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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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Anhalten, nahm eine Feldflasche und spülte die Wunden sofort mit Wasser aus, um der Maschinenpest zuvorzukommen. Dann verband er den Schnitt und umwickelte Newcombes Hosenbeine mit Mullstreifen.
    Aber noch bevor er fertig war, richtete sich Cam auf. »Moment«, sagte er, legte den Kopf in den Nacken und horchte.
    Über ihnen wölbte sich ein blauer Maihimmel, sonnig und still. Eine Gänsehaut lief Ruth über den Rücken. Ich höre nichts, dachte sie, aber der eisige Schauder machte sie unsicher. Sie drehte sich um und spähte die toten Fahrzeuge entlang, suchte nach einer Gefahr. Nichts.
    Cam versetzte ihr einen Stoß. »Weg hier! Schnell!«
    Sie rannten unter den verbogenen Metallkoloss eines Sattelschleppers. Cam und Newcombe hatten ihre Pistolen gezogen, aber Ruth benötigte ihren gesunden Arm, um unter das Wrack zu kriechen. Das plötzliche Eintauchen in den Schatten machte sie halb blind. Glas und Kunststoff knirschte unter ihrem Handschuh.
    »Was ...«, begann sie, aber dann spürte sie es selbst, ein dumpfes, bedrohliches Hämmern. Helikopter. Wieder. In den weitläufigen Ruinen des zerstörten Sacramento war alles still, abgesehen vom Wispern des Windes, dem Murmeln der Flüsse und dem gelegentlichen Rascheln von Insekten. Das war zumindest ein kleiner Vorteil. Bis jetzt hatten sie das Geknatter immer schon aus weiter Ferne gehört.
    Diesmal war es näher, und es kam rasch auf sie zu.
    Ruths Gedanken überschlugen sich. »Etwa eine Viertelmeile hinter uns war ein Abzugskanal«, sagte sie. Sie hatten sich schon zweimal in unterirdische Betonröhren geflüchtet, weil der Feind mit Infrarot-Suchgeräten ausgerüstet war.
    Newcombe nickte. »Den habe ich auch gesehen. Zu weit entfernt.«
    »Oh.« Cam hob einen Handschuh an die Schutzbrille, die ihm ein seltsam roboterhaftes Aussehen verlieh. »Ameisen.«
    Ruth drehte sich um und stieß sich den Kopf an. Auf dem verknautschten Anhänger stand in mannshohen Buchstaben SAFEWAY. »Das war ein Gemüsetransporter«, erklärte sie ruhig .
    »Himmel!« Newcombe kroch auf Knien und Ellbogen zurück ins Sonnenlicht, um sein Gewehr vor Sand und Staub zu schützen. Aber sein Rucksack verhedderte sich in den Metallteilen, und so musste er sich tiefer bücken und die Waffe vor sich her schieben.
    Ruth biss die Zähne zusammen. Das abgehackte Dröhnen der Rotoren, Newcombes Versuche, unter dem Lastwagen-Ungetüm hervorzurobben – all das peitschte die Angst in ihr auf, und sie merkte, dass noch andere Geräusche auf sie eindrangen. Leise und kaum merklich waren die Toten zu neuem Leben erwacht. Die Gerippe und der Schrott vibrierten, klapperten und seufzten. Irgendwo flog knirschend eine Autotür auf.
    »Los!«, sagte Cam, doch im gleichen Augenblick zischte Newcombe: »Unten bleiben!«
    Nervös verlagerte Ruth ihr Gewicht. Sie musste hier weg, auch wenn sie nicht wusste, wohin sie flüchten sollte. Sie hatte Ameisenschwärme im Herzen der Stadt gesehen, unglaubliche schwarze Fluten, die sich über Decken und Wände wälzten und ganze Häuser kahl fraßen. Weder Teppichkleber noch Gummi oder Polstermaterial blieb vor ihrer Gier verschont. Wenn sich unter dem Transporter eine derartige Kolonie befand, dann drohte ihnen ein schauerlicher Tod.
    »Wir müssen weg von hier«, sagte sie.
    Cam nickte. »Los!«
    Ruth versuchte sich zwischen dem aufgebrochenen Asphalt und dem weiß-roten Anhänger an Cam vorbeizuzwängen. Dann sah sie zwei Ameisenstraßen.
    Die Helikopter knatterten über ihr Versteck hinweg, übertönten ihren Puls und überwältigten ihre Gedanken. Alles in ihr vibrierte. Alles war Lärm. Der Metallkoloss über ihr nahm ihn auf und gab ihn als Echo weiter. Ruth wollte schreien – und dann kippte der Donner weg, glitt wie ein umstürzendes Haus oder ein Zug vorbei. Newcombe packte sie am Arm.
    »Herrgott noch mal, bleiben Sie unten!«, brüllte er sie an, während die Lärmwalze weiterwanderte. »Sie sind sich ihrer Sache vielleicht nicht sicher. Kann sein, dass sie nur dem Highway folgen.«
    Ruth zwang sich zu einem Nicken. Sie bekam keine Luft. Dann versuchte sie einen Blick ins Freie zu werfen, aber der Truck hatte im Ausrollen mindestens ein weiteres Fahrzeug erwischt. Vor ihr befand sich eine stark verbeulte beigefarbene Limousine. Dennoch war das beinahe greifbare Dröhnen leicht zu verfolgen. Es senkte sich.
    Plötzlich entdeckte sie eine Lücke zwischen Radschacht und zerknautschtem Kotflügel. Zunächst sah sie nur Himmel und Bäume. Dann erspähte sie zwei

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