Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3
Wir hätten mit unseren Koffer dann also unter Umständen bis an die Küste von Frankreich oder Portugal oder wo auch immer schwimmen und an Land gehen können. So was in der Art wollte ich Tante Emmi erzählen, um sie aufzumuntern, aber ⦠sie war den ganzen Flug über erschreckend blass und klammerte sich an ihrem Tomatensaft fest. Da dachte ich, es wäre vielleicht besser, die Schwimmidee für mich zu behalten.
Vom Flughafen fuhren wir mit dem Taxi zu unserer neuen Wohnung. Ich kannte sie schon von Fotos, aber sie war sogar noch schöner und gröÃer, als ich sie mir vorgestellt hatte. Sie hatte einen Um-die-Ecke-Balkon mit Blick auf den Park, glänzenden Parkettboden und eine Küche, in der man Bälle veranstalten könnte, so groà war sie. In Hell's Kitchen dagegen wohnten wir im siebten Stock (ebenfalls ohne Aufzug) â kein Balkon, winzige Zimmer (mindestens eines zu wenig), die Küche hatte die GröÃe von einem Plumpsklo und wir mussten das Geschirr immer von Hand abwaschen. New York halt. Während ich jetzt an unsere alte Wohnung dachte, wühlte ich in dem nächsten Karton herum. Vielleicht war ja irgendein Schmuckstück dabei, das ich selbst ein bisschen aufpeppen konnte. Ich stellte fest, dass ein paar Ringe denen von Suse, Luna und mir ganz schön ähnlich sahen.
Ob man mit ihnen auch durch die Zeiten gucken konnte?
Ich warf sie wieder zurück. Blödsinn, so was gab es garantiert nur ein Mal. Oder drei Mal, um genau zu sein.
»Hast du was von Papa gehört?«, fragte ich.
Tante Emmi nickte. »Eigentlich wollte er es dir selber erzählen, aber wenn du schon fragst: Er hat jetzt endlich einen Flug gebucht!«
»Echt?« Ich sah sie erwartungsvoll an. »Wannwannwann?«, rief ich.
»Er kommt schon nächste Woche!« Emmi grinste.
»Wann?«, wiederholte ich, immerhin besteht eine Woche aus sieben Tagen.
»Am Freitag«, antwortete Tante Emmi.
»Tausendprozentig?«, fragte ich. »Ich meine, er hat jetzt schon ein paar Mal den Flug verschoben und â¦Â«
»Millionenprozentig.« Tante Emmi nickte ernst.
Und dann fiel ich ihr um den Hals und lieà sie ziemlich lange nicht mehr los.
1 Im Deutschen Dagobert Duck, die reichste Ente der Welt. Ich weià nicht, wie aus Scrooge der Vorname Dagobert werden konnte. Ich finde das total komisch, weil »Onkel Dagobert« eigentlich aus Schottland kommt und erst später nach Entenhausen kam (das wiederum in Wahrheit Duckburg und Mouseton heiÃt). Hmhm.
2 Aus dem Kino weià man ja, dass Frauen, die Männer lieben, offenbar zu allem fähig sind. Und umgekehrt. Ich selbst bin in der Hinsicht ja keine Expertin, ich habe noch nie einen Freund gehabt und bin auch nicht gerade scharf drauf. Weil ich nämlich wenig Lust habe, irgendwann nach Papua-Neuginea zu verschwinden.
3 Okay, ganz korrekt heiÃt es happy endings, aber das habe ich erst in Amerika gelernt.
2. Kapitel
D en Abend verbrachte ich in meinem Zimmer mit Musikhören und Online-Poker-Spielen (ich habe mir da ein Limit gesetzt: nie länger als fünfzehn Minuten am Tag, das kann nämlich ganz schön süchtig machen). Dann skypte ich kurz mit Mary-Ann in New York. Mit ihr habe ich noch am meisten Kontakt, sie schreibt einen super Mode-Blog, in den ich regelmäÃig schaue â auf der Suche nach neuen Ideen. Sie war in Amerika meine beste Freundin, aber nicht so wie Suse und Luna, das kann man gar nicht vergleichen. Das mit den beiden ist was ganz Besonderes, als wären wir so was wie Schwestern und beste Freundinnen gleichzeitig.
Dabei hätte ich mir das bei meinem ersten Schultag in Deutschland niemals vorstellen können. Ich weià noch, dass ich das Schulgebäude von der ersten Sekunde an gehasst habe, es sah uralt aus, war zugig und ganz düster. Ich musste erst zum Direktor Jockel, um mich vorzustellen, und der erklärte mir gleich, dass ich alle Fächer zu belegen hatte, ob sie mir Spaà machten oder nicht. Was für ein Schock! In Amerika war das ganz anders gewesen. 4 Dann brachte mich die Landkarte (unsere Klassen- und Mathelehrerin) in das Klassenzimmer, wo sich alle schon kannten und ich die Neue war. Die Landkarte wollte, dass ich mich kurz vorstelle. Das war kein Problem für mich, weil ich in Amerika ein Mal pro Woche beim speech club war, wo man freies Sprechen lernt und egal worüber. Aber da ich gar nicht hier sein wollte, dachte
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