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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
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sie mir alles unters Futter mischte, Hormone scheinen noch die harmloseren Substanzen gewesen zu sein, aber es steht fest, dass ich schon mit acht Jahren in den Stimmbruch kam und zum neunten Geburtstag einen Rasierapparat kriegte. Den ich auch brauchte. Mit zehn wollte man mich in psychologische Betreuung stecken, weil ich so hinter den Mädchen her war. Älteren Mädchen vor allem. Solchen mit … Formen. Dabei war daran nichts Unnormales: Ich war einfach bereit, wenn Sie verstehen, was ich meine.“ Elmo suchte in der Miene der Psychiaterin nach irgendeiner Spur von Verständnis für erotische Bedürfnisse. Vergeblich. Kühles, analytisches Abwarten, gepaart mit schlecht kaschierter Herablassung, war alles, was die Miene der Ärztin spiegelte. Elmo war danach, sich vor ihr zu entblößen, in der Hoffnung, die volle Dosis ihrer Verachtung zu spüren zu bekommen. Nach kurzer Abwägung der weiteren zu erwartenden Konsequenzen entschloss er sich, den Striptease erstmal auf der seelischen Ebene zu belassen.
    „Leider fruchteten die ganzen Pillen und Pülverchen überhaupt nichts, um mich wachsen zu lassen. Also zumindest, was reine Körperhöhe angeht.“ Elmo zwinkerte, wie er meinte, vielsagend. Die Reaktion seines Gegenübers blieb nichtssagend.
    „Daher beschloss meine Mutter, sozusagen als letzten Strohhalm, vielleicht aber auch ganz einfach aus Rache, wenigstens zu versuchen, mich länger aussehen zu lassen. Und ich rede nicht von Plateausohlen. Nein, stellen Sie sich das vor: Ein Teenager mit hormondopingbedingter, früh und überproportional entwickelter Libido, und sie geht hin und näht ihm alle Ärmel und Hosenbeine kürzer, weil sie meint, damit wirke man größer!“
    Plötzlich lächelte sie, die Frau Doktor. Notierte etwas auf ihrem Block.
    Elmo missdeutete das Lächeln als Applaus, als Ermutigung, fortzufahren.
    „Und überhaupt kapiere ich diese ganze Besessenheit nicht! Als ob weniger Höhe auch weniger Mann bedeuten würde! Das ist doch Blödsinn! Eher im Gegenteil! Nehmen wir zum Beispiel die Frage der, äh, Potenz. Ja, warum nicht? Soll ich Ihnen mal sagen, wie oft ich – pro Tag, pro Nacht, ganz egal, also wie oft ich, sagen wir im Zeitraum von vierundzwanzig Stunden …“
    „Sie glauben doch hoffentlich nicht allen Ernstes“, unterbrach ihn die Ärztin, in einem Tonfall, der kopulierende Hunde getrennt hätte, „mich mit Häufigkeit oder Fördermenge ihres ermasturbierten Genital-schleimauswurfs beeindrucken zu können?“
    Elmo sagte es ihr trotzdem. Er musste einfach.
    Frau Doktor zeigte keinerlei Regung.
    „Aha“, machte sie schließlich und unterdrückte ein Gähnen. „Ist das oft?“
    „Hallo … Loverboy .“ Pussy Cat hatte, auf der Suche nach logistischer Hilfestellung beim Kauf von etwas Großkalibrigem, die Brooklyn Bar leer und mit Tape versiegelt, die Eingangstür aber zu ihrer Überraschung unverschlossen vorgefunden. Einmal drin, musste sie sich einfach eine kleine Stärkung gönnen. Klein, aber hochprozentig. Und dann noch eine. Und dann – na ja. Und Rezeptionist Per Chartreuse bekam nun den Fallout zu spüren. „Heute Nacht schon etwas vor?“ Pussy wedelte ihre Wimpern, dass die Broschüren oben auf dem Empfangstresen ins Flattern gerieten.
    Per, den der Gedanke an Sex mit einer Frau in ungefähr dem gleichen Maße erregte wie der an das Ausfülleneiner Steuererklärung, schenkte Pussy seinen distanziertesten Blick. Er hätte sie augenblicklich vor die Tür gesetzt, wenn ihn nicht Celeb Hunter mit Scheinen gespickt und eindringlichst instruiert hätte, die brünftige Matrone mit allen Mitteln zum Bleiben zu ermutigen und ihn, Celeb Hunter, über jeden ihrer Schritte informiert zu halten.
    „Ich wüsste da ein Mädchen“, gurrte Pussy, unempfänglich für Pers ablehnende Haltung, „das sich geradezu verzehrt nach ein wenig männlicher Gesellschaft.“
    „Und ich kenne genau den Mann, sie ihr zu leisten“, tönte es von der Tür der Hotelbar her, und Per wusste, auch ohne den Kopf zu wenden, dass es der Spinner mit der Fliegerjacke über dem Schlafanzug war. Und schon kam er mit langen Schritten und ausgebreiteten Armen quer durch die Lobby geeilt.
    „Endlich, endlich begegnen wir uns einmal!“, jubelte der Greis, und seine Jacketkronen leuchteten blendend.
    „Oh, die Freude ist ganz meinerseits “, meinte Pussy und der Blick, den sie dabei aus dem Augenwinkel auf Per abfeuerte, hätte den Nachtportier eigentlich auf ein Paar rauchende Schuhsohlen reduzieren

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