Platon in Bagdad
Haare.«
Seine eigenen Auffassungen waren zugleich mono- und pantheistisch, wie in diesem Fragment ersichtlich: »Ein einziger Gott, unter Göttern und Menschen der größte, weder dem Körper noch der Einsicht nach in irgendeiner Weise den Sterblichen gleich. Immer bleibt er an demselben Ort, ohne sich in irgendeiner Weise zu bewegen; bald hierhin, bald dorthin zu gehen geziemt sich für ihn nicht. Sondern ohne Anstrengung, durch das Denken seines Geistes erschüttert er alles. Als ganzer sieht er, als ganzer denkt er, und als ganzer hört er.«
Xenophanes verspottete auch die pythagoreische Vorstellung von der Seelenwanderung. In einem Gedicht erzählt er, wie Pythagoras einen Mann, der einen Hund schlug, mit den Worten zurückhielt:»Hören Sie bitte auf und schlagen Sie nicht. Denn es ist die Seele eines Freundes; ich habe sie sofort erkannt, als ich sie Laute von sich geben hörte!«
Der Überlieferung nach war Xenophanes der Lehrer des Parmenides (um 515 – um 450 v. Chr.) von Elea, einer durch die ionische Stadt Phokaia begründeten Kolonie an der tyrrhenischen Küste Italiens. Wie Heraklit betonte Parmenides, dass die Sinne unzuverlässig seien, und meinte, »… die in viel Erfahrung entwickelte Gewohnheit soll dich nicht zwingen, auf diesem Weg ein zielloses Auge weiden zu lassen, ein Ohr voller Widerhall und eine Zunge. Beurteile stattdessen auf vernünftige Weise die streitbare Widerlegung, die ich vorgetragen habe.«
War für Heraklit alles in einem Zustand des Fließens und nichts ewig, so verneinte Parmenides kategorisch die Möglichkeit der Bewegung und jeglicher anderer Veränderung und hielt diese für reine Sinnestäuschungen. So schrieb er in seinem Lehrgedicht
Über das Sein
: »Es ist entweder oder es ist nicht«, was bedeutete, dass die Schöpfung oder die Zerstörung oder jegliche andere Form der Veränderung unmöglich seien, einschließlich der Bewegung.
Die Existenz von Vielfalt und Zeit ließ Parmenides nicht gelten; alles was existiert, meinte er, ist einzig und jetzt. Sein Kosmos ist eine volle, ungeschaffene, unzerstörbare, unveränderliche, unbewegliche, ewige und vollkommene Seinssphäre und jeglicher sinnliche Beweis des Gegenteils ist eine Täuschung. Anklänge an diese unverrückbare Kosmologie des Parmenides finden sich von der Antike bis in die europäische Renaissance hinein, so wie im letzten Gesang der
Feenkönigin
von Edmund Spenser:
Doch dann denk ich dran, was die Natur erzählte
Von jener Zeit, in der es
Wandel
nicht mehr gibt,
Indessen nur noch aller Dinge stete Ruh,
Fest angehalten auf Säulen der Ewigkeit;
Der
Wandelbarkeit
steht sie entgegen:
Was sich bewegt, am
Wandel
sich freut
Die Philosophie des Parmenides hat sein Schüler Zenon von Elea (um 490 – um 425 v. Chr.) heftig verteidigt, der mehrere Paradoxien aufzeigte, die beweisen sollten, dass die augenscheinliche Bewegung trügerisch sei. Bei einer dieser Paradoxien geht es um ein hypothetisches Rennen zwischen Achilles und einer Schildkröte, der man einen Vorsprung gewährt, um ihre Langsamkeit wettzumachen. Achilles läuft los, doch um sie einzuholen, muss er erst einmal den Punkt erreichen, von dem aus die Schildkröte gestartet ist, und bis dahin wird sie sich schon weiter bewegt haben und ebenso bei jedem folgenden, geringer werdenden Abstand. Die Anzahl solcher Abstände ist, so Zenon, unendlich, und obwohl die Zeit immer kürzer wird, ist ihre Summe unbegrenzt. Somit wird Achilles die Schildkröte niemals einholen, woraus folgt, dass ihre Bewegung eine Sinnestäuschung ist. Diese und andere Paradoxien des Zenon wurden erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollständig aufgelöst, als Mathematiker nachwiesen, dass die Summe einer unendlichen Serie – um eine solche handelt es sich bei dem Rennen zwischen Achilles und der Schildkröte – endlich sein kann.
Einigen der grundlegenden Fragen, die Parmenides aufgeworfen hatte, wandte sich Empedokles von Akragas zu (um 482 – um 432 v. Chr.), einer weiteren griechischen Kolonie auf Sizilien. Empedokles verfasste zwei Gedichte in Hexametern, eines mit dem Titel
Über die Natur
, das andere
Reinigungen
, von denen insgesamt 450 Zeilen in Zitaten bei Aristoteles und anderen Autoren überliefert sind. Empedokles stimmte Parmenides zwar dahingehend zu, dass die Zuverlässigkeit von Sinneseindrücken ein ernstes Problem sei, aber zugleich seien wir völlig auf unsere Sinne angewiesen, weil sie unser einziger direkter Kontakt zur
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