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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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lassen. Jasmine wusste nie, was passiert war. Am einen Tag war ihr Ehemann noch da, am nächsten war er fort.«
    Die Mündung sah groß aus. Du musst sie dazu bringen, weiterzureden, dachte ich. »Warum hatte er die Flashbacks? Ich dachte, eine Persönlichkeitsrekonstruktion würde dauerhaft sein.«
    »So etwas sollte nicht passieren. Aber Boland sagt, dass es manchmal doch vorkommt, wenn jemand unter Stress gerät.«
    »Erzählen Sie mir von Shawn Walker.«
    »Walker war ein Hurensohn.«
    »Was hat er getan? Hat er gedroht zu erzählen, was er wusste?«
    »Er hat gar nicht richtig verstanden, worum es ging. Er hat nicht kapiert, dass wir das für ihn und alle anderen taten. Alles, was er gesehen hat, war eine Möglichkeit, Reibach zu machen. Er wusste, wir würden ihn bezahlen, damit er den Mund hielt. Und er hat es immer weiter getrieben. Weiter und weiter, bis wir genug hatten.«
    »Hat Taliaferro sich um ihn gekümmert?«
    »Nein.« Alles, was ich sehen konnte, waren Druckanzug und Helm. Ihr Gesicht lag komplett im Schatten. »Er hatte nicht die Nerven für so etwas. Jess wollte, dass erstarb, genauso wie ich, aber er wollte nicht derjenige sein, der dafür sorgte.«
    »Also haben Sie sich darum gekümmert.«
    »Hören Sie, ich brauche keine Moralpredigten von Ihnen. Sie kaufen und verkaufen die Vergangenheit. Machen Geld damit. Ihnen ist es egal, wenn alles in Privatsammlungen verschwindet und die Leute es horten, um es später gewinnbringend zu verkaufen. Sie interessiert nur Ihr Profit. Ich habe getan, was getan werden musste. Und ich kann Ihnen sagen, ich hätte es vorgezogen, hätte ich zusehen dürfen, wie Sie diese ganze Sache fallen lassen. Aber Sie wissen einfach nicht, wann es besser ist, aufzuhören.«
    Ich spürte den Scrambler an meiner Hüfte. Aber er war in einer tiefen Tasche am Hosenbein. Ebenso gut hätte er noch an Bord der Belle-Marie sein können. »Sobald die Sentinel und die Rensilaer abgeflogen waren«, sagte ich, »haben Sie die letzte Botschaft gesendet.«
    »Ja.«
    »Und dann haben Sie die Polaris hergeflogen.«
    »Natürlich. Wir sind am späten Nachmittag Schiffszeit abgeflogen und waren früh am nächsten Morgen hier. Ich habe einige Nächte hier verbracht, ehe ich den Rückweg angetreten habe.«
    »Warum haben Sie es getan, Maddy?«
    »Warum habe ich was getan?«
    »Die ganze Polaris-Geschichte. Sie haben Ihr ganzes Leben aufgegeben. Mussten sich ewig verstecken. War es, weil sie Ihnen versprochen hatten, Sie wieder jung zu machen?«
    Sie hielt die Lampe auf meine Augen. »Ich denke, es ist Zeit, all das zu beenden. Sie sind schon beinahe anderthalb Stunden hier, und Ihre Freundin wird allmählich nervös werden. Ich will an der Luftschleuse sein, wenn sie auftaucht. Um Hallo zu sagen…«
    »Sie haben gelauscht…«
    »Natürlich habe ich.«
    »Also werden Sie jetzt noch zwei weitere Leute ermorden müssen.«
    »Sobald sie die Nase zur Luke hereinsteckt. Ich werde es schnell erledigen. Wie bei Ihnen. Sie wird nicht einmal erfahren, dass ich da bin.« Ihr Finger spannte sich um den Abzug. »Auf Wiedersehen, Alex«, sagte sie. »Ist nicht persönlich gemeint.«

 
SECHSUNDZWANZIG
     
     
Reck dich, Herman, greif nach den Sternen. Aber nicht mit deinem Geist, das kann jeder. Mit deiner Hand.
    Silas Chom
Im Gespräch mit Herman Armstrong in The Big Downtown, ein Drama zur Feier des Armstrong-Antriebs
     
    »Chase, wo bist du?«
    »Sie kann dich hier unten nicht hören, Alex.«
    Alex muss in dem Moment sehr nervös gewesen sein, aber ich hatte sie im Auge und hätte sie jederzeit ausschalten können. Sie stand in der Tür, halb drin, halb draußen, und achtete auf nichts und niemanden außer Alex. Vollständig hinters Licht geführt durch eine drehbuchgetreue Konversation. Der Plan lautete, wie könnte es anders sein, sie reden zu lassen, solange sie nur wollte. Aber natürlich nicht, sie irgendjemanden erschießen zu lassen.
    Ich hegte den Verdacht, dass sie nicht einfach kleinlaut aufgeben würde, und sie hatte eine Pistole. Hätte ich sie aufgefordert, die Waffe wegzulegen, hätte sie nur weiter auf ihn zielen müssen, und wir hätten ein Unentschieden gehabt. Also beschloss ich, den sicheren Weg einzuschlagen. Erst schießen, dann reden.
    Ich zielte und feuerte. Scrambler sind natürlich nicht tödlich. Es gibt ein paar Leute, die sagen, dass das ein Manko sei. Maddy keuchte, und dann ging das Licht für sie aus. Die Pistole trieb davon, und sie hing einfach da, am Boden

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