Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Bäumen. Ich hatte mir diesen Wagen verdient , da würde ich bestimmt nicht mit dem verdammten Bus zur Schule fahren.
Aber da Mom mich mit diesem traurigen, fast ängstlichen Blick ansah, seufzte ich schwer und murmelte: »Soll ich dich anrufen, wenn ich angekommen bin?«
»Nein, Liebes.« Mom richtete sich auf und winkte ab. »Ist schon gut, das musst du nicht. Aber bitte … nimm dich in Acht.«
Ich hörte auch das, was sie unausgesprochen ließ: Nimm dich vor ihnen in Acht. Errege nicht ihre Aufmerksamkeit. Lass nicht zu, dass sie dich in Schwierigkeiten bringen. Versuch diesmal, auf dieser Schule zu bleiben.
»Mach ich.«
Sie stand noch eine Weile unschlüssig herum, dann drückte sie mir einen Kuss auf die Wange und schützte Aktivität vor, indem sie im Wohnzimmer verschwand. Ich trank meinen Saft aus, goss mir noch ein Glas ein und stellte den Karton in den Kühlschrank zurück.
Als ich die Tür zuwarf, löste sich einer der Magnete und landete klappernd auf dem Boden, sodass der Zettel, den er festgehalten hatte, herabsegelte. Samstag: Kali-Vorführung. Als ich ihn aufhob, spürte ich ein nervöses Kribbeln im Magen. Vor sieben Jahren hatte ich angefangen, die philippinische Kampfsportart Kali zu lernen, um mich besser vor dem schützen zu können, was dort draußen auf mich lauerte. Kali hatte mich fasziniert, weil man dabei nicht nur lernte, sich mit bloßen Händen zu verteidigen, sondern auch mit Stöcken, Messern und Schwertern. In einer Welt voller dolchbewehrter Kobolde und schwertschwingendem Feenadel wollte ich auf alles vorbereitet sein. An diesem Wochenende war unsere Gruppe für eine Vorführung bei einem Kampfsportturnier gebucht, und ich würde daran teilnehmen.
Zumindest, wenn ich es schaffte, mir bis dahin keinen Ärger einzuhandeln. Was bei mir schwieriger war, als es sich anhörte.
Mitten im Herbstsemester an einer neuen Schule anzufangen ist zum Kotzen.
Ich muss es wissen. Für mich ist das nichts Neues: die verwirrende Suche nach dem Schließfach, die neugierigen Blicke auf den Fluren, der Gang der Schande durch das Klassenzimmer, wenn man auf dem Weg zu seinem Tisch von über zwanzig Augenpaaren verfolgt wird.
Vielleicht sind ja wirklich aller guten Dinge drei, dachte ich missmutig und ließ mich auf meinen Stuhl fallen, der Gott sei Dank ganz hinten in einer Ecke stand. Zwei Dutzend Blicke bohrten sich in meinen Schädel, doch ich ignorierte sie. Vielleicht schaffe ich es diesmal ja durch ein Halbjahr, ohne rausgeworfen zu werden. Ein Jahr noch – gewährt mir noch ein Jahr, dann bin ich frei. Wenigstens zitierte mich die Lehrerin nicht vor die Klasse, um mich allen vorzustellen. Das wäre mehr als peinlich gewesen. Ich hatte noch nie begriffen, warum sie eine solche Demütigung für nötig hielten. Auch ohne am ersten Tag derart ins Rampenlicht gezerrt zu werden, war es schwer genug, sich einzufügen.
Na ja, einfügen würde ich mich ja sowieso nicht.
Während ich weiterhin die neugierigen Blicke spürte, die immer wieder in meine Ecke wanderten, konzentrierte ich mich darauf, bloß nicht hochzusehen und mit niemandem Augenkontakt aufzunehmen. Ich hörte das Getuschel, sank noch mehr in mich zusammen und starrte auf mein Englischbuch.
Plötzlich landete etwas auf meinem Tisch: ein zusammengefalteter Zettel, der offenbar aus einem Block herausgerissen worden war. Noch immer blickte ich nicht auf, ich wollte gar nicht wissen, wer das Ding geworfen hatte. Vorsichtig ließ ich das Papier unter die Tischplatte gleiten und entfaltete es in meinem Schoß.
Bist du der Typ, der seine alte Schule abgefackelt hat? Ziemlich krakelige Handschrift.
Seufzend zerknüllte ich den Zettel. Die Gerüchte waren also schon im Umlauf. Großartig! Anscheinend hatte ich es bis in die Lokalzeitung geschafft: Jugendlicher Delinquent flieht vom Schauplatz seines Verbrechens. Da allerdings niemand bezeugen konnte, dass ich die Bibliothek angezündet hatte, war ich nicht im Gefängnis gelandet. Wenn auch nur knapp.
Irgendwo rechts von mir kicherte und tuschelte es, dann landete ein weiterer Zettel auf meinem Arm. Diesmal hätte ich die nervige Nachricht fast ungelesen weggeworfen, aber dann siegte die Neugier, und ich riskierte einen Blick.
Hast du im Jugendknast echt einen abgestochen?
»Mr. Chase.«
Miss Singer kam mit verkniffenem Gesicht auf mich zu. Vielleicht sorgte aber auch nur der strenge, dunkle Dutt auf ihrem Kopf dafür, dass sich die Gesichtshaut spannte und die Augen hinter den
Weitere Kostenlose Bücher