Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
Vom Netzwerk:
sich um seine Mundwinkel. Beute war unterwegs. Sein Blick suchte und fand den schmalen Kiesweg, der sich in unzähligen Windungen durch die grüne Idylle wand, die wie eine Insel inmitten des grauen Großstadtdschungels lag. Es war tiefste Nacht, doch seine Augen vermochten auch in der Dunkelheit jede B e wegung wahrzunehmen.
    Und da war sie. Eine blonde Frau, vermutlich kaum zwanzig Jahre alt. Die Tasche fest an ihre Seite gepresst, eilte sie mit nervöser En t schlossenheit durch den dunklen Park. Ihre Augen waren fest auf das hell erleuchtete Ausgangsportal gerichtet, doch ihr Blick schweifte i m mer wieder nervös zu den bedrohlichen Schatten, die sie umgaben.
    Dean konnte ihre Angst riechen. Die Vorfreude auf das, was gleich geschehen würde, rauschte wie ein erregendes Kribbeln durch seinen Körper.
    Die junge Frau hatte die Eiche, auf der er lauerte, fast erreicht. Er wartete noch einen Moment, dann stieß er sich mit einer geschmeid i gen Bewegung vom Baumstamm ab und landete fast ohne ein G e räusch zu verursachen auf dem Kiesweg nur wenige Meter von seinem Opfer entfernt.
    Die junge Frau blieb abrupt stehen.
    „ Guten Abend“, sagte er mit tiefer, charismatischer Stimme und b e obachtete amüsiert, wie sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht wich, bis ihre Haut fast so bleich wie die seine wurde. Sie begann am ganzen Körper zu zittern, während ihre Hände verzweifelt nach ihrer Tasche griffen. Ein mitleidiges Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Zweifellos wollte sie versuchen , ihn mit einem Knoblauchspray oder einer Tage s licht-Lampe abzuschrecken. Das würde ihr leider nicht gelingen.
    Noch ehe ihre Finger den Verschluss der Tasche überwunden hatten, war er bereits hinter ihr und umfing ihre Hände mit sanftem, aber fe s tem Griff. Die Tasche rutschte von ihrem Arm und fiel zu Boden.
    „ Du wirst doch keine Dummheiten machen wollen“, flüsterte er in ihr Ohr, während die Frau in seinen Armen in jenen widerstandslosen Zustand verfiel, den der betörende Klang einer Vampirstimme hervo r rief.
    Zufrieden betrachtete er sein Opfer. Jung, makellos schöner Körper. Ein besonderer Leckerbissen. Das Wasser lief ihm im Munde zusa m men, während seine Finger sanft das lange blonde Haar an ihrem Hals zur Seite strichen und die blasse Alabasterhaut darunter zum Vorschein brachten.
    Sie stöhnte leise, erregt von der Intensität seiner Berührung, als sein Mund sich zärtlich auf ihren Hals legte.
    Dann biss er zu und das warme, süße Blut der jungen Frau rann lan g sam aus ihrem Körper in seinen Mund.
     
    *
     
    Irgendetwas stimmte nicht.
    Dean wusste es, noch bevor er die Augen aufgeschlagen hatte. Etwas war ganz und gar nicht in Ordnung.
    Er lag auf einem mit Schotter bedeckten Parkweg und über ihm e r streckte sich das dichte Blätterdach einer Eiche.
    Sonnenstrahlen fielen durch die Lücken im Laub und tauchte die Schatten in angenehmes Dämmerlicht. Einer schien direkt auf sein G e sicht und ließ ihn geblendet die Augen schließen.
    „ Fuck!“
    Pures Entsetzen nahm augenblicklich von seinem Körper Besitz. In Panik rollte er sich zur Seite und hob schützend die Hände über den Kopf. Hunderte kleiner Kieselsteine bohrten sich in das Fleisch in se i nem Rücken, doch er nahm es kaum wahr. Seine größte Sorge galt se i nem Gesicht. Wie lange hatte er schon im Sonnenlicht gelegen? Wie schlimm waren seine Verbrennungen? Seine Finger glitten hektisch über seine Wangen, seine Augen, seine Nase. Er spürte nichts als wa r me, unversehrte Haut. Ein erleichtertes Seufzen entwich seinen Lu n gen und er ließ die Hände langsam wieder sinken. Offenbar war er noch rechtzeitig entkommen, bevor seine Haut größeren Schaden hatte nehmen können.
    Vorsichtig richtete er seinen Oberkörper auf und blickte sich um. Wie es aussah, war er noch immer im Park. Unter derselben Eiche, in deren Schatten er letzte Nacht auf der Lauer gelegen hatte.
    Aber warum war er noch hier? Was war mit ihm passiert? Er konnte sich noch daran erinnern, dem Mädchen aufgelauert zu haben. Er hatte es gestellt und gebissen. Doch was war danach geschehen?
    Ein seltsamer Nachgeschmack lag in seinem Mund. Langsam und vorsichtig stand er auf und klopfte sich den Staub von seiner Kleidung. Irgendetwas stimmte nicht mit seinem Körper. Seine Muskeln funkti o nierten nicht wie sonst. Sein Gehör und seine Augen schienen nur e i nen Bruchteil von dem wahrzunehmen, was sie normalerweise sehen und hören konnten. Er fühlte sich irgendwie …

Weitere Kostenlose Bücher