie mich ruhig an.«
Aiah schüttelt ihm die Hand. »Noch einmal vielen Dank. Ich habe viel gelernt.«
Rohder sieht sie verwirrt an. »Ich wüsste nicht wie, Miss Aiah. Guten Tag.«
■ ■ ■
Gehorsam ist die höchste Gabe.
- E INE G EDANKENBOTSCHAFT VON
S EINER V OLLKOMMENHEIT DEM
P ROPHETEN VON A JAS
»Schnüffler!«, sagt Tella. Sie stillt Jayme. Im Büro ist es also ausnahmsweise einmal ruhig. »Ich habe gerade eine geschlagene halbe Stunde mit
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