Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Poirots erste Fälle

Poirots erste Fälle

Titel: Poirots erste Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Blick zum Schweigen. »Nun, Monsieur Poirot?«
    Langsam und ernst schüttelte Poirot den Kopf. Er schüttelte ihn mit sichtlichem Bedauern, aber er schü t telte ihn. »Im Augenblick, Mad a me, darf ich leider gar nichts sagen«, erklärte er.
    Er verbeugte sich, nahm seinen Hut und ging zur Tür. Mary Del a fontaine begleitete ihn in die Halle. Auf der Schwelle der Hau s tür blieb er stehen und sah sie an.
    »Sie lieben Ihren Garten, nicht wahr, Madame?«
    »Ich? Ja, ich verbringe viel Zeit mit Gartenarbeit.«
    »Je vous fais mes compliments.«
    Er verneigte sich noch einmal und ging auf das Garte n tor zu. Er ve r ließ den Garten, wandte sich nach rechts und warf einen Blick zurück. Zwei Eindrücke blieben in seiner Erinnerung haften – ein blasses G e sicht, das ihn von einem Fenster im ersten Stock aus beobachtete, und ein Mann, der in aufrechter und so l datischer Haltung auf der gegenüberliegenden Str a ßenseite auf und ab ging.
    Hercule Poirot nickte nachdenklich. »Définitivement«, sagte er. »Die Maus sitzt im Loch. Was soll die Katze weiter tun?«
    Die Antwort auf diese Frage führte ihn zum nächsten Postamt, wo er zweimal telefonierte. Das Ergebnis der beiden Gespräche schien ihn zu befriedigen. Sein näch s tes Ziel war der Polizeiposten von Cha r man’s Green, wo er nach Inspektor Sims fragte.
    Inspektor Sims war ein großer, bulliger Mann mit e i ner herzl i chen Art. »Monsieur Poirot?«, fragte er. »Das dachte ich mir. Eben hat mich der Chef Ihretwegen angerufen. Er sagte, Sie würden vorbeikommen. G e hen wir in mein Büro.«
    Nachdem er die Tür geschlossen hatte, bot der Inspe k tor Poirot e i nen Stuhl an, setzte sich auf einen anderen und musterte seinen Bes u cher mit lebhaftem Interesse.
    »Sie sind sehr schnell, Monsieur Poirot. Sie kü m mern sich um diesen Rosebank-Fall, noch ehe wir richtig be g riffen haben, dass es übe r haupt ein Fall ist. Was hat Sie darauf gebracht?«
    Poirot holte den Brief hervor und reichte ihn dem I n spektor, der ihn sehr aufmerksam las.
    »Interessant«, sagte er. »Schwierig ist nur, dass er so vi e les b e deuten kann. Was für ein Jammer, dass sie sich nicht ein bisschen deutlicher ausdrückte. Es würde uns jetzt viel helfen.«
    »Vielleicht wäre gar keine Hilfe nötig gewesen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie könnte noch am Leben sein.«
    »Wollen Sie so weit gehen? Möglicherweise haben Sie sogar Recht.«
    »Berichten Sie mir bitte den Tatbestand, Inspektor. Ich weiß übe r haupt nichts.«
    »Das ist schnell getan. Der alten Dame wurde es am Dienstag nach dem Abendessen übel. Sehr übel. Zucku n gen, Krämpfe, alles Mögl i che. Sie ließen den Arzt holen. Aber als er eintraf, war sie schon tot. Die allgemeine Me i nung war, sie sei an irgendeinem unerklärl i chen Anfall gestorben. Dem Arzt gefiel das Ganze nicht besonders. Er z ö gerte und wand sich hin und her und brachte es ihnen so schonend wie möglich bei. Doch er sagte u n missverständlich, er könne den Totenschein nicht ausste l len. Für die Familie sind die Dinge noch nicht weiter g e diehen, sie wartet das E r gebnis der Obduktion ab. Wir sind ein bisschen weiter. Der Arzt hat uns sofort einen Tipp gegeben – er und der Polizeiarzt haben die Autopsie gemeinsam vorgenommen –, und das Ergebnis steht ei n deutig fest. Die alte Dame ist an einer beträchtlichen D o sis Strychnin gestorben.«
    »Aha!«
    »Eben. Eine hässliche Sache. Jetzt geht es darum: Wer hat ihr das Gift gegeben? Und wann? Der Tod muss schnell eingetreten sein. Der erste Gedanke war natürlich, sie habe es mit dem Abendessen zu sich genommen, aber das scheint mir, offen gesagt, eine irrige Ansicht. Sie h a ben Artischockensuppe gegessen, die allen aus derselben Terrine serviert wurde, hinterher Fischauflauf und Apfe l kuchen.«
    »Wer waren ›sie‹?«
    »Miss Barrowby und Mr und Mrs Delafontaine. Miss Barrowby ha t te eine Pflegerin und Gesellschafterin – eine Halbrussin –, aber sie aß nicht mit der Familie zusa m men. Sie bekam die Reste, die aus dem Esszimmer abg e räumt wurden. Es gibt noch ein Hau s mädchen, doch sie hatte an diesem Abend frei. Sie ließ die Suppe auf dem Herd, den Fischauflauf im Rohr und der Apfelkuchen war kalt. Alle drei aßen das gle i che und abgesehen davon glaube ich nicht, dass man jemand auf diese Weise dazu bringen könnte, Stryc h nin zu schlucken. Das Zeug ist bitter wie Galle. Der Arzt behauptet, man schmecke es noch in einer Lösung von eins zu tausend oder so

Weitere Kostenlose Bücher