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Ploetzlich verliebt

Ploetzlich verliebt

Titel: Ploetzlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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Marlis Zimmer schien jetzt wie in dunkelblaues Licht getaucht, aber keine von uns knipste die Nachttischlampe neben dem Bett an.
    Irgendwann sagte ich: »Das kann kein Zufall sein. Dann hat deine … also die Frau da unten im Wohnzimmer … vielleicht sogar noch mehr mit den Ringen zu tun, als ich dachte.«
    Marli blähte kurz die Backen und stieß dann die Luft aus. »Nur weil sie auch Emilie heißt? Das ist doch lächerlich. Wie ihr ja selbst immer sagt, ist sie noch nicht mal richtig mit mir verwandt! Nur weil jemand Harry heißt, muss er auch nicht gleich ein Zauberlehrling sein.«
    Â»Und wer Pippi heißt, muss kein Pferd namens Kleiner Onkel haben, schon klar«, sagte Luna.
    Â»Harry, Pippi, was redet ihr da? Leute!«, rief ich und setzte mich auf. Wie am Faden gezogen machten es mir die beiden nach. »Endlich kommt Bewegung in die Sache!« Was ich zugleich aufregend und beängstigend fand.
    Marli schüttelte den Kopf. »Ihr meint wirklich, dass Tante Emilie mit dieser ganzen Sache was … zu tun hat? Aber welche Sache ist das überhaupt?«
    Â»Suse hat recht«, sagte Luna nachdenklich. »Das hier ist die erste wirklich heiße Spur, die wir haben. Und die auch das merkwürdige Verhalten deiner Tante erklären würde. Sie ist ja wirklich total nett, das stimmt schon, aber sobald es um Schmuck oder genauer: um unsere Ringe geht, verhält sie sich seltsam. Das musst du endlich mal zugeben. Dass ausgerechnet sie deinen Ring gefunden hat – das kann wirklich kein Zufall sein.«
    Marli seufzte leise. »Da ist schon was dran. Ich sagte ja, dass meine Tante sich verändert hat. Und wenn ich genau darüber nachdenke, ist das seit meinem dreizehnten Geburtstag so. Seit sie zum ersten Mal meinen Ring gesehen hat. Da ist sie wie eine Rakete auf mich zugeschossen und hat nicht mehr aufgehört, Fragen zu stellen.« Marli zuckte mit den Schultern. »Ich dachte halt, das hat mit ihrer Arbeit zu tun, denn sie verkauft ja alten Schmuck.«
    Ich starrte sie an. »Siehst du? Bei uns zu Hause, da hat sich seit den Ringen überhaupt nichts verändert. Alles ist wie immer. Opa fragt manchmal danach, aber nur, weil Luna ihm ja von ihrem ersten Zukunftsblick erzählt hat. Und es wäre uns sofort aufgefallen, wenn unser Opa oder sonst jemand irgendwie scharf auf die Ringe wäre.«
    Â»Wir müssen deine Tante einfach mal so richtig unter die Lupe nehmen«, entschied Luna.
    Marli betrachtete uns unsicher. »Ist das unbedingt nötig? Ich meine …«
    Â»Ich kümmere mich drum, okay? Sie wird davon gar nichts mitbekommen«, unterbrach ich sie und steckte meinen Ring, den ich ja vorher samt Pflaster in der Hosentasche hatte verschwinden lassen, an meinen rechten Ringfinger. Ich fand, dass wir keine Zeit mehr verlieren sollten. »Wie gehen wir es an?«
    Luna runzelte die Stirn, dann leuchteten ihre Augen auf. »Geburtstage sind immer gut, da sind doch Verwandte und Freunde da und jede Menge ist los. Da erfährt man am meisten.«
    Â»Richtig!« Ich grinste. »Und deine Tante hat uns vorhin ja ihren verraten. 2. August, stimmt’s?«
    Â»Also, wenn ihr wirklich meint«, murmelte Marli zaghaft. »Schaden kann es ja nicht.«
    Â»Schließ die Tür ab, bitte«, sagte ich. Marli stand auf, drehte den Schlüssel um, und als sie wieder auf dem Bett saß, fragte ich: »Gut, wie alt ist sie?«
    Â»Ã„h, fünfunddreißig, glaube ich.« Marli strich sich nervös durchs Haar.
    Ich rechnete kurz nach, dann berührte ich den grünen Diamanten und konzentrierte mich. »Ich möchte wissen, was Emilie Zacharias am 2. August 1991 gemacht hat«, sagte ich laut und deutlich. Damals war sie dreizehn wie wir. Ich legte mich zurück und drückte die Augen zu – und schon kam es mir so vor, als ob das Bett unter mir schaukelte. Wie immer hatte ich das Gefühl, von reißenden Wellen getragen zu werden, und dann sah ich …
    Schwarz.
    Und zwar das schwärzeste Schwarz, das man sich vorstellen kann. Als wäre alles Licht verschluckt. Leider nicht nur das Licht, sondern auch die Luft. Die schien ebenfalls verschwunden zu sein. Als ich Atem holen wollte, funktionierte das nicht, ich fühlte mich, als wäre ich im Dauerlauf einen steilen Berg hochgerannt und hätte dabei ein paar Papierkörbe und Bänke übersprungen. Hektisch riss ich die Augen auf und begann zu

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