Platon in Bagdad
Tummelplatz wirst du dich tummeln, … Lustwandeln wirst du im friedlichen Hain Akademos’, im Schatten des Ölbaums, / Mit schimmerndem Laube die Stirne bekränzt, an der Seite des sittsamen Freundes, / Von Eiben umduftet in müßiger Ruh und den silbernen Blättern der Pappel, / in der Wonne des Lenzes, wenn flüsternd leis zu der Ulme sich neigt der Platane!
Zwei Jahre nach dem Tod des Perikles wurde Platon (427 – 347 v. Chr.) geboren. Er war ein Schüler des Sokrates, den er in zahlreichen Dialogen auftreten lässt. In
Phaidon oder Über die Seele
beschreibt Platon die letzten Stunden seines Lehrers vor dem erzwungenen Selbstmord im Staatsgefängnis. Sokrates war 399 v. Chr. verurteilt worden, weil er mit seinen subversiven Ideen die athenische Jugend verderbe.
Nach dem Tod des Sokrates verließ Platon Athen und reiste ins Ausland, unter anderem nach Italien und Sizilien. Einige Jahre nach seiner Rückkehr 386 v. Chr. begründete er die Akademie. Es gab noch andere Schulen und Institute innerhalb und außerhalb des Heiligtums des Akademos, doch die von Platon begründete Schule wurde mit der Zeit so berühmt, dass der Name Akademie nur noch auf diese eine angewendet wurde. Milton beschreibt die Akademie in seinem Epos
Das wiedergewonnene Paradies
: »Hier der Akademie Olivenhain / Die Wohnung Platos, wo der att’sche Vogel / Den ganzen Sommer seine Weisen girrt.«
Über den Aufbau der Schule oder ihren Lehrplan ist fast nichts bekannt. Zumindest in den Anfangsjahren mag sie gemäß dem Bildungsmodell konzipiert gewesen sein, wie es Platon im
Staat
und den
Gesetzen
beschrieb, besonders im 1. Buch des letzteren, wo es heißt: »Sie meinen eine Bildung, die von Jugend an zur Tugend führt, eine, welche die Lust und den Wunsch hervorruft, ein vollkommener Bürger zu werden, der mit Gerechtigkeit zu regieren und zu gehorchen weiß.« Vermutlich ähnelte die Akademie den Kollegien der ersten europäischen Universitäten, wo eine Gemeinschaft von Akademikern einen gemeinsamen Tisch teilte. Im
Gelehrtengastmahl
des Athenaios von Naukratis (tätig um 200 n. Chr.) heißt es: »Auch die Philosophen hatten Interesse daran, die jungen Leute zusammenzurufen und mit ihnen nach einem festgelegten Brauch zu essen«. In den
Gesetzen
berichtet Platon, dass diese Symposien nach den Regeln eines Zeremonienmeisters abgehalten wurden, der selbst nüchtern bleiben musste. Laut Antigonos vonKarystos (tätig um 240 v. Chr.) veranstaltete Platon diese Symposien nicht einfach nur, um bis zum Morgengrauen zu zechen, »sondern um vor aller Augen die Götter zu verehren sowie miteinander gepflegt zu verkehren, und in erster Linie um der Entspannung und der Freude am Gespräch willen«.
In Platons Dialogen geht es auch um einige andere Philosophen, die zu Lebzeiten des Sokrates (469 – 399 v. Chr.) und Platons in Athen wirkten. Der Dialog
Parmenides
beruht auf dem angeblichen Besuch des alternden Parmenides in Athen, wo er und sein Anhänger Zenon [von Elea] den jungen Sokrates kennenlernten. Platon zufolge »seien einst Zenon und Parmenides zu den großen Panathenäen gekommen. Parmenides sei schon bejahrt gewesen, ganz grau, aber von schönem und stattlichem Ansehen, ungefähr 65 Jahre alt, Zenon dagegen sei damals nahezu 40 Jahre alt gewesen … Sokrates aber sei damals noch sehr jung gewesen.«
Im Dialog
Protagoras
wird ein junger Mann erwähnt, der auf die ägäische Insel Kos reist, um bei Hippokrates (460 – um 370 v. Chr.) Medizin zu studieren. Der berühmte Arzt aus Kos war ein älterer Zeitgenosse Platons. Man nannte ihn auch den Asklepiaden, weil er einer der Familien angehörte, die den Kult um Asklepios, den Gott der Heilkunde, praktizierten, für den um 500 v. Chr. die ersten Heiligtümer gegründet wurden. Die berühmtesten dieser Heilstätten waren die Asklepien in Epidauros, Athen und Pergamon; daneben gab es auch anerkannte Medizinschulen auf Kos und in Knidos.
Die Schriften des Hippokrates und seiner Anhänger, das sogenannte Corpus Hippocraticum, bestehen aus etwa 70 Werken, die von seiner Lebenszeit an bis etwa 300 v. Chr. verfasst wurden. Neben Abhandlungen über die verschiedenen Zweige der Medizin sind dies Krankenakten und Mitschriften öffentlicher Vorlesungen zu medizinischen Themen. Eine der Abhandlungen zur Deontologie, der medizinischen Ethik, enthält den berühmten Hippokratischen Eid, den die Mediziner auch heute noch ablegen. Ein anderes Werk aus dieser Sammlung trägt den Titel
Über die heilige
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