Playboy mit Herz
Und das sollte eine florierende Rinderfarm sein?
„Senhor Orsini?“ Ein kleiner korpulenter Mann kam die Verandatreppe heruntergeeilt und wischte sich im Laufen mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
Dante streckte die Hand aus. „Senhor de Souza? Freut mich, Sie kennenzulernen.“
„Ich habe versucht, es noch aufzuschieben, aber es gibt einige Ungeduldige. Sie verstehen.“
Was aufschieben?, wollte Dante fragen, doch de Souza hatte schon seinen Ellbogen gepackt und schob ihn eilig ins Haus. Männer standen in Grüppchen zusammen, die Arme vor der Brust verschränkt. Ein Mann, ein Hüne ganz in Schwarz gekleidet wie der typische Filmbösewicht, eine dicke Zigarre zwischen den Zähnen, stand allein. Dante ordnete ihn automatisch als Besitzer des Geländewagens ein. Eine breite Treppe führte von der Halle nach oben in die erste Etage, davor stand ein Mann im Anzug an einem Pult und rasselte in schnellem Portugiesisch eine endlose Litanei herunter. Ab und zu gab einer der Anwesenden ein Grunzen oder Schnauben von sich.
„Was genau geht hier vor?“, fragte Dante den Anwalt leise.
„Die Auktion, natürlich“, flüsterte de Souza zurück. „Die Bank versteigert die Ranch.“ Ein Schulterzucken. „Sie wissen schon.“
Nein, ich weiß nicht, dachte Dante wütend. Sein Vater hatte ihn ohne die notwendigen Informationen hierher losgeschickt. Er fasste den Anwalt beim Arm und zog ihn mit sich in eine Ecke.
„Juan Viera verkauft die Ranch?“
Der kleine Mann hob die Augenbrauen. „Juan Viera ist tot, senhor .“
Tot? Dante holte tief Luft. „Dann Arturo, sein Sohn.“
„Arturo lebt auch nicht mehr. Aber sind Sie denn nicht deshalb hier, um mitzubieten?“
„Nun, ja, nur hatte ich keine Ahnung …“
„Sie müssen sich darauf einstellen, hoch zu bieten, senhor .“
Zur Hölle. Das war nicht die Art, wie er seine Geschäfte führte. „Was ist dieser Besitz wert?“
De Souza nannte die Summe in brasilianischen Real und rechnete sofort in US-Dollar um.
„Fünfzigtausend, mehr nicht?“
„Das deckt die Forderung der Bank ab.“ De Souza zögerte. „Aber wenn Sie mitbieten, werden Sie viel höher gehen müssen. Es gibt da nämlich eine andere interessierte Partei“, flüsterte er.
Natürlich war Dante schon auf Auktionen gewesen. Bei Sotheby’s hatte er ein paar Gemälde ersteigert. Aber in diesem Raum hier herrschte nicht nur einfach Konkurrenz, hier hing etwas Rohes, Aggressives in der Luft. „Okay, wo steht das Gebot jetzt?“
Der Anwalt hörte kurz zu. „Zwanzigtausend Real. Die Hälfte von dem, was die Bank verlangt.“
Dante nickte. Es war schließlich nicht sein Geld. Zahl den notwendigen Preis, hatte Cesare gesagt und ihm Spielraum bis zu einer halben Million Dollar gegeben. Damit konnte er also sicherlich etwas anfangen. Je schneller die ganze Angelegenheit erledigt war, desto besser. „Bieten Sie für mich einhunderttausend Dollar.“
De Souza räusperte sich und nannte die Summe in Real.
Man hätte eine Stecknadel im Raum fallen hören können. Alle Köpfe drehten sich – erst zu Dante, dann zu dem Hünen in Schwarz. Und schließlich sah auch der Riese zu Dante. Der hielt dem Blick stand, bis der Hüne seine Zigarre von einem Mundwinkel auf die andere Seite rollte und die Zähne zeigte. Selbst bei allem Wohlwollen konnte man das kein Lächeln nennen.
„Zweihunderttausend Dollar“, sagte er in Englisch mit einem leichten Akzent. „US.“
Ein Raunen ging durch die Anwesenden.
Was sollte das werden? Ein Wettbieten für einen Besitz, der im jetzigen Zustand noch Zehn-, wenn nicht Hunderttausende verschlingen würde, um wieder auf Vordermann gebracht zu werden? War sein Vater verrückt? Nein, das nicht. Und hatte Cesare nicht gesagt, er verließe sich auf Dantes Expertise?
Dante zuckte mit einer Schulter. „Wenn Sie das Anwesen so unbedingt haben wollen …“
Dann plötzlich sprach eine weibliche Stimme, samten wie eine Rosenblüte, seinen Namen aus, und noch bevor Dante sich umdrehte und sie sah, wusste er, zu wem diese Stimme gehörte.
Gabriellas Herz klopfte zum Zerspringen.
Dante. Er war es. Aber das konnte unmöglich sein. Er war nichts als eine bittere Erinnerung an die Vergangenheit, an eine andere Zeit, an eine andere Welt …
„Gabriella?“
Deus , er war es wirklich! Fast anderthalb Jahre waren vergangen, und dennoch war alles an ihm ihr vertraut. Die breiten Schultern, die muskulöse große Gestalt, die markanten Züge, die hellblauen
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