Ploetzlich verliebt
ihren Bernsteinaugen, als hätte sie nie etwas Spannenderes in ihrem Leben gehört. »Das ist bestimmt schön. Und wer wohnt noch in eurem Haus?«
»Unsere Eltern, mein Bruder, Lunas Schwester, Opa und unsere Katze«, ratterte ich herunter.
»Wir haben aber keinen Platz mehr«, fügte Luna hinzu, verschränkte die Arme vor der Brust und schien überhaupt nicht in der Stimmung, besonders freundlich zu sein. »Falls Sie bei uns einziehen wollen, meine ich. Ich muss mir schon mit der Schnarchnase hier«, sie deutete mit der Gabel auf mich, »ein Zimmer teilen.«
Das liegt an meinen Polypen, das weià sie ganz genau, aber sie muss einfach immer wieder darauf herumreiten. Ts. Ich warf ihr einen finsteren Blick zu.
»Aha, Luna, du bist also der Witzbold von euch beiden«, bemerkte Marlis Tante.
»Tja, ihr Sternzeichen ist halt Löwe«, sagte Marli, als ob das die Erklärung für alles wäre.
»Meins auch!« Marlis Tante lehnte sich zurück und legte die Hände so zusammen, dass sie ein Spitzdach formten. »Ich habe am 2. August Geburtstag und du?«
»13.«, nuschelte Luna. Mensch, war die unhöflich. Ich stupste sie an.
Marlis Tante schien in Gedanken versunken, dann räusperte sie sich. »Ich trage, seit ich so alt wie du bin, einen besonderen Anhänger mit einem Topas-Stein daran. Der Stein gibt dem Löwen Kraft, der Anhänger ist seitdem mein Talisman, hier, schau doch mal, Luna.« Sie zog eine lange goldene Kette unter ihrem Pulli hervor und beugte sich zu Luna hinüber, die sogar tatsächlich die Höflichkeit besaÃ, sich den Anhänger anzusehen.
Der Topas war ein dicker, oval geschliffener Stein. Er war intensiv türkisblau ⦠ein bisschen wie Lunas Augen, dachte ich. Und da hörte ich schon Luna ausdruckslos und offensichtlich wenig beeindruckt murren: »Mhm, der ist schön.«
Ich fand wirklich, dass der Stein toll funkelte, und war fast ein bisschen wie hypnotisiert, das lag aber vielleicht auch an der Masse Cheesecake, die ich verdrückt hatte. Da sagte Frau Zacharias: »Das letzte Mal habt ihr mir doch von euren drei Ringen erzählt. Ihr müsst wissen, dass ich mit Schmuck handle. Mit altem Schmuck überwiegend. Zeigt mir doch mal eure Ringe, vielleicht sind sie ja richtig wertvoll!«
Obwohl mir der Cheesecake-Zuckerschock das Hirn vernebelte, fand ich das jetzt schon komisch. Also nicht komisch wie brüllend komisch, sondern komisch wie eigenartig . Denn hatte sie das letzte Mal nicht uns auf unsere Ringe angesprochen? Und wieso fing sie schon wieder davon an? Ich sah von meiner Gabel auf.
»Die haben wir nicht mit«, brummte Luna und schob ihren Teller weg. »Ich kann Ihnen mein Armkettchen zeigen. Hat mir mein Freund geschenkt. Ohne Topas, aber mit einem Mond dran.«
»Aber du hast doch dieses Klebeband um deinen Finger!« Marlis Tante klang fast ein bisschen beleidigt.
»Das ist ein Fake«, behauptete Luna und verschränkte die Arme. »Ist nichts drunter.«
Stimmte natürlich nicht, denn nachdem Marlis Ring wieder aufgetaucht und alles wohl nur falscher Alarm gewesen war, hatten wir morgens beschlossen, die Ringe ab sofort wieder zu tragen.
»Meine Tante steht auf Schmuck«, meldete Marli sich jetzt zu Wort, es war ihr deutlich anzumerken, dass sie sich auch nicht besonders wohlfühlte. Dann wandte sie sich an ihre Tante: »Eigentlich sieht Lunas Ring aus wie meiner, nur eben nicht mit ânem lila Stein, sondern einem blauen.«
Plötzlich fingen die Augen von Marlis Tante zu leuchten an. Sie sprang auf. »Ich hab eine Idee«, rief sie und rannte aus dem Wohnzimmer.
»Die will ja ganz schön viel wissen«, flüsterte Luna.
Marli trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Erwachsene halt, ihr wisst ja, wie die sind.«
Luna fixierte sie. »Wenn ich mir meinen Vater so anschaue, der braucht ungefähr ein ganzes Jahr, um so viele Fragen zu stellen.«
Schon kam Marlis Tante mit einer Schmuckschatulle zurück. »Habt ihr vielleicht Lust, mal ein paar von meinen Ringen zu probieren?«
»Wie bitte, was?« Luna richtete sich auf. Dann murmelte sie in meine Richtung: »Die ist wirklich ganz schön aufdringlich.«
»Ihr müsstet natürlich zuerst eure Pflaster abmachen.« Marlis Tante lächelte.
»Tante Emmi hat wirklich total abgefahrenen Schmuck«, rief Marli. »Echt antikes Zeug, das hat
Weitere Kostenlose Bücher