Playboy mit Herz
aber er wusste, er würde keinen Schlaf finden. Der lange Flug, der Jetlag, die Tatsache, dass er noch immer wütend war, überhaupt hier zu sein …
Wenn ein Mann sich zwei Tage von der eigenen reichlichen Arbeit loseiste, um fünftausend Meilen zurückzulegen, sollte es einen besseren Grund geben als einen Handlangerdienst, in dem er keinen Sinn sah – für einen Vater, den er nicht respektierte.
Vielleicht ein Geschäft für Orsini Investments abschließen. Oder sich Urlaub nehmen.
Oder Gabriella ausfindig machen.
Dante runzelte die Stirn. Woher war die Idee jetzt gekommen? Die Affäre hatte Spaß gemacht, solange es gedauert hatte, ein paar Monate, länger nicht, und dann war Gabriella aus seinem Leben verschwunden. Oder vielleicht war es auch andersherum gewesen …
Nun, nicht ganz.
Er war auf Geschäftsreise gegangen. Eigentlich hätte Nick fahren wollen, doch der hatte noch etwas anderes zu erledigen gehabt, und so hatte Dante angeboten, die Sache zu übernehmen.
„Bist du sicher? Ich kann’s auch eine Woche verschieben“, hatte Nick gemeint.
„Nein, ist schon in Ordnung. Ich kann einen Tapetenwechsel gebrauchen.“
Also war er nach Paris geflogen, oder vielleicht war es auch Rom gewesen. Gabriella hatte er nichts davon gesagt. Warum auch? Er ging mit ihr aus, mehr nicht. Nur mit ihr, denn so hielt er es. Immer nur eine Frau, so lange es eben dauerte. Aber mehr als zusammen ausgehen war es eben nicht.
Und während er unterwegs war, kam ihm die Erkenntnis, dass die Sache mit Gabriella sich so ziemlich ausgelebt hatte. Sobald er in New York zurück war, ging er zu Tiffany’s, besorgte ein Paar Diamantohrringe, rief Gabriella an und lud sie zum Dinner ein.
Während des Essens war er ungewöhnlich nervös gewesen. Dabei hatte er solche Abschiedsdinner doch schon öfter hinter sich gebracht. Beim Kaffee schließlich hatte er ihre Hand genommen.
„Gabriella, ich habe dir etwas zu sagen.“
„Ich … ich dir auch.“
Ihre Worte waren nur geflüstert, ihre Wangen hochrot. Jetzt würde sie ihm beichten, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Solche Szenen hatte er auch schon öfter miterlebt, er kannte die Anzeichen. Also hatte er sich beeilt, das kleine Etui auf den Tisch zu legen, und erklärt, wie sehr er sie mochte, aber zurzeit einfach keine Zeit für eine echte Beziehung hätte. Er wünsche ihr alles Gute, und falls sie ihn je brauchen sollte …
Sie hatte kein Wort mehr gesagt, war bleich wie ein Geist geworden. Dann hatte sie ihren Stuhl zurückgeschoben, war aufgestanden und hatte mit hoch erhobenem Kopf und durchgestrecktem Rücken das Restaurant verlassen – ohne das Etui mitzunehmen.
Dante trank das Bier aus, wechselte Jeans gegen Shorts und ging Joggen. Nach einer Stunde kehrte er zurück, fiel ins Bett und schlief traumlos durch, bis am nächsten Morgen der bestellte Weckanruf von der Rezeption erfolgte.
Eduardo de Souza, der Anwalt, klang vernünftig. Dante stellte sich als der Sohn eines alten Bekannten von Juan Viera vor und bat um ein Treffen.
„Ah“, de Souza seufzte schwer. „Und Ihr Vater ist über die Ereignisse informiert?“
Was, dass Viera im Sterben lag? Dass der Sohn die Ranch übernehmen würde? „Sicher. Deswegen bin ich ja hier, senhor .“ Dante zögerte kurz. Wie mochte der Anwalt reagieren? „Mein Vater möchte das Anwesen von ihm kaufen.“
Schweigen. Dann die verwirrte Frage: „Von wem?“
„Von Viera. Hören Sie, senhor , wenn wir uns treffen, können wir alles bereden …“
„Ja, in der Tat. Ich sehe, wir werden vieles zu bereden haben … und nur so wenig Zeit dafür. Eigentlich wollte ich mich gerade auf den Weg zur fazenda machen. Können wir uns dort treffen?“
De Souza gab eine genaue Wegbeschreibung durch. „Ein Hinweisschild gibt es nicht mehr, aber Sie können den Abzweig nicht verfehlen. Fahren Sie einfach durch das Tor, dann haben Sie noch ungefähr eine Meile bis zum Haus.“
Dante fand die Ranch ohne Probleme. Das Tor stand offen, der breite Kiesweg, der dahinter lag, war mit Schlaglöchern übersät. Nach einer Meile kamen das Haus, mehrere Ställe und eine große, umzäunte Weide in Sicht. Dante runzelte die Stirn. Alles machte eher einen verwahrlosten Eindruck, selbst das Wohnhaus. Auf dem Hof parkten mehrere Autos, schlammbespritzte Pick-ups und ein schwarz glänzender Geländewagen. Albern, ein Auto zu verabscheuen, doch Dante konnte diese bulligen Vehikel einfach nicht ausstehen.
Langsam stieg er aus seinem Mietwagen aus.
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