Ploetzlich verliebt
ein paar Tagen, als sie in ihrem schicken Sportwagen vor unserer Tür parkte und weggefahren ist, als ich sie ansprechen wollte?«
Marli kniff die Augen zusammen. »Glaubst du vielleicht, sie ist vom CIA und verfolgt euch?«
»Haha.« Luna starrte zurück. »Nein, aber irgendwas hat sie mit den Ringen am Hut, das ist doch eindeutig.«
»So ein Quatsch, wieso denn?« Funken sprühten aus Marlis Augen, ungelogen!
»Ich trau ihr jedenfalls nicht.«
Wir schwiegen eine Weile. Die Spannung zwischen den beiden konnte man mit den Händen greifen. Und ich stand mal wieder dazwischen â ich fand Marlis Tante wirklich nett. Etwas intensiv, vielleicht. Aber wenn ich mich für etwas begeistere, dann rede ich auch nur noch davon. Von Freerunning zum Beispiel. Oder der neuen Geschmacksrichtung von meinem Lieblingslipgloss.
Oder Henri.
»Sei doch nicht so sauer«, bat ich Marli leise.
»Ich verstehe einfach nicht, warum Luna so unfreundlich zu meiner Tante ist. Ich meine, meine Tante ist so was wie eine Mutter für mich und ihr seid meine Freundinnen. Ich will doch nur, dass ihr euch versteht!« Marli sah uns vorwurfsvoll an.
»Aber du hast doch selbst erzählt, dass sie seit einiger Zeit anders ist«, hob ich hervor. »Dass sie ständig wissen will, was du machst und mit wem, das hast du gesagt.«
»Na und? Ist doch egal. Sie ist meine Tante.«
»Sie ist ja nicht deine richtige Tante«, korrigierte Luna.
»Hörst du mir überhaupt zu, Luna? Sie hat mich mehr oder weniger groÃgezogen. Was wollt ihr eigentlich? Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ich mich bei euch zu Hause so aufführen würde?«
Da hatte sie nun wirklich recht. Zwar war ich mir keiner Schuld bewusst, weil ich mich doch ziemlich freundlich ihrer Tante gegenüber verhalten hatte, aber Luna musste sich wirklich mal etwas zusammenreiÃen. »Es tut uns leid«, sagte ich deshalb. Als Luna eisern schwieg, stieà ich ihr mit dem Ellbogen in die Rippen. »Richtig?«
»Es ist nur â¦Â« Luna hob beide Hände, als wollte sie zu einer weiteren langen Ansprache ansetzen.
»Luna!«, zischte ich.
»Na gut.« Sie zuckte mit den Schultern. »Schön, es tut mir auch leid.«
»Wieder alles okay zwischen uns?«, fragte ich Marli. »Der Kuchen von deiner Tante war wirklich erste Sahne. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und der Kakao erst. Wenn sie den öfter macht und uns einlädt, wird das schon alles mit der Zeit.« Ich zwinkerte Marli zu.
Marli nickte zwar, aber erst nach einem kurzen Zögern. »Sicher«, sagte sie.
Wir hockten uns links und rechts neben sie aufs Bett.
»Was hat dein Vater eigentlich gesagt?«, fragte ich, um endlich das Thema zu wechseln.
»Tja, er weià wirklich nicht sonderlich viel über die Familie meiner Mutter. Als ich nachhakte, meinte er, meine Mutter hätte immer erzählt, dass der Ring von meiner UrurgroÃmutter ist. Dann hab ich gesagt: âºDie hieà also doch Elsa.â¹ Er so: âºElsa? Den Namen hab ich noch nie gehört. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht Elsa hieÃ, sondern Emilie.â¹ Und ich so: âºSicher?â¹ Und er so: âºGanz sicher, deine Mutter wollte dir nämlich als zweiten Namen Emilie geben.â¹ Ich so: âºDann würde ich heute ja Marie-Emilie heiÃen.â¹ Er so: âºGenau, aber dann haben wir uns lieber auf Louise geeinigt.â¹Â«
»Und dann du so?«, fragte Luna gedehnt.
Marli sah sie nur schweigend an und lächelte schlieÃlich schief. »Das warâs.«
»Emilie?« Luna überlegte einen Moment. »Wie Emmi? Also ich meine, heiÃt deine Tante auch Emilie?«
Marli nickte.
»Hammer.«
»Deine UrurgroÃmutter heiÃt also so wie deine, deine ⦠na ja, also wie Frau Zacharias? Hammerhammer!«, fügte ich hinzu. »Das bedeutet, du hast den Ring höchstwahrscheinlich von einer Ururoma Emilie vererbt bekommen, den Brief aber von Elsa . Also müssen wir herausfinden, wer Emilie ist und wie die beiden miteinander zusammenhängen. Das ist unsere nächste Aufgabe.«
»Pffffft«, machten wir dann alle gleichzeitig. Lehnten uns zurück und starrten an die Zimmerdecke.
Marli sprach aus, was wir alle drei dachten: »Wie sollen wir das denn schon wieder anstellen?«
Wir schwiegen lange, jede in ihre Grübeleien vertieft, und langsam setzte die Herbstdämmerung ein.
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