Ploetzlich Mensch
Dolch in die Hand. Dann wich sie schnell wieder zurück, um außerhalb ihrer Reichweite zu sein.
Verwirrt starrte die Tempelpriesterin erst den Dolch und dann Clara an. „Was soll das?“, fragte sie irritiert. Auch Dean blickte verwundert in ihre Richtung.
„ Ich möchte dir eine Chance geben, Saphira“, sagte Clara ruhig, aber kalt. „Ein Tod in den Flammen wird sehr schmerzhaft sein. Mit diesem Dolch hast du die Möglichkeit, dich selbst zu befreien, oder wenn du zu sehr an deiner kalten Hand hängen solltest, zumindest die Wahl, dein Ende selbst zu bestimmen, bevor dich die Flammen erreichen.“
Saphira brauchte einen kurzen Moment, um zu begreifen, welche A l ternativen Clara ihr gerade genannt hatte. Dann heulte sie wütend auf und versuchte verzweifelt mit dem Dolch um sich zu schlagen. Dean betrachtete die tobende Priesterin, die nun einige gar nicht anständige Flüche von sich gab, mit einem zufriedenen Grinsen .
Clara wandte sich demonstrativ von ihr ab und streckte ihm ihre noch immer gefesselten Hände entgegen. Ohne großen Kraftaufwand befreite er sie. Erleichtert rieb sie sich die schmerzenden Handgelenke.
„ Bist du okay? Haben sie dir wehgetan?“, wollte er wissen und b e trachtete sie aufmerksam.
Clara überlegte, ob sie ihm von Thäus erzählen sollte, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Die Tatsache, dass der Kerl versucht hatte, sie zu vergewaltigen, würde Dean vermutlich so sehr aufregen, dass er zu ihm stürmen und ihn in Stücke reißen würde. Aber was sol l te das bringen? Sie hatte Thäus bereits mehr als genug wehgetan.
„ Nein, alles in Ordnung“, sagte sie stattdessen und schüttelte leicht den Kopf. „Und du? Sie haben dich gefoltert?“
Dean machte eine wegwerfende Bewegung. „Nichts, was nicht längst wieder verheilt wäre.“
Sie streckte die Hand aus und berührte sanft seine Wange. Seine bla s se Haut fühlte sich eiskalt an.
„ Bist du jetzt wieder ein Vampir?“
„ Ich weiß selbst nicht genau, was ich bin. Irgendwie scheine ich be i des zu sein, Mensch und Vampir“, stellte er schulterzuckend fest, als plötzlich die Haut unter ihren Fingern an Wärme gewann. Einen M o ment später hatte Dean wieder den rosigen Hautton eines Menschen angenommen. Sie blickte erstaunt in seine eisblauen Augen, die ihren Blick freundlich erwiderten.
„ Offenbar hast du etwas ganz Neues aus mir gemacht.“
„ Oh, Dean.“ Sie konnte nicht anders, als ihn in die Arme zu schli e ßen und fest an sich zu drücken. „Ich bin so froh, dass du da bist.“
„ Und ich bin froh, dass es dir gut geht.“ Er erwiderte ihre Uma r mung. Dann löste er sich sanft von ihr. „Lass uns von hier verschwi n den. Oder gibt es noch etwas, das du zu erledigen hättest?“
Clara blickte noch einmal zu der wilden Furie, in die sich die eiskalte Tempelpriesterin inzwischen verwandelt hatte, und dann den Flur hi n unter, der sich zunehmend mit Rauch füllte. „Nein. Es gibt nichts mehr, was mich in dieser Hölle halten würde“, erwiderte sie und griff bereitwillig nach der Hand, die er ihr entgegenstreckte.
Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, während er sie mit sich zog, aus dem brennenden Tempel hinaus ins T a geslicht. In eine verrückte, aber freie Welt, in der es irgendwo auch einen Platz für sie beide geben würde.
Die Autorin
Ich wurde 1982 in einem kleinen b e schaulichen Ort am äußersten Zi p fel Ostwestfalens geboren, der obwohl er im Zentrum Deutschlands liegt, gut eine Stunde von jeder Autobahn entfernt ist. Bei so viel Landschaft und so wenig Leuten bleibt viel Raum zum Träumen und für spannende Geschichten. Daher sind B ü cher jeglicher Art schon von Kindesbeinen an meine treuesten Begle i ter. Ebenso wie die Musik und das Theater, denen ich genauso gern lausche und zusehe, wie es mich selbst auf „die Bretter, die die Welt bedeuten“ treibt, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und Ideen. Im Konflikt zwischen dem Herz und meinem Beruf als G e stalterin findet mein Leben momentan im ständigen Wechsel zwischen der Ostsee und dem Li p perland statt, was viele Stunden „on the road“ bedeutet und damit viel Zeit zum Brainstormen und Kreieren neuer fantasievoller Geschichten lässt.
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