Platon in Bagdad
Allgemeinen auf seinen Schüler Demokrit zurückgeführt wird.
Demokrit (um 470 – um 404 v. Chr.) wurde in Abdera geboren und soll Athen besucht haben, wo ihn aber niemand kannte, so der griechische Biograph Diogenes Laërtios. Seine Version des Atomismus erschien in einem Buch mit dem Titel
Die kleine Weltordnung
, das er aus Ehrerbietung für seinen Lehrer Leukipp so genannt haben mag.
Nach der Atomtheorie Leukipps und Demokrits existiert die
arché
in Form von Atomen, den nicht mehr teilbaren kleinsten Teilchen aller physikalischen Stoffe, die durch ihre unaufhörliche Bewegung und ihr gegenseitiges Zusammenstoßen alle in der Natur beobachteten vielfältigen Formen annehmen können. Das einzige überlieferte Fragment von Leukipp selbst besagt: »Nichts geschieht aufs Geratewohl, sondern alles aufgrund eines Verhältnisses und infolge von Notwendigkeit.« Damit meinte er, dass die Bewegung der Atome nicht chaotisch sei, sondern den unveränderlichen Gesetzen der Natur gehorche.
Demokrit zufolge gibt es keine Grenze – weder für die Anzahl von Atomen noch für das Ausmaß der Leere, und somit sind unzählige Welten möglich, von denen unser Kosmos nur eine ist. In einem der überlieferten Fragmente wird Demokrit wie folgt zitiert:
… es gebe unbegrenzt viele Welten, die sich auch in der Größe unterschieden. In manchen davon gebe es keine Sonne und keinen Mond, in manchen größere und in manchen mehr Sonnen und Monde als bei uns. Die Abstände zwischen den Welten seien ungleich, und es gebe hier mehr, dort weniger Welten; weiter seien einige Welten im Wachstum begriffen, andere stünden in der Blüte ihres Lebens und dritte seien im Schwinden; in dem einen Bereich entstünden Welten und in einem anderen verschwänden sie. Vernichtetwürden sie, wenn sie eine mit der anderen zusammenstießen. Einige Welten gebe es, in denen es keine Lebewesen, keine Pflanzen und überhaupt keine Feuchtigkeit gebe.
In einem anderen Fragment sagt Demokrit, er sei ein jüngerer Zeitgenosse des Philosophen Anaxagoras, der um 500 v. Chr. in der ionischen Stadt Klazomenai geboren wurde und im Alter von 20 Jahren von dort nach Athen ging. Anaxagoras war der erste Philosoph, der in Athen lebte. Dort blieb er 30 Jahre lang und wurde Lehrer und enger Freund des Perikles.
Anaxagoras’ Anschauungen zum Wesen der Materie waren noch pluralistischer als bei Empedokles, denn in seiner »Samentheorie« ging er von der Existenz einer sehr großen Anzahl von Elementen aus. So »… muss man annehmen, daß in all den Dingen, die aus Gesondertem zusammentreten, vielerlei von jedweder Art enthalten ist, die Samen aller Dinge, die allerlei Formen und Farben und auch Wohlgeschmack haben.« Und: »In jedem ist ein Anteil von jedem …« Er ging auch von einem
Äther
genannten Element aus, das sich in ständiger Drehung befand und die Himmelskörper mit sich zog. Er wird so zitiert: »Die Sonne, der Mond und sämtliche Sterne seien feurig glühende Steine, die durch die Rotation des Äthers mit herumgeschleudert würden.« Auch der
Äther
erwies sich als eine sehr langlebige Idee, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts immer wieder in kosmologischen Theorien auftauchte.
Eine weitere Idee betraf das, was die Griechen seiner Zeit als
nous
, Vernunft, Geist, bezeichneten, womit er die steuernde Intelligenz des Kosmos im Gegensatz zur trägen Materie meinte. Das trug Anaxagoras den Spitznamen Nous ein, wie Plutarch in seinem
Leben des Perikles
betont:
Wer jedoch am meisten mit Perikles umging …, das war Anaxagoras von Klazomenä, ein Mann, den seine Zeitgenossen
Weltgeist
nannten. Der Grund hiervon mochte sein, weil man an ihm seinen Verstand bewunderte, der sich in der Naturwissenschaft ganz ungewöhnlichgroß gezeigt hatte. Vielleicht lag der Grund auch darin, weil er der erste war, der für die Welt nicht den Zufall oder eine Notwendigkeit als Prinzip ihrer wundervollen Gesetze aufstellte, sondern einen schlechthin reinen Urgeist [
nous
], welcher bei dem chaotischen Zustande aller anderen Dinge die gleichartigen Elemente zur Ordnung ausschied.
Um 450 v. Chr. klagten Feinde des Perikles Anaxagoras der Gottlosigkeit und des »Medismos« an – der pro-persischen Gesinnung. Mit Perikles’ Hilfe gelang ihm die Flucht nach Lampsakos am Hellespont, wo er eine Schule gründete, die er bis ans Ende seines Lebens leitete. Nach seinem Tod um 428 v. Chr. errichteten ihm die Bewohner von Lampsakos auf ihrer Agorá, in der Mitte der Stadt, ein
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