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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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und vielleicht für ihre unaufhörliche Suche nach nichtmenschlichen Zivilisationen, die, ohne je ein nennenswertes Ergebnis zu zeitigen, über zwei Jahrtausende hinweg beinahe pausenlos fortgeführt worden war. Die Shenji hatten nicht zu den Leuten gehört, die einfach aufgaben. Aber während ihres Goldenen Zeitalters, bevor der Prophet Jayla-Sun aufgetaucht war, waren sie davon überzeugt gewesen, dass es da draußen noch andere geben musste und dass es das Schicksal der menschlichen Rasse sei, sie zu finden und sich mit ihnen zusammenzusetzen und über Philosophie zu diskutieren. Selbst diese Angelegenheit war eher religiöser Natur, aber wenn die Sache auch einen Haufen Ressourcen verschlungen hatte, so hatte sie doch keinen Schaden angerichtet. Heute gehört es zur Allgemeinbildung zu wissen, dass da niemand anderes in der Milchstraße ist, außer uns und den Ashiyyur, den Stummen (all das mit den Shenji ist natürlich passiert, bevor Gonzalez die Stummen entdeckt hat. Oder, falls Sie auf exakte Fakten Wert legen, bevor sie ihn entdeckt haben). Und ich sage Ihnen ganz offen, dass es keine schlechte Sache wäre, würden die ihre Sachen packen und weiterziehen. Andromeda wäre ein guter Ort für sie.
    Noch immer gibt es ein paar Leute, die behaupten, reinrassige Shenji zu sein. Ich weiß nicht, warum sie das tun. Ihre Geschichte ist bestenfalls durchwachsen. Wenn sie sich gerade nicht mit Forschung beschäftigt haben, haben sie Pogromen oder der Inquisition den Weg geebnet; aber sie sind schon lange tot, und allein dieser Umstand macht sie für manche Leute schon interessant. Alex hat einmal gesagt, dass man nur lange genug tot sein muss, um zu einer beachtlichen Reputation zu gelangen. Es kümmert niemanden, wenn Sie Ihr Leben lang nichts getan haben, solange Sie es nur irgendwie hinkriegen, dass Ihr Name irgendwo auftaucht – sagen wir, auf einer eingestürzten Mauer in der Wüste oder auf dem Lieferschein für eine Schiffsladung Kamele –, werden Sie im Handumdrehen zu einer Berühmtheit. Die Gelehrten werden im Flüsterton über Sie sprechen. Man wird Sie zum Synonym für irgendwas erheben, und vielleicht wird sogar ein ganzes Zeitalter nach Ihnen benannt. Die Geschichte war einfacher, damals, als es noch nicht so viel davon gab.
    Historiker werden nicht müde zu verkünden, wie gern sie sich mit jemandem zusammensetzen würden, der in den Jahren der Athener Hegemonie tatsächlich im Parthenon herumgehangen oder einer Shenji-Parade beigewohnt hat. Ein Überlebender, sollte man je einen finden, würde in den luxuriösesten Schlitten durch die Stadt geschleift, aufs Feinste bewirtet und der Ratsversammlung vorgestellt werden. Er würde als Gast in der Daylight Show auftreten.
    Wenn Sie Morningside, die Heimatwelt der Shenji, heute besuchen, werden Sie eine moderne, skeptische, demokratische Gesellschaft vorfinden, die aus mehreren Einwanderungswellen hervorgegangen ist, Leuten, die aus allen Teilen der Konföderation stammen. Die Stämme der wahren Gläubigen sind verschwunden; jeder dort ist misstrauisch; achten Sie auf Ihre Geldbörse, und sollten Sie tatsächlich glauben, es gäbe da draußen noch andere Aliens, dann kenne ich da noch eine Brücke, die Sie unbedingt einmal besichtigen sollten.
     
    Alex’ Äußeres war von der Art, die man in einer Menge leicht übersehen konnte. Sein Gesicht war gewissermaßen bürokratisch, und man sah ihm auf den ersten Blick an, dass er gern in einem Büro arbeitete, dass er einen regelmäßigen Tagesablauf bevorzugte, dass er keine Überraschungen mochte und seinen Kaffee mit Süßstoff trank. Das alles traf sogar zu. Allerdings muss ich zugeben, dass wir vor Jahren ein kurzes romantisches Liebesabenteuer hatten. Aber er wäre nie bereit gewesen zu heiraten, und mir war er als Freund so oder so lieber als als Liebhaber. Das ist auch schon alles.
    Alex war durchschnittlich groß, hatte braunes Haar und dunkelbraune Augen, und er wirkte in einem Druckanzug schlicht deplatziert – genauso wie übrigens in einer uralten Außenstation, durch dunkle Korridore treibend, eine Lampe in der einen, einen Lasercutter in der anderen Hand.
    Alex war vernünftig, ruhig und von sich überzeugt Raumschiffe hatte er nie gemocht. In den Anfangstagen, als wir die alten Sprungmaschinen benutzt hatten, wurde er bei jedem Übergang in den Armstrong-Raum oder wieder hinaus krank. Sein Interesse galt vorwiegend ihm selbst. Er verdiente gern viel Geld, genoss es, Einfluss auszuüben, und

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