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Polarfieber (German Edition)

Polarfieber (German Edition)

Titel: Polarfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Henry
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sie schließlich, als die Stille zu drückend wurde und das Ticken zu laut.
    Marc zuckte die Schultern und steckte die Prospekthülle zurück in seinen Beutel.
    Die Zeit verging.
    Plötzlich passierte etwas im Gang vor dem Wartezimmer. Eine Tür öffnete sich, dann das Scharren von Rädern auf Linoleum. Kaya sprang auf. Schwindel packte sie, doch da war schon Marc, der sie hielt, und zusammen traten sie auf den Flur. Einen Blick konnte sie noch erhaschen. Ein fahrbares Krankenhausbett, der Rücken der Krankenschwester, gebeugt über das Fußteil des Bettes, weiße Bettwäsche, ein Infusionsständer mit zahllosen Beuteln daran und einem grünen Kasten. Die Tür schloss sich erneut. Zurück blieb das Rasen ihres Herzens. Es würde alles gut werden. Ein Toter brauchte keine Infusionen. Ein Toter …
    Die Tür öffnete sich erneut, und heraus kam Holger Berthelsen. Müde sah er aus, aber nicht besorgt. Oder doch? Mit sicherem Schritt trat er auf sie zu.
    „Sind Sie die Angehörigen von Silas?“
    „Ich … Silas …“ Kaya fasste sich an den Bauch. War sie eine Angehörige? Was für Rechte hatte sie schon?
    „Kaya ist Silas’ Verlobte“, sprang Marc ein.
    Berthelsen Augen folgte der Bewegung ihrer Hände und als sie auf ihren Bauch fielen, nickte er. Er legte eine Hand unter ihren Ellenbogen und führte sie einige Schritte den Gang hinab. „Silas ist stabil. Das Schlimmste war der Blutverlust. Wir haben die Bisse versorgt und die Kugel entfernt. Das Projektil hat einige wichtige Gefäße verletzt und den Oberschenkelknochen gestreift. Es wird einiges an Zeit und viel Geduld brauchen, bevor seine alte Fitness wiederhergestellt ist.“
    „Wie …“ Kaya schüttelte den Kopf. Was machte es schon für einen Unterschied, wie es diesem neuen, dänischen Arzt gelungen war, in einem Krankenhaus, wie dem von Qaanaaq, eine solche Operation durchzuführen. Sie räusperte sich und setzte neu an. „Kann ich zu ihm?“
    „Er schläft noch. Aber ja, Sie können zu ihm. Wenn er aufwacht, wird er froh sein, wenn Sie da sind, denn dann wird er höllische Schmerzen haben. Zu viele Schmerzmittel verkraftet sein Organismus noch nicht nach der Unterkühlung und dem Blutverlust.“
    „Danke.“
    Kaya wollte schon die Klinke herunterdrücken, um zu Silas zu gehen, da fiel ihr noch etwas ein. Sie wandte sich noch einmal zu dem Arzt um. „Dr. Berthelsen. Marc. Er ist extra von Thule hierhergekommen. Können Sie …“
    „Sicher.“ Wärme verdrängte die Müdigkeit im Blick des Arztes. „Aber jetzt gehen Sie zu Silas. Er braucht Sie jetzt.“
    Die Zeit, die Kaya an Silas’ Bett verbrachte, zerfloss zu einer undurchdringlichen Masse aus Geräuschen und Bildern. Sein Gesicht dick eingepackt in Verbände, das Bein in einer Schiene, lag Silas im Bett und rührte sich nicht. Er schlief. Schlief und atmete. Es war fast friedlich, das sanfte Auf und Ab seiner Brust zu beobachten und zu wissen, was alles hätte sein können.
    Irgendwann verlor Kaya den Kampf gegen die Müdigkeit. Mit den Armen neben Silas’ Körper auf dem Bett, kippte ihr Kopf nach vorn und ihre Augen fielen zu. Nur ein paar Minuten, dachte sie. Er schläft auch.
    Als sie wieder aufwachte, war etwas anders. Vorsichtig öffnete sie die Augen und hob den Kopf. Aus einem Meer an Weiß sahen whiskeywarme Augen sie an.
    „Hey“, sagte sie und richtete sich ein wenig auf. „Da bist du ja wieder.“
    Sie streckte ihre Hand aus, wollte sie auf seine legen. Da fiel ihr wieder der Verband auf, der auch dort seine Verletzungen schützte, und sie zog die Hand wieder zurück.
    „Hab dich vermisst.“ So fremd klang seine Stimme. So schwach. So rau. Und trotzdem war sie das Schönste, was sie jemals gehört hatte.
    „Ich war da, Silas. Ich …“ Es war schwer die Tränen zurückzuhalten, die plötzlich fließen wollten. „Ich war die ganze Zeit da.“
    Sie meinte, ihn nicken zu sehen, aber es war schwer zu sagen mit all dem Mull um ihn herum. „Bleibst du … jetzt … bei mir?“
    Salz schmeckte sie in ihren Mundwinkeln und Hoffnung und Furcht. Doch vor allem schmeckte sie Glück. „Wir, Silas. Wir bleiben bei dir. Dein Baby und Marc und Nive und ich. Wir wollten dich immer haben.“
    „Vergib … mir.“
    So schwach klang seine Bitte, dass sie sie kaum verstand. Sie beugte sich nach vorn, um näher an seine Lippen zu kommen. Wenn ihm die Kraft fehlte, sie zu sagen, würde sie ihm die Worte aus dem Mund küssen. Er sollte nicht mehr kämpfen, sollte nicht mehr leiden

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