Ploetzlich Vater
sehr gefallen hat. Die Laura, die du letzte Woche kennengelernt hast, ist nicht die, mit der ich aufgewachsen bin. Sie hat mir erzählt, dass sie jetzt in einer Band singt.“
„Ist sie denn gut?“
„Ich habe keine Ahnung. Ich habe meine Schwester in meinem ganzen Leben noch nicht singen gehört. Aber ich habe sie auch noch nie so glücklich gesehen.“ Sie sah einen Moment lang nachdenklich aus, bevor sie fortfuhr: „Meine Eltern dagegen, die sind genau so, wie du sie kennengelernt hast.“ Sie zog die Beine unter sich.
„Glaubst du, dass sie deine Schwester und dich jemals so akzeptieren werden, wie ihr seid?“
„Ich glaube, das versuchen sie schon, auf ihre eigene Weise.“ Sie seufzte. „Kurz gesagt sind meine Eltern reich, gebildet, mächtig und haben gute Beziehungen: die Crème de la Crème der New Yorker Gesellschaft. Meine Mutter liebt alles, was glitzert. Außerdem liebt sie Geld, exklusive Handtaschen und Finanzskandale.“
„Und dein Vater?“
„Wie du wahrscheinlich gemerkt hast, ist er ein sehr ernster Mann. Für ihn stehen seine Anwaltskanzlei an erster und meine Schwester an zweiter Stelle.“
„Das tut mir leid.“
„Das braucht es nicht. Ich liebe sie, und jeder von ihnen liebt mich auf seine ganz eigene Weise. Ohne die Vorliebe meiner Mutter für exklusives Essen wäre ich nie auf den Geschmack von mit Cara-Cara-Orangen lackierter Hühnerbrust mit Mantanghongrettich oder kalter Karottensuppe mit Olivenöl gekommen.“
„Klingt ja köstlich.“
Sie lächelte über den triefenden Sarkasmus in seiner Stimme.
„Für jemanden, der wie du über seine Liebe zum Essen spricht, isst du ziemlich wenig“, stellte Derrick fest.
„Ich habe schon die besten Dinge gegessen, jetzt bin ich wählerisch.“
Als Ryan mit seinem Fläschchen fertig war, hob ihn Derrick an seine Schulter, auf die er schon ein sauberes Tuch gelegt hatte, und klopfte ihm sanft auf den Rücken.
„Du wirst richtig gut darin.“
„Ich geb mir Mühe.“
„Danke für deine Hilfe heute Abend. Das war nicht selbstverständlich, so wie ich dich behandelt habe.“
„Ich verstehe, warum du aufgebracht warst. Maggie hätte diese Dokumente nie mit zur Grillfeier bringen dürfen.“
„Wenn wir schon beim Thema sind … Was hat es eigentlich mit dir und Maggie auf sich?“
„Wie ich ja schon gesagt hatte: Wir sind schon lange Freunde.“
„Ich kann nicht mit jemandem befreundet sein, der nicht ehrlich zu mir ist.“
„Aber es ist die Wahrheit.“
Sie legte den Kopf schief. „Verschließt du die Augen vor der Tatsache, dass du Gefühle für Maggie hast, oder denkst du, dass alle um dich herum blind sind?“
„Was meinst du damit?“
„Aaron hat dir ein blaues Auge verpasst. Das hatte offensichtlich etwas mit Maggie zu tun. Ich habe jetzt zweimal gesehen, wie du sie voller Sehnsucht und Leidenschaft angeschaut hast. Deine Gefühle für Maggie würden auch erklären, warum ein netter und gut aussehender Mann wie du noch Single ist.“
„Du findest mich also nett und gut aussehend?“
Es war offensichtlich so, dass er die Augen vor der Wahrheit verschloss. „Ich finde dein Ego größer als Mount Everest. Das ist, was ich finde.“
* * *
Maggie folgte Aaron zum Schrank im Gästezimmer, wo er sich durch Schlafsäcke, Kissen und einen Haufen für die Altkleidersammlung wühlte, bis er den Seesack fand, den er suchte.
Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Ich kann nicht glauben, dass du mich wirklich verlassen willst.“
„Und ich kann nicht glauben, dass du Derrick beim Einrichten geholfen hast und zu Mom gefahren bist, wo du genau wusstest, dass er da sein würde.“
Sie ging ihm durch den Flur und ins Schlafzimmer nach. Dort warf er den Seesack auf das Bett. „Ich habe deinem Bruder Garrett auch beim Einrichten geholfen, als Bailey auf die Welt gekommen ist. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich Derrick helfen würde, und das habe ich getan. Dieser Brief von CryoCorp gibt deinem Bruder die Chance, eine Beziehung zu seinem Sohn aufzubauen. Gerade dir sollte das etwas bedeuten.“
Aaron wurde dunkelrot, und er stach mit dem Zeigefinger in die Luft. „Genau deshalb wollte ich nicht zurück nach Los Angeles ziehen. Aber du hast darauf bestanden. Und weil ich dich liebe und dir vertraut habe, bin ich mitgekommen.“
Er lachte auf. „Das Irrste an dieser ganzen, vermaledeiten Sache ist, dass Derricks kleiner Schwur jetzt Sinn macht. Derrick, der Footballspieler, der sich immer mehr
Weitere Kostenlose Bücher