Polarfieber (German Edition)
Perseqaaq”)
Nachwort
Als wir mitten im Winter 2012/2013 begannen, uns ausgerechnet mit Grönland zu beschäftigen, dauerte es nicht lange, bis dieses verrüc k te, einzigartige Land uns vollkommen faszinierte. Vier Stunden Lin i enflug von Kopenhagen nach Kangerlussuaq, und man taucht ein in eine völlig andere Welt, die geologisch zum arktischen Nordamerika gehört, politisch jedoch ein autonomes Gebiet Dänemarks ist. Die größte Insel und die drittgrößte Wüste der Erde, in deren Fläche Deutschland mehr als sechsmal hinei n passen würde – allerdings sind mehr als drei Viertel dieser riesigen Fläche von ewigem Eis bedeckt. Nicht einmal sechzigtausend Menschen leben entlang der bewoh n baren Küstenstreifen und die Städte und Siedlungen sind so weit voneinander entfernt, dass es keine Straßen gibt, die sie miteinander verbinden. Hier läuft nichts ohne fliegenden Untersatz.
Doch Grönland ist nicht nur faszinierende Natur und einziga r tige Fauna, es ist auch das Land mit der drittgrößten Arbeitslosi g keit in Europa und einer der höchsten Selbstmordraten weltweit. Die L ö sung für viele der gesellschaftspolitischen und finanziellen Probleme sucht die Regierung in Nuuk nicht zuletzt in der Nutzung der B o denschätze, die sich tief in der arktischen See oder vergraben von Eismassen verstecken.
Im Jahr 2010 machte Greenpeace in einer spektakulären Aktion vor der Küste Grönlands auf die Gefahren der hochriskanten Fö r derbemühungen der Ölkonzerne in der Tiefsee aufmerksam.
Wer also mehr erfahren will über Kayas Kampf gegen die Ölko n zerne, der wird über Google mit Sicherheit fündig werden.
Grönland ist ein Land voller Gegensätze. Selbst in den entlegen s ten Siedlungen, zum Beispiel in Siorapaluk, das noch eine Tagesreise per Hundeschlitten entfernt von Qaanaaq liegt und eine der nör d lichsten permanenten Siedlungen der Erde ist, erleuchten Straße n lampen die Polarnacht und die Menschen nutzen Telefon und Inte r net wie wir. G leichzeitig ist dies eine G e gend, in der der Permafrost-Boden sich vehement gegen die Installation von fließendem Wasser und Kanal i sation wehrt. In einem Land, das zum größten Teil nör d lich des arktischen Zirkels liegt, bedeutet es eine Kraftanstrengung der b e sonderen Art, ein Leben aus dem Eis zu schnitzen, das in S a chen Annehmlichkeiten von unserem nicht zu weit entfernt ist. Schon allein aus medizin i scher Sicht: Ein Zahnarzt pro Distrikt – und auch den nur für ein paar Monate im Sommer. Zur Entbindung wird nicht gefahren, wenn die Wehen einsetzen, sondern frau fliegt Wochen vorher in ein Krankenhaus tausend Kilometer entfernt.
In Erinnerung bleiben werden uns die Bilder von Grönland. Fa r benfrohe Siedlungen, bunt zusammengewürfelte Einfamilie n häuser am Hang, der hinunterführt zum stahlblauen Meer, in dem sich ries i ge Eisberge tummeln – falls das Meer nicht gerade mal wieder zug e froren ist, was für über die Hälfte der Küste fast drei Viertel des Jahres der Fall sein kann!
In Erinnerung bleiben wird uns die Sprache der Inuit, die man mit keiner anderen Sprache vergleichen kann, und die traditionelle Kle i dung der Jäger im Norden ebenso wie die bunte Tracht junger Fra u en an wichtigen Feiertagen. In Erinnerung bleiben we r den uns die tiefroten Flugzeuge und Hubschrauber von Air Gr e enland und die freundlichen Menschen, die uns bei der Recherche unterstützten. Die Namen vieler Menschen in Grönland erinnern noch heute d a ran, dass das Land einst von vorwiegend deutschen Missionaren christianisiert wurde. Geistliche mit Familiennamen wie Chemnitz, Kleist, Heilmann oder eben auch Motzfeldt heir a teten Inuit-Frauen oder adoptierten Inuit-Kinder.
Wenn man in Grönland von einer Stadt spricht, dann ist das selten ein Begriff, mit dem derselbe Ort anderswo auch „ geadelt “ werden würde. Nuuk, größte Stadt und Verwaltungssitz, hat so eben 16.000 Einwohner. Selbst Qaanaaq, das es – die umliege n den kleineren Siedlungen eingeschlossen – auf nicht mal tausend Einwohner bringt, gilt in Grönland als Stadt. Fast jeder dieser Orte hat auch einen dänischen Namen, doch im Zuge fortschreitender Autonom i sierung des Landes werden mehr und mehr die grönländischen B e zeichnungen benutzt. Eine Sonderstellung in Grönland besitzt Th u le, ein amerikanischer Luftwaffenstüt z punkt, dessen Geschichte ganz eng mit der Geschichte von Qaanaaq verbunden ist. Es lohnt sich auch hier, Google zu befr a gen!
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