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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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dass die Machthaber die neueste Entwicklung unter Verschluss hielten.
    Der Computertechniker, der in das Handgemenge eingegriffen hatte, saß wieder vor seiner Konsole, und das Mädchen neben ihm hatte nie aufgehört, per Headset die Kampfgeschwader über Nevada zu koordinieren. Überall im Saal waren die Leute zwar an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt, beobachteten Ruth aber weiter. Stimmengewirr umgab sie. Man redete über sie. Manche hatten ihre Worte gehört. Sie erzählten den anderen, worum es ging, und von hier aus würde die Wahrheit letzten Endes die amerikanische und kanadische Bevölkerung entlang der Continental Divide erreichen. Von hier aus konnte Ruth auch den Feind erreichen.
    »Das ist Verrat«, sagte Caruso.
    Das ist der wahre Anfang, dachte Ruth. Nicht die Bombe. Nicht die Invasion. Der heutige Tag bringt den Frieden.
    Der Stolz, den sie spürte, war nicht zu unterdrücken. Er brannte hell in ihr und versuchte sich gegen ihre Angst und Scham zu behaupten – denn es würde wieder Tote geben. Es würde wieder Tote geben, weil sie ihr Ziel nicht schneller erreicht hatte. Ihre Seelenqualen erinnerten sie an Nevada. Damals hatte sie, von Durst geplagt, schärfer als je zuvor wahrgenommen, dass sie ein Teil ihrer Umgebung, ein Teil des Ganzen war. Alles, was in den vergangenen sechsunddreißig Jahren geschehen war, hatte sie hierher geführt. Alle Irrwege, die sie gegangen war, alle Fehler, die sie gemacht hatte, erwiesen sich nachträglich als notwendig. Jede neue Entdeckung hatte sie vorwärts gebracht, und sei es nur ein kleines Stück gewesen. Das hier war der Grund für ihr Dasein.
    Sie wünschte sich so sehr, dass sie die Männer hier überzeugen könnte, aber notfalls war sie auch bereit, sie zu zwingen.
    »Ich will einen Handyzugang«, erklärte sie.
    »Sie haben diese Angelegenheit nicht bis zu Ende durchdacht.« Wieder versuchte Shaug sie abzulenken.
    »Hören Sie mir zu? Ich will eine Handyverbindung. Wenn ich nicht binnen zwanzig Minuten Kontakt zu meinen Freunden aufnehme, wird der neue Nano erst mal uns schädigen und die Position des Feindes stärken. Bitte! Stellen Sie mich durch!«
    Der Kommandobunker lag zu tief für ihr Handy, aber sie wusste, dass man sie über jede der hundert Leitungen mit den Funkmasten draußen verbinden konnte. Sie versuchten Zeit zu schinden. Sie hatten ihre Forderung an einen Mann in der nächsten Reihe der Konsolen weitergegeben und damit erst mal eine gewisse Distanz zu ihr geschaffen. Dann kam ein anderer Soldat zurück und meldete, die Sendemasten seien überlastet, aber man würde sie einschieben, sobald man den Funkverkehr oben unterbrechen konnte.
    Wahrscheinlich bemühten sie sich fieberhaft, die beiden Handynummern, die sie ihnen gegeben hatte, zu orten. War das überhaupt möglich? Sie musste es in Betracht ziehen. Und wenn sie diese Handys nicht elektronisch aufspüren konnten, würden sie Soldaten und Helikopter organisieren. Es war ein Fehler, ihnen noch mehr Zeit zu gewähren.
    Ruth stand auf. »Es reicht!« Ihre Blicke wanderten zu Estey und Goodrich. Sie hatte ihre Freilassung verlangt, und die beiden Ranger standen ganz in ihrer Nähe.
    Foshtomi war nicht mehr im Raum. Sie hatte alle drei so lange beschimpft, bis Shaug mit der Handkante die Luft durchschnitt und die USAF-Soldaten sie wegführten. Warum helft ihr dieser Frau? Foshtomis Verachtung hatte die Kameraden getroffen. Vor allem Goodrich wirkte verunsichert. Estey hielt sich aufrecht und schaute geradeaus, während Goodrich zu Boden starrte und den Blicken der übrigen Soldaten auswich.
    Ruth war sich darüber im Klaren, dass die beiden Männer ihren Einsatz bereuten, aber sie hoffte auf einen guten Ausgang ihres Unterfangens. Die Geschichte stand auf ihrer Seite. Zweiter Juli. Zwei Tage vor dem Unabhängigkeitstag ihrer Nation. Und ihr Handeln war nichts anderes als ein Aufstand im Namen der Freiheit. Wenn sie den Krieg beenden konnten, hieß das, dass sie frei waren, nicht nur von den Chinesen, sondern auch von ihrer eigenen Regierung.
    »Ich rufe jetzt an«, sagte sie.
    Caruso erhob sich, als wolle er ihr den Weg versperren. »Wir benutzen hier unten nun mal kein Handynetz«, sagte er. »Es dauert ein paar Minuten, die nötigen Verbindungen herzustellen.«
    »Nein.« Ruth hielt ihren Knopf hoch. Caruso wich zurück. Dann ging sie durch die dichten Reihen von Männern und Frauen, ohne ihnen in die Gesichter zu schauen. Estey tat das Richtige. Diese Leute waren verwirrt und

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