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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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erfolgreich zwischen den Felsbrocken im Orbit versteckt, und nun kam es, um sie zu holen.
    Die KI in der Landefähre hieß Gabe, nach Alex’ Onkel. »Gabe«, sagte ich, »ich brauche die Landefähre. Bring sie nahe heran.«
    Die Luke der Station befand sich in einer schmalen Rinne, aber die größere Gefahr für das Raumfahrzeug stellte das umgebende Antennenfeld dar. Gabe steuerte die Fähre zwischen ihnen herunter.
    »Könntest du dich bitte ein bisschen beeilen?«
    »Das Gebiet, in dem Sie sich aufhalten…«
    »Das weiß ich, Gabe. Aber wir haben im Moment keine Zeit, auf Nummer Sicher zu gehen.«
    Er gab einen Laut von sich, der sich nach einem verhaltenen Tadel anhörte, brachte die Fähre aber schneller runter. Ich stieg ein, und wir flogen auf das herannahende Schiff zu.
     
    Der Gasriese schwebte an der gegenüberliegenden Seite über den Himmel. Er war schmutzigbraun und wies keinerlei Merkmale auf, abgesehen von einer Störung in der nördlichen Hemisphäre, vermutlich ein Sturm. Ich konnte mehrere innere Monde sehen, alle halbmondförmig.
    Der Planet und seine Satelliten verbreiteten ein unheimliches Leuchten auf der zerklüfteten Oberfläche des Asteroiden. Ich sah Maddy, die hoch oben auf einem Grat stand und zusah, wie sich ihr Schiff näherte. Ich konnte die Bollingerdüsen und eine kastenförmige Brücke ausmachen. Es war eine Chesapeake, vermutlich eine 190. Eine Jacht, eigentlich, Doppelrumpf, ein massereduzierter Luxusflitzer, dazu gedacht, vorwiegend von einem Hafen zum nächsten zu fliegen. Die Jacht war nicht darauf ausgelegt, unbekannte Orte anzufliegen. Das war der Grund, warum Maddy sie holen musste, um an Bord zu gehen: Sie hatte keine Landefähre. Maddy wandte mir den Rücken zu, und sie war vollkommen ungeschützt. Was auch immer sie in den letzten sechzig Jahren gewesen war, nun war sie mörderisch. Ich hatte die Luke der Landefähre offen gelassen und dachte ernsthaft darüber nach, ihre eigene Pistole gegen sie einzusetzen. Der Sache ein Ende zu machen. Der Scrambler wäre auf diese Entfernung nicht ausreichend, und sollte ich versuchen, nahe genug an sie heranzukommen, um ihn doch einzusetzen, würde sie mich entdecken. Aber die Wahrheit lautete, dass ich nicht wusste, ob sie eine zweite Waffe besaß, und ich wollte keine weiteren Risiken eingehen. Oder vielleicht wollte ich sie auch einfach nur umbringen, und alles wäre vorbei. Ich weiß es nicht.
    Auf jeden Fall brachte ich es so weit, mich aus der Luke zu lehnen und auf sie zu zielen. Doch dann konnte ich mich nicht überwinden zu schießen. Ich erinnere mich, Alex vor Jahren während dieser Sim-Sache Vorträge gehalten zu haben, als er ein hilfloses Stummenschiff vor sich hatte und gerade schießen wollte.
    Also ließ ich sie leben. Stattdessen beschrieb ich einen Bogen und setzte mich über die Chesapeake. Das Gebiet, in dem Maddy wartete, lag weit abseits des Kollektorenfelds. Dort war es relativ eben, und es gab Platz genug, dass die Chesapeake sich nähern konnte.
    Die Triebwerke feuerten, manövrierten näher an Maddy heran, richteten die Jacht aus und verzögerten sie, bis sie beinahe stillstand. Die Luke fing an, sich zu öffnen.
    In diesem Moment entdeckte sie mich. Aber ich hatte kein Interesse an ihr. Ich suchte das GKS, genauer gesagt, die Kontrolleinheit, die Blackbox, ohne die die Partikelstrahler nutzlos waren. Ich fand sie, als das Schiff sie gerade erreicht hatte. Sie war rot und weiß und saß gleich vor der Brücke auf dem Rumpf.
    Alex’ Stimme erklang über den Link. »Chase? Wo bist du?«
    »Bin in einer Minute zurück«, sagte ich. »Denk daran, dass sie zuhört.«
    Er sprach wieder, aber nicht mehr mit mir: »Maddy, geben Sie auf. Kommen Sie mit uns zurück. Sie brauchen Hilfe.«
    Die Chesapeake schwebte direkt neben Maddy, und sie kletterte an Bord. Aber das war okay. Ich war so nahe an der Jacht, ich konnte mein Ziel nicht verfehlen. Also lehnte ich mich aus der Luke hinaus, legte auf die Blackbox an und zog den Abzug. »Peng«, sagte ich.
    Der Schuss war einfach. Die Waffe bäumte sich auf; ein befriedigender Lichtblitz flammte auf, und die Blackbox löste sich in Rauch auf.
     
    Die Chesapeake erhob sich in die Dunkelheit.
    Ich fragte mich, wie groß das Ausmaß des Schadens sein mochte, als ich umkehrte und mich aufmachte, Alex abzuholen. »Ich habe gesehen, was passiert ist«, sagte er. Dann sprach er mit der Chesapeake: »Maddy, geht es Ihnen gut? Brauchen Sie Hilfe?«
    Äußerst fürsorglich,

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