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Ploetzlich verliebt

Ploetzlich verliebt

Titel: Ploetzlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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meine, im einen Moment essen wir Käsekuchen – sorry, Cheesecake –, ihre Nicht-die-richtige-Tante zeigt uns diesen ganzen ollen Schmuck, und wenn ich dann nachgucke, warum, dann sehe ich … nichts. Keine Vergangenheit. Keinen Hinweis auf ein Leben vor diesem hier. Stattdessen ein extremer Anflug von Übelkeit, Schwindel und Gänsehaut – überall.
    Mein Kopf hämmerte wie verrückt, als ich versuchte, die richtigen Worte für das zu finden, was ich nicht gesehen hatte. »Es war so, als ob …« »Als ob ich zwar in der Vergangenheit wäre, aber … deine Tante nicht.«
    Â»Wie jetzt?« Luna guckte mich groß an.
    Zwar fand ich selbst, dass das verrückt klang und zudem unverständlich, aber ich meinte jedes Wort genau so. »Wenn ich sonst versuche, in die Vergangenheit von jemandem zu sehen, der nicht viel oder gar nichts mit mir zu tun hat, dann passiert einfach nichts. Null. Nada . Aber vorhin, da bin ich in ein ultraschwarzes lichtleeres Nichts getaucht und habe gespürt, dass ich mich in der Vergangenheit bewege. Aber eben in einer, in der Emilie Zacharias nicht existierte.« Ich stieß zitternd den Atem aus. »Es ist, als ob es deine Tante gar nicht gibt … also, gegeben hat. In der Vergangenheit, meine ich, weil: jetzt ist sie ja hier. Oder so. Aber sie hat keine Vergangenheit.«
    Â»Das ist doch wohl nicht dein Ernst.« Marli schaute mich immer noch nicht an. Typische Verdrängungstaktik.
    Â»Das klingt wirklich ziemlich verrückt, Suse. Aber okay, dann musst du eben noch viel weiter zurück, nämlich wieder zu Elsa«, sagte Luna. »Wir wollten doch sowieso herausfinden, wie unsere Ururgroßmutter Elsa und Marlis Ururgroßmutter Emilie miteinander verwandt sind, richtig? Also, dann sieh dir jetzt Elsas dreizehnten Geburtstag an. Das ist leicht, das kann sogar ich ausrechnen. Das war vor hundert Jahren.«
    Â»Fast richtig«, sagte ich. »Nur eine Abweichung von einem Prozent.«
    Â»Hm?«
    Â»Es war vor hundertein Jahren. 1912.« Obwohl ich jetzt wirklich Angst vor diesen Zeitreisen hatte, machte ich mich für den nächsten Sprung in die Vergangenheit bereit. Gott sei Dank, diesmal funktonierte es wieder normal. Ich war weg und gleichzeitig da. Nur in einer anderen Zeit.
    Ich sah einen großen Raum. Riesige Bücherregale bis unter die Decke auf der einen Seite, Sofas mit jeder Menge Kissen und Decken auf der anderen. Ein ovaler Esstisch in der Mitte und drum herum ein paar Kinder, Frauen in langen Kleidern mit Spitzen und Tüll in dezenten Farben und Männer in dunklen Anzügen und weißen Hemden, manche mit Stehkragen. Alles wirkte sehr steif und ruhig. Als wäre ich aus Versehen in einen Stummfilm gerutscht.
    Auf dem Tisch stand eine mehrstöckige Geburtstagstorte mit Kerzen darauf. Dahinter sah ich ein Mädchen in einem weißen Spitzenkleid, sie hatte Zöpfe und eine gigantische weiße Schleife oben auf dem Kopf. Das war dann wohl Elsa. Meine Ururoma Elsa. Sie blähte die Backen und pustete die Kerzen aus. Die Leute um den Tisch applaudierten höflich.
    Â»Ã–ffne dein Geschenk, Kind«, sagte die Frau neben Elsa, vermutlich ihre Mutter. Somit meine Urururgroßmutter. Oh Mann.
    Elsa, die ich kaum erkannte, so jung sah sie aus mit ihren Zöpfen, öffnete eine Schachtel und nahm ein kleines Kettenkarussell aus Blech heraus. Man konnte es aufziehen, dann spielte Musik und die bunt bemalten Kinder auf den Schaukeln begannen, sich zu drehen.
    Elsa klatschte begeistert in die Hände.
    Â»Und jetzt, liebes Geburtstagskind«, sagte ihr Vater (zumindest nahm ich an, dass es ihr Vater war, also mein … ach, egal), »spiel uns etwas auf der Blockflöte vor.«
    Â»Aber Papa«, sagte Elsa. »Ich möchte lieber nicht.«
    Â»Papperlapapp. Du hast doch geübt. Und außerdem wird deine Schwester dich begleiten. Emilie, wo ist deine Geige?«, fragte er und schon sprang ein etwas älteres Mädchen auf und nahm eine Geige von einem kleinen Tisch.
    Moment mal. Emilie?
    Ich starrte das Mädchen in dem geblümten Kleid und den schwarzen Schnürstiefeletten an. Dann ging ich näher an sie heran und …
    â€¦ das gab’s doch nicht!
    Obwohl sie eine wirklich komplizierte Hochsteckfrisur hatte, waren ihre knallroten Locken nicht zu übersehen. Einige hatten sich aus den Haarnadeln gelöst und standen störrisch in die Höhe. Und

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