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Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3

Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3

Titel: Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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ich zufällig wieder an ihr vorbeifetze, und schimpft leise vor sich hin.
    Der Karton, den ich aus dem Kofferraum nahm, war ganz schön schwer. Als ich ihn hochgeschleppt und in der Küche auf den Tisch gewuchtet hatte, fragte ich: »Ist das wirklich alles voll mit altem Schmuck?« Tante Emmi nickte und strich sich eine Locke aus der verschwitzten Stirn. »Wahnsinn. Wo hast du den her?«
    Â»Du kennst doch den Secondhand-Laden in der Erlenstraße, oder? An dem bin ich vorhin zufällig vorbeigekommen, und was sehe ich im Schaufenster? Ein paar antike Ohrringe. Ich nichts wie rein. Der Besitzer ist ein wahnsinnig netter Typ und wir sind über alten Schmuck ins Gespräch gekommen.«
    Ich zuckte zusammen, als sie wahnsinnig netter Typ sagte, aber das konnte sie nicht sehen, weil sie gerade irgendwas Blaugrünes prüfend in ihrer Hand hin und her drehte. »Oh, daraus könnte ich eine wunderbare Brosche machen«, murmelte sie mehr zu sich selbst und dann fuhr sie fort: »Also, ich habe ihm gesagt, dass ich aus altem Schmuck neuen mache und ihn verkaufe, und dann ist er mit mir ins Lager gegangen und hat mir seine Schätze gezeigt.« Tante Emmi kicherte.
    Â»Muss doch total teuer gewesen sein«, sagte ich.
    Â»Nö. Denn ich habe ihn ungefähr so angeguckt.« Tante Emmi sah hoch, lächelte breit, dann kräuselte sie die Lippen und klimperte ein paar Mal mit ihren unglaublichen Wimpern, die lang sind wie eine ganze Woche. Ihre Augen begannen zu schimmern, als hätte dahinter jemand das Licht angeknipst. Keine Ahnung, wie sie so was hinkriegt. »Und da hat er mir einen super Preis gemacht.«
    Ich schenkte uns Apfelsaft ein. »Ein wahnsinnig netter Typ sagst du?«
    Sie nickte gedankenverloren, während sie den zweiten Karton öffnete und die Hände in dem angelaufenen Gold und Silber versenkte. »Ja, sehr nett.«
    Â»Mhm.« Ich sah sie prüfend an. »Wie nett genau?«
    Sie grinste. »Na, eben ungeheuer nett. Im Sinne von umwerfend!«
    Und da war er schon, der Kieselstein in meinem Hals. Der tauchte in letzter Zeit immer auf, sobald ich mir Sorgen machte oder traurig war. In diesem Fall machte ich mir eindeutig Sorgen. Denn manchmal hatte ich Angst, dass Tante Emmi aus meinem Leben verschwinden könnte. Ich weiß nicht genau, wann das angefangen hat, früher habe ich mir über so etwas nie Gedanken gemacht, aber seit wir wieder in Deutschland waren, kroch ab und zu so eine Befürchtung in meinem Hals hoch und dann rein in meinen Kopf. Und dann wurde ich den Gedanken nicht mehr los, dass Tante Emmi mich und uns von einem Tag auf den anderen allein lassen könnte.
    Sie ist nämlich nicht meine richtige Tante, also nicht mit mir verwandt, und sie ist auch nicht mit meinem Vater zusammen oder so. Sie gehört einfach zu meiner Familie, seit ich denken kann, also seit ich ungefähr drei bin. In letzter Zeit überlege ich mir, was passiert, wenn sie einen wahnsinnig netten Typen kennenlernt und sich total in ihn verknallt? Sagen wir mal, in einen Typen aus Papua-Neuguinea? Würde sie dann einfach abhauen – ans andere Ende der Welt? 2
    Â»Umwerfend, ja?«, wiederholte ich misstrauisch. »Und wie alt ist der Typ?«
    Â»Keine Ahnung.« Sie runzelte die Stirn. »Hm, siebzig vielleicht? Wieso fragst du?«
    Â»Ach, nur so«, sagte ich und winkte lässig ab, aber: Mann, war ich vielleicht erleichtert. Höchst unwahrscheinlich, dass Tante Emmi mit einem Siebzigjährigen egal wohin auswanderte. Noch mal Glück gehabt.
    Tante Emmi strich mir über den Arm. »Eigentlich müsste ich dich nach Jungs ausfragen und nicht umgekehrt«, sagte sie.
    Ich legte mir eine schwere Kette mit einem großen roten Stein um den Hals. »Tja, was ist in unserer Familie schon normal?«
    Tante Emmi lachte. »Oh, das ist eine gute Frage. Aber davon mal abgesehen – gibt es da nicht vielleicht irgendeinen Jungen, den du … magst?«
    Â»Aber klar.«
    Sie sah mich erwartungsvoll an.
    Â»Phil, Sebastian, Tom, Mike«, rasselte ich herunter. Und ich wollte noch ein paar weitere Freerun-Kumpels aus New York hinzufügen, doch Tante Emmi fiel mir ins Wort.
    Â»Du weißt genau, wie ich das meine«, sagte sie. »Einen Jungen, den du besonders gern magst.«
    Ich machte nur »pffft« und warf die Kette wieder in den Karton. Ich steh nicht besonders auf die Liebe, ganz ehrlich, ich kann gut darauf

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