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Titel: Plattform Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
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Supergirls mit Vornamen Babette und Léa hießen. Babette hatte blonde Locken, allerdings keine Naturkrause, sondern vermutlich eher künstlich gelocktes Haar; sie hatte schöne Brüste, die geile Sau, die durch ihre ziemlich durchsichtige Bluse - vermutlich ein bedrucktes Ethno-Modell von Les Trois Suisses gut zu sehen waren. Ihre Hose, aus dem gleichen gemusterten Stoff, war genauso durchsichtig; man konnte deutlich ihren Slip aus weißer Spitze erkennen. Léa war dunkelhaarig und ziemlich dünn; sie glich das durch einen schön gewölbten Hintern aus, den ihre schwarzen Leggings gut zur Geltung brachten, und durch aggressive Brüste, deren Spitzen sich auf dem knappen hellgelben Oberteil deutlich abzeichneten. Ein winziger Diamant schmückte ihren kleinen Bauchnabel. Ich starrte die beiden Schnepfen sehr aufmerksam an, um sie für immer zu vergessen.
        Die Verteilung der Coupons ging weiter. Son, die Reiseleiterin, rief alle Teilnehmer beim Vornamen auf; das machte mich wahnsinnig. Wir waren Erwachsene, verdammt noch mal. Ich schöpfte einen Augenblick wieder Hoffnung, als sie die Senioren mit »Monsieur und Madame Lobligeois« ansprach; aber sie fügte sogleich mit einem entzückten Lächeln hinzu: »Josette und René.« Das war erstaunlich, stellte sich aber als zutreffend heraus. » Ich heiße René «, bestätigte der Rentner, ohne sich wirklich an jemanden zu wenden. »So ein Mist...«, brummte ich. Seine Frau warf ihm einen gelangweilten Blick zu, der wohl bedeutete: »Sei still, René, du fällst den anderen auf die Nerven!« Plötzlich ging mir auf, an wen er mich erinnerte: an die Figur des »Nimmersatt« in der Bahlsenreklame. Vielleicht war er das übrigens. Ich wandte mich direkt an seine Frau: Ob sie früher als Schauspieler in Nebenrollen aufgetreten seien. Ganz und gar nicht, klärte sie mich auf, sie hätten eine Metzgerei gehabt. Ach so, das paßte auch ganz gut. Dieser lebenslustige Kerl war also Metzger gewesen (in Clamart, wie seine Frau hinzusetzte) und hatte früher seine Scherze und Geistesblitze in einem bescheidenen Laden vor einer Kundschaft aus einfachen Leuten zum Besten gegeben.
        Anschließend kamen zwei weitere, eher unauffällige Paare, die eine dunkle Bruderschaft zu verbinden schien. Waren sie schon zusammen losgefahren? Hatten sie sich beim breakfast kennengelernt? In diesem Stadium der Reise war alles möglich. Das erste Paar war zugleich das unsympathischste. Der Mann ähnelte ein wenig dem Altöko Antoine Waechter als junger Mann, wenn man sich so etwas überhaupt vorstellen konnte; allerdings mit dunklerem Haar und sorgfältig gestutztem Bart; eigentlich ähnelte er doch kaum Antoine Waechter, sondern eher Robin Hood, hatte aber zugleich etwas Schweizerisches oder besser gesagt etwas von einem Jura-Stämmigen. Um es ganz genau zu sagen, war es völlig egal, ob er jemandem ähnelte oder nicht, denn er machte wirklich einen saublöden Eindruck. Ganz zu schweigen von seiner Frau, einer ernsten braven Milchkuh in einer Latzhose. Es war unwahrscheinlich, daß sich diese beiden nicht schon fortgepflanzt hatten, dachte ich; vermutlich hatten sie das Kind bei ihren Eltern in Lons-le-Saulnier gelassen. Das zweite Paar, schon etwas älter, rief weniger diesen Eindruck großer Gelassenheit hervor. Der schnurrbärtige magere, nervöse Mann stellte sich mir als Naturheilpraktiker vor; angesichts meiner Unwissenheit erklärte er, daß er mit Hilfe von Pflanzen oder anderen möglichst natürlichen Mitteln heile. Seine Frau, klein und hager, arbeitete im Sozialbereich, bei der Wiedereingliederung von irgendwelchen elsässischen Jugendlichen, die zum erstenmal straffällig geworden waren; sie sahen aus, als hätten sie seit dreißig Jahren nicht mehr gevögelt. Der Mann schien bereit, sich mit mir über die Wirksamkeit der Naturheilkunde zu unterhalten; ich setzte mich jedoch noch ein wenig benommen von diesem ersten Austausch auf eine Bank in der Nähe. Von dort aus konnte ich die letzten drei Teilnehmer nur schlecht erkennen, da sie von dem Metzgerehepaar halb verdeckt wurden. Ein etwas spießiger Mann um die Fünfzig namens Robert mit einem seltsam harten Gesichtsausdruck; eine etwa gleichaltrige Frau mit schwarzen Locken und einem bösen und zugleich besonnenen, weichen Gesicht, die mit Vornamen Josiane hieß; und schließlich eine eher unscheinbare jüngere Frau, die vermutlich kaum älter als siebenundzwanzig war, Josiane mit einer Haltung hündischer Unterwerfung folgte

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