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Polarfieber (German Edition)

Polarfieber (German Edition)

Titel: Polarfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Henry
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ihre Haut berührte, warm und feucht, merkte sie, dass sie weinte.
    „Wach auf, Silas. Bitte, wach auf.“
    Doch er tat ihr den Gefallen nicht. Und es wurde ganz ruhig.
     
    *
     
    Seine Dusche zu Hause in Maniitsoq hatte zwei Duschköpfe. Eine abnehmbare Handbrause mit sieben verschiedenen Einstellungen und einen runden Overhead von fünfzig Zentimeter Durchmesser, aus dem, wenn er ihn denn benutzte, warmer Regen fiel. Da er den aber selten benutzte, stand in der Leitung, die diesen Duschkopf speiste, immer ausgekühltes Wasser. Wenn er unter dem kräftigen heißen Strahl aus der Handbrause stand, fielen ihm grundsätzlich kalte Tropfen in die Haare. So vereinzelt diese Tropfen auch waren, sie waren so eisig, dass er jeden einzelnen davon spürte.
    Es war noch nie umgekehrt gewesen. Bis heute. Die Eiseskälte riss an ihm, drang tief in die Knochen, ließ ihn schlottern. Sie war so allumfassend, wie kein Duschkopf sie zu erzeugen vermochte. Und immer wieder, leicht und kaum spürbar, trafen dabei warme, fast heiße Tropfen auf sein Gesicht, die sofort zu Eisflocken auskühlten, aber der Moment des Auftreffens war unglaublich schön. Warm.
    „Wach auf, Silas.“
    Warum sollte er das tun? Etwas traf seine Lider. Er wollte sie nicht heben. Es war immer noch so kalt. Licht traf seine Haut, brachte sie zum Leuchten. Kein Scheinwerfer. Es war tieferes, wärmeres Licht. Er wollte seufzen und hörte stattdessen ein Stöhnen. Kaya. Es mussten ihre Hände sein, die etwas über ihn zogen, das verdächtig nach Eisbärenfell stank. Aber sie stöhnte nicht, es kam von ihm.
    Verdammt. Das Jaulen und Kläffen der Hunde drang an sein Ohr. Weit genug entfernt, um nicht mehr gefährlich zu werden. Hatte Kaya ihn gepackt und von dem tobenden Rudel weggezerrt? Hatte er den Schuss nur geträumt? Er hatte deutlich einen Knall gehört.
    Eisbären. Gab es hier draußen Eisbären? Ganz sicher, woher sonst hatte Alignak dieses Fell auf dem Schlitten. Hoffentlich hielt der Knall des Schusses aus dem Gewehr des Jägers die Bären fern. Eisbären waren klug. Klüger als Hubschrauberpiloten allemal. Noch immer kitzelte das Licht seine Lider. Keine Wärme, nur orangefarbenes Licht, fast rot. Er blinzelte. Sah die Küste, weit weg, sah die Sonne. Qaanaaq hatte die Sonne zurück.
    Er musste lächeln, doch Schmerz biss in seine Mundwinkel. Als er die Lippen ein wenig öffnete, schmeckte er Blut. Er stöhnte. Sein Herz stolperte, kämpfte gegen Kälte, Schock und Blutverlust. Eis brannte auf seiner Haut, da, wo die Hunde es geschafft hatten, die meterdicken Lagen aus Thermofutter zu durchbeißen, sich festgebissen und ihm den Stoff vom Körper gefetzt hatten.
    „Kaya.“
    Ihre Hände schlossen sich mit solcher Vorsicht um sein Gesicht, dass er lieber nicht darüber nachdenken wollte, wie oft die Hunde ihm die Zähne in Wangen und Schläfen gerammt hatten. Aber es war egal. Nur schade, dass dies das letzte Bild von ihm war, das sie in Erinnerung behalten würde. Ihre Finger waren so warm.
    „Zieh deine Hand… deine … deine Handschuhe … an.“ Jedes Wort ein Kampf.
    Sie weinte ganz leise und es waren ihre Tränen, die sein Gesicht trafen und zu kleinen Eisperlen gefroren, kaum dass sie ihm einen Funken Wärme gegeben hatten.
    „Bleib bei mir“, flüsterte sie.
    Er wollte sie berühren, aber irgendwer hatte ihm die Hände an Hanteln gefesselt. Er konnte sein linkes Bein nicht spüren. Er erinnerte sich an den Schuss, an Jay.
    „Was ist … mit Jay?“, fragte er und konnte sich selbst kaum hören.
    „Alignak“, sagte sie und schluchzte.
    „Die Sonne“, flüsterte er.
    „Ja. Sie ist wieder da.“
    Sie bewegte die Knie, auf denen sein Oberkörper gebettet war. Es tat weh, wenn sie sich rührte, aber sie zerrte und zog an den zerfetzten Stofflagen auf seiner Haut, an dem schweren Fell, das sie über ihn gebreitet hatte und das zu kurz war, um sein rechtes Bein zu bedecken. Das linke wohl auch, aber das spürte er nicht.
    „Nicht“, sagte er. „Nicht bewegen. Du tust … mir weh.“
    Sie wimmerte, beugte sich über ihn, versuchte, ihn warmzuhalten. „Ich kann dich nicht wegbringen, Silas. Ich kann nicht. Die Hunde … ich kann sie nicht bändigen, und sie sind total verheddert in den Führleinen … und Alignak …“
    Er blickte zu ihr auf. In ihren schönen braunen Augen fing sich das Sonnenlicht. Die Sonne war noch viel zu schwach, um zu wärmen. Aber der Anblick von Kayas Augen wärmte das Herz. „Es ist gut … Baby“, flüsterte

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