Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King
den Monstern.«
Schweigend folgte er mir die Treppe hinauf und beobachtete angespannt, wie ich die Taschenlampe nahm, mich auf die Knie fallen ließ und unter das Bett leuchtete.
»Keine Monster«, verkündete ich und erhob mich. Dann ging ich zum Kleiderschrank und riss die Tür auf, während Ethan zwischen meinen Beinen hindurchspähte. »Hier sind auch keine Monster. Meinst du, du kommst jetzt klar?«
Er nickte und schenkte mir ein dünnes Lächeln. Ich wollte gerade die Tür schließen, als ich in einer Ecke einen seltsamen grauen Hut entdeckte. Er war oben rund, hatte eine umlaufende Krempe und ein rotes Band: eine Melone.
Seltsam. Wie kam der hierher?
Als ich mich aufrichtete und umdrehen wollte, bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Ein Schatten verschwand hinter der Zimmertür und fahle Augen beobachteten mich durch den Türspalt. Ich drehte ruckartig den Kopf, aber natürlich war da nichts.
Mann, jetzt hat Ethan es geschafft, dass ich auch schon Monster sehe. Ich muss aufhören, mir spätnachts Horrorstreifen reinzuziehen.
Als direkt über uns ein heftiger Donner krachte, zuckte
ich zusammen. Dann klatschten dicke Regentropfen gegen die Scheiben. Ich hetzte an Ethan vorbei, rannte aus dem Haus und sprintete die Einfahrt hinunter.
Als ich an der Bushaltestelle ankam, war ich klatschnass. Der Frühlingsregen war zwar nicht mehr eisig, aber immer noch kalt genug, um verdammt unangenehm zu sein. Ich verschränkte die Arme und stellte mich unter eine moosbewachsene Zypresse, um dort auf den Bus zu warten.
Wo bleibt denn Robbie?, fragte ich mich und spähte die Straße hinunter. Normalerweise ist er um diese Zeit doch schon da. Vielleicht hat er keine Lust, nass zu werden, und ist daheimgeblieben. Schnaubend verdrehte ich die Augen. Wieder mal Schule schwänzen, was? Faulpelz! Ich wünschte, ich könnte das bringen.
Wenn ich nur ein Auto hätte. Ich kannte welche, die bekamen von ihren Eltern zum sechzehnten Geburtstag eines geschenkt. Ich konnte mich schon glücklich schätzen, wenn ich einen Kuchen kriegte. Die meisten in meiner Klasse hatten bereits einen Führerschein und konnten allein in Klubs und zu Partys und so fahren. Ich stand dann immer dumm da – die Hinterwäldlerin, die niemand einlud.
Bis auf Robbie, korrigierte ich mich mit einem kleinen gedanklichen Achselzucken. Robbie wird wenigstens dran denken. Ich frage mich, was er diesmal für meinen Geburtstag plant. Ich könnte fast drauf wetten, dass es etwas Seltsames oder total Irres sein würde. Letztes Jahr hatte er mich aus dem Haus geschmuggelt, und wir hatten
im Wald ein Mitternachtspicknick veranstaltet. Es war seltsam: Ich konnte mich noch genau an das kleine Tal mit dem Teich und den Glühwürmchen erinnern, die überall herumschwirrten. Doch obwohl ich seitdem unzählige Male den Wald hinter unserem Haus durchstreift hatte, hatte ich die Stelle nie wiedergefunden.
In den Büschen hinter mir raschelte etwas. Ein Opossum, ein Reh oder vielleicht sogar ein Fuchs, der Schutz vor dem Regen suchte. Die Tiere hier draußen waren so dreist, dass es schon an Dummheit grenzte, und hatten kaum Angst vor den Menschen. Hätten wir Beau nicht, Moms Gemüsegarten wäre längst ein Büfett für Kaninchen und Rehe, und die ortsansässige Waschbärenfamilie würde sich aus unseren Schränken bedienen.
Ein Ast knackte, diesmal viel näher. Ich trat unbehaglich auf der Stelle, weigerte mich jedoch, mich wegen eines blöden Eichhörnchens oder Waschbären umzudrehen. Ich war schließlich nicht wie diese aufgeblasene Tussi Angie, Miss Perfect Cheerleader, die schon ausflippte, wenn sie eine Maus im Käfig oder einen Fleck auf ihrer Markenjeans entdeckte. Ich habe Heu gemacht, Ratten getötet und Schweine durch knietiefen Matsch getrieben. Wilde Tiere machten mir keine Angst.
Trotzdem starrte ich angestrengt die Straße hinunter in der Hoffnung, dass der Bus bald um die Ecke bog. Vielleicht lag es am Regen oder an meiner kranken Vorstellungskraft, aber der Wald wirkte wie die Kulisse von Blair Witch Project .
Hier draußen gibt es keine Wölfe oder Serienkiller, ermahnte ich mich. Spar dir die Paranoia.
Plötzlich war es um mich herum totenstill. Zitternd lehnte ich mich gegen den Baum und versuchte, den Bus durch meinen bloßen Willen herbeizuzwingen. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Ich war nicht allein. Vorsichtig hob ich den Kopf und spähte durch die Nadeln über mir. Auf einem Ast hockte ein riesiger schwarzer Vogel.
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