Platinblondes Dynamit
sollen.
Die Augen des alten Lüstlings funkelten, als er sie langsam und genüsslich über die gewaltige Figur des weiblichen Vierschrots wandern ließ.
„Pussy Cat“, flüsterte er, heiser vor unkaschiertem Ver langen.
‚Pussy Cat‘ notierte Per, dem sie sich aller vorangegangenen Intimitäten zum Trotz bisher noch nicht namentlich vorgestellt hatte. Ein Verhalten, typisch für viele Prominente, die im Glauben lebten, jeder müsse sie kennen.Vielleicht hatte Celeb ja tatsächlich recht.
„Mr. Heffener“, säuselte Pussy und schlug mädchenhaft die Augen nieder.
„Heffener“, notierte Per unauffällig.
„Howard. Nenn mich Howard, mein Spätzchen.“
Per spürte eine Fluse in seinem Hals, ein dringendes Bedürfnis, krächzend zu husten, setzte aber erstmal noch rasch ‚Howard‘ vor ‚Heffener‘. Celeb hatte auch an dem alten Sonderling – unübersehbar aus irgendeiner Institution getürmt, wenn auch gespickt mit der dicksten Rolle Dollars, die Per je gesehen hatte – einen Narren gefressen, und das, obwohl er, wie bei Pussy, weder den Namen kannte noch sonst wirklich hätte sagen können, warum. Nun, es war sein Geld, entschied Per.
„Hast du schon gegessen? Ein Mädchen wie du muss regelmäßig etwas zu sich nehmen oder es verkümmert!“
Ja, genau, dachte Per. Alles, was diese wandelnde Asphaltramme brauchte, waren noch ein paar Kilos mehr auf den Hüften.
„Komm mit mir! Ich lasse uns ein Bankett ins Separee bringen!“
„Oh, Howard! Was für eine wundervolle Idee!“
„Und Champagner! Und zum Nachtisch … Chartreuse!“
„Vor allem … Chartreuse!“, rief Pussy, mit einem langen, bedeutungsschweren Blick über ihre Schulter.
Ja, ja, packt euch, dachte Per, froh sie abziehen zu sehen. Und nehmt eure verdammten Ausrufezeichen mit.
Keine zwei Minuten später war Heffener wieder da, lippenstiftverschmiert, das graue Haar in alle Richtungen. Er pellte einen Schein von seiner Rolle und legte ihn vor Per auf den Empfang. Dreistellig, der Schein.
„Sie, äh, haben nicht zufällig …“, er senkte die Stimme zu einem vertraulichen Flüstern, „ein wenig Spanische Fliege da?“
Per machte „Hä?“.
„Oder etwas Rhino-Horn? Es ist nur … die junge Dame brodelt, wenn Sie verstehen. Ich möchte sie nicht länger als unbedingt nötig, äh, warten lassen.“
„Ah.“ Per verstand, endlich. „Versuchen Sie’s mal hiermit“, meinte er großzügig und schob Heffener ein paar Pillen aus seinem privaten Vorrat rüber.
„Guten Abend. Mein Name ist, tja, Emil, und ich bin …“
Meckenheim stockte. Windell , dachte er und fühlte den intensiven Wunsch, dem Heftromancier bei nächster sich bietender Gelegenheit die Hände um die Gurgel zu legen und zuzudrücken, zuzudrücken, zuzudrücken. Denn auch das hier hatte ihm letzten Endes dieser Kerl eingebrockt. Es war nicht zu fassen.
„Ja?“, fragte Frau Doktor Störzenich spitz und sie und die ganze Versammlung Kaffee trinkender Kettenraucher starrten ihn ungeduldig an.
„… Alkoholiker“, brachte er mühsam hervor. Und dann, als er es einmal ausgesprochen hatte, dachte er sich, scheiß drauf, und fuhr fort, wandte sich mit einer Frage an das Publikum, die ihm einfach unter den Nägeln brannte. „Hat einer von euch sich schon mal in eine andere Realität versetzt gefühlt? An einen Ort und in eine Zeit, wo ihr Sachen gemacht habt, die ihr im normalen Leben niemals tun würdet?“
Oha! Mit dem Thema hatte er eine Lawine losgetreten, wie er feststellen musste. Keiner im Raum, der dazu nicht irgendetwas Haarsträubendes beizusteuern gehabt hätte.
Also doch Delirium, resümierte er schließlich. Die zweite Zellentür, der Aufenthalt in New York und alles. Und damit war diese ganze Geschichte mit Windells Figuren aus der Romanwelt nichts, das sich mit konsequenter Abstinenz nicht in den Griff kriegen lassen würde.
Irgendetwas an dem Gedanken erleichterte Meckenheim ungemein.
Umso überraschter war er, als sein Blick beim Rausgehen auf den in einem Nebenraum laufenden Fernseher fiel.
‚Platinblondes Dynamit schlägt wieder zu‘, lautete die durchlaufende Bildunterschrift des Lokalsenders und bezog sich auf ein Standfoto, das Meckenheim die Spucke wegbleiben ließ. Es zeigte Windell in seiner ‚Pussy Cat‘-Kostümierung, auf der Schulter eine enorme Teppichrolle, aus der – der Kommissar trat näher heran, doch genau in dem Moment schnitt man um auf das Studio –, aus der etwas herausragte, das auf den ersten, flüchtigen
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