Platon in Bagdad
Philosophen Griechenlands …, welche den leeren Raum und die Atome und die Schwere der Atome zu den ersten Grundsätzen ihrer Philosophie machten …« Später äußerte er: »Nach allen diesen Betrachtungen ist es mir sehr wahrscheinlich, dass Gott am Anfange der Dinge die Materie in massiven, festen, harten, undurchdringlichen, beweglichen Partikeln erschuf, von solcher Größe und Gestalt, mit solchen Eigenschaften und in solchem Verhältnis zum Raume, wie sie zu dem Endzwecke führten, für den er sie gebildet hatte …«
Der erste Abschnitt im zweiten Buch trägt den Titel: »Beobachtungen über Reflexionen, Brechungen und Farben dünner durchsichtiger Körper«. Die darin untersuchten Effekte kennen wir heute als Interferenzphänomene. Newtons Beobachtungen sind der erste Beweis für das wellenartige Wesen des Lichts.
Im zweiten Buch kommentierte Newton auch die Arbeit des dänischen Astronomen Olaf Römer (1644 – 1710), der 1676 eine Messungder Lichtgeschwindigkeit ausführte, indem er die Zeitverzögerungen bei nachfolgenden Eklipsen des Jupitermondes Io beobachtete, wenn sich der Jupiter von der Erde entfernte. Der Wert für die Lichtgeschwindigkeit war bei Römer rund ein Viertel geringer als der heute akzeptierte Wert von knapp 300 000 km/sec, dennoch war es die erste Messung, aus der man die Größenordnung einer der grundlegenden Konstanten der Natur bestimmen konnte. Römer errechnete, dass das Licht von der Sonne bis zur Erde 11 Minuten brauchte, verglichen mit dem korrekten Wert von 8 Minuten und 20 Sekunden. Newton war offenbar eine genauere Schätzung der Lichtgeschwindigkeit gelungen als Römer, denn im zweiten Buch der
Opticks
heißt es: »Licht breitet sich von den leuchtenden Körpern her in einer gewissen Zeit aus und braucht von der Sonne bis zur Erde etwa sieben bis acht Minuten.«
Der einleitende Abschnitt des dritten Buches befasst sich mit Newtons Experiment zur Beugung der Lichtstrahlen. Der Rest des Buches besteht aus mehreren Hypothesen, nicht nur zum Licht, sondern zu verschiedenen physikalischen und philosophischen Themen. Die erste Ausgabe der
Opticks
enthielt 16 dieser »Fragen«, die zweite 23, die dritte und vierte 31. Man könnte meinen, dass Newton gegen Ende seiner wissenschaftlichen Laufbahn seine zuvor unveröffentlichten Spekulationen dem gelehrten Publikum bekannt machen wollte. Es war sein Erbe, das er all denen vermachte, die ihm im Studium der Natur nachfolgten.
Unterdessen war Newton in einen Disput mit dem deutschen Mathematiker und Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz verwickelt. Es ging darum, wer von beiden zuerst die Infinitesimalrechnung entwickelt hätte. Newton selbst berichtet, er habe seine »Fluxionsmethode« um 1665/6 erfunden, obwohl er sie erst 1687 veröffentlichte, als er sie in den
Principia
anwendete. Auch seine Arbeit zur Infinitesimalrechnung publizierte er separat in einer Schrift, die 1711 erschien. Leibniz begann 1675 die allgemeinen Methoden der Infinitesimalrechnung zu entwickeln, veröffentlichtesie allerdings erst 1684. Die von ihm formulierte Version der Infinitesimalrechnung, deren Notation der heutigen sehr ähnelt, setzte sich wesentlich schneller durch als Newtons Version, insbesondere auf dem Kontinent. Newton war so verbittert über diese Auseinandersetzung, dass er in der dritten Auflage der
Principia
jeglichen Verweis auf Leibniz tilgte, und dieser beschuldigte seinen Gegner bis an das Ende seiner Tage des Plagiats.
Neben seinen Arbeiten auf dem Gebiet der Naturwissenschaften widmete sich Newton Fragen aus den Bereichen Alchemie, Prophetie, Theologie, Mythologie, Chronologie und Geschichte. Sein wichtigstes nicht-naturwissenschaftliches Werk trägt den Titel
Beobachtungen zu den Prophezeiungen des Daniel und die Apokalypse des Heiligen Johannes
und ist möglicherweise ein Schlüssel zur Methode seiner alchemistischen Untersuchungen, darauf deutet eine Analogie zwischen den »vier Metallen« der Alchemie und den vier Tieren der Apokalypse hin.
Newton starb am 20. März 1727 in London, vier Tage nachdem er eine Sitzung der Royal Society geleitet hatte, deren Präsident er seit 1703 war. Sein Leichnam wurde bis zum 4. April öffentlich aufgebahrt, als er mit großem Zeremoniell in der Westminster Abbey beigesetzt wurde. Voltaire kommentierte Newtons Begräbnis wie folgt: »Er lebte in der Ehre seiner Zeitgenossen und wurde beerdigt wie ein König, der seinen Untertanen Gutes getan hat.«
Newton hatte in den letzten Tagen
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