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Poirots erste Fälle

Poirots erste Fälle

Titel: Poirots erste Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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alles über die S a che, Monsieur Poirot?«
    Die Frage war fast überflüssig. Seit einigen Tagen b e richtete jede Zeitung ausführlich über die sensati o nelle Entführung des kleinen Johnnie Waverly, des dreijährigen Sohnes und Erben von Marcus Waverly, »Waverly Court«, Surrey. Die Waverlys waren eine der ältesten F a milien Englands.
    »Die wesentlichen Tatsachen kenne ich natürlich, aber ich bitte Sie, mir noch einmal die ganze Geschic h te zu erzählen, Monsieur. Und in allen Einzelheiten.«
    »Tja, angefangen hat es, glaube ich, vor zehn Tagen, als ich e i nen anonymen Brief bekam – immer eine grässliche Sache –, aus dem ich nicht schlau wurde. Der Schreiber hatte die Unverschämtheit, fünfun d zwanzigtausend Pfund von mir zu verlangen – fünfundzwanzi g tausend Pfund, Monsieur Poirot! Falls ich nicht zahlte, drohte er Johnnie zu entführen. Selbstve r ständlich warf ich den Zettel sofort in den Papierkorb. Hielt ihn für einen albe r nen Scherz. Fünf Tage später b e kam ich den nächsten Brief: ›Wenn Sie nicht zahlen, wird Ihr Sohn am Neu n undzwanzigsten entführt.‹ Das war am Siebenundzwa n zigsten. Ada machte sich Sorgen, aber ich brachte es ei n fach nicht fertig, die Sache ernst zu nehmen. Verdammt nochmal, wir leben schließlich in England! Hier werden keine Kinder entführt und Lösegelder e r presst.«
    »Nun, es ist gewiss nicht landesüblich«, sagte Poirot. »Fahren Sie fort, Monsieur.«
    »Ada ließ mir keine Ruhe, also trug ich – wobei ich mir ein bis s chen albern vorkam – die Sache Scotland Yard vor. Auch dort schien man sie nicht ernst zu nehmen und neigte – wie ich – zu der Überzeugung, dass es ein du m mer Scherz sei. Am Achtundzwanzig s ten bekam ich einen dritten Brief. ›Sie haben nicht g e zahlt. Ihr Sohn wird morgen, am Neunundzwanzigsten, um zwölf Uhr mittags entführt. Es kostet Sie fünfzigtausend, ihn zurückzub e kommen.‹ Ich fuhr wieder zu Scotland Yard. Diesmal war man dort mehr beei n druckt. Man schien der Meinung zu sein, dass die Bri e fe von einem Verrückten stammten und zum angeg e benen Zeitpunkt etwas geschehen könnte. Man versicherte mir, man werde alle nötigen Vorsicht s maßnahmen treffen. Inspektor McNeil wollte am näch s ten Mo r gen mit einer ausreichenden Anzahl seiner Leute nach ›Waverly Court‹ kommen, um uns Polizeischutz zu geben.
    Ich fuhr sehr erleichtert nachhause. Wir hatten schon das Gefühl, uns im Belagerungszustand zu befinden. Ich ordnete an, dass kein Unbekannter hereingelassen und niemand aus dem Haus gehen dürfe. Der Abend verlief ohne Zwischenfall, aber am nächsten Morgen fühlte me i ne Frau sich ernstlich krank. Ihr Zustand b e unruhigte mich und ich ließ Dr. Dakers holen. Die Krankheitssy m ptome erschienen ihm rätselhaft. Obwohl er zögerte a n zude u ten, dass sie vergiftet worden sei, merkte ich, dass er diese Mö g lichkeit in Betracht zog. Es bestehe keine Gefahr, versicherte er mir, aber es würde einen oder zwei Tage dauern, bis sie wieder gesund sei. Als ich in mein Zimmer zurückkehrte, entdeckte ich zu meinem Ersta u nen einen an mein Kop f kissen gehefteten Zettel. Es war dieselbe Handschrift wie die in den Briefen. Nur drei Wo r te: ›Um zwölf Uhr.‹
    Da sah ich rot, Monsieur Poirot, das gebe ich zu. J e mand im Haus war in die Sache verwickelt, einer der Dienstboten. Ich ließ alle heraufkommen und hielt i h nen eine Standpauke. Sie verraten sich nie gegense i tig. Es war Miss Collins, die Gesellschafterin meiner Frau, die mir mitteilte, sie habe am frühen Morgen Johnnies Kinde r schwe s ter die Zufahrt hinunterlaufen gesehen. Ich sagte es ihr auf den Kopf zu und sie brach zusammen. Sie hatte das Kind in der Obhut e i nes Mädchens zurückgelassen und sich aus dem Haus geschlichen, um sich mit – einem Mann zu treffen. Eine schöne Bescherung! Sie leu g nete, den Zettel an mein Kopfkissen geheftet zu haben. Vie l leicht sagt sie sogar die Wahrheit. Ich weiß es nicht. Ich wusste nur, ich konnte es nicht riskieren, dass die Kinde r schwester meines Sohnes an der Verschwörung beteiligt war. Einer der Angestellten war darin verw i ckelt, davon war ich überzeugt. Schließlich verlor ich die G e duld und warf die ganze Bande hinaus, die Kinderschwester und alle andern. Ich gab ihnen eine Stunde Zeit, ihr Bündel zu schnüren und das Haus zu verlassen.«
    Mr Waverlys rotes Gesicht war in der Erinnerung an seinen gerechten Zorn um zwei Schattierungen röter g e worden.
    »War das nicht

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