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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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riefen im Nebel nach Pitt, doch die einzige Antwort, die sie erhielten, war das Klatschen der Wellen an den Rumpf des Beiboots.
    Stenseth warf also den Motor wieder an, fuhr weitere zehn Minuten nach Südosten und stellte ihn erneut ab. Auch diesmal antwortete niemand auf ihre Rufe. Stenseth fuhr weiter und wiederholte das Ganze noch einmal. Als die Suche auch diesmal ergebnislos blieb, wandte er sich an die Besatzung.
    »Wir dürfen nicht riskieren, dass uns der Treibstoff ausgeht. Wir sollten jetzt nach Osten fahren, zur King-William-Insel, und zusehen, dass wir dort Hilfe finden. Außerdem haben es Pitt und Giordino im Tauchboot wahrscheinlich weitaus gemütlicher als wir.«
    Die Besatzung nickte. Alle hatten zwar große Hochachtung vor Pitt und Giordino, aber ihre Lage war alles andere als ungefährlich. Daher setzten sie ihre Fahrt in Richtung Osten fort, bis der Motor stotterte und stehen blieb, als der Inhalt des ersten Benzinkanisters aufgebraucht war. Stenseth schloss die Treibstoffleitung an den zweiten Kanister an und wollte den Motor gerade wieder anlassen, als der Rudergänger einen lauten Ruf ausstieß.
    »Moment!«
    Stenseth drehte sich zu dem Mann um. »Ich glaube, ich habe was gehört«, sagte er zum Kapitän, diesmal im Flüsterton.
    Im Boot kehrte Stille ein, und kaum einer wagte zu atmen, während alle Mann in die Nacht lauschten. Mehrere Sekunden verstrichen, bevor sie tatsächlich etwas hörten. Ein leises Scheppern in der Ferne, fast wie eine Art Glockenläuten.
    »Das sind Pitt und Giordino«, rief Dahlgren. »Sie müssen es sein. Sie klopfen auf dem Rumpf der
Bloodhound
SOS.«
    Stenseth warf ihm einen skeptischen Blick zu. Dahlgren musste sich irren. Sie hatten sich viel zu weit von der letzten bekannten Position des Tauchboots entfernt. Aber wer sonst sollte in dieser tristen Polarnacht Signale geben?
    Stenseth warf den Motor wieder an, steuerte das Beiboot in weiten Kreisen umher und nahm ab und zu das Gas weg, um feststellen zu können, aus welcher Richtung das Geräusch kam. Nach einiger Zeit meinte er zu hören, dass es lauter wurde, und hielt in Richtung Osten. Der Kapitän fuhr langsam, aber voller Anspannung, da er befürchtete, das Klopfen könnte aufhören, bevor er es richtig anpeilen konnte. Zumal die Morgendämmerung noch immer auf sich warten ließ und dichte Nebelfetzen über das Wasser trieben. Auch wenn sie möglicherweise ganz in der Nähe des Tauchbootes waren, konnten sie es dennoch leicht verlieren, wenn es keinen Ton von sich gab.
    Glücklicherweise setzte das Scheppern nicht aus, sondern wurde immer lauter, bis es trotz des tuckernden Außenbordmotors zu hören war. Stenseth änderte den Kurs ein wenig und hielt auf das Geräusch zu, bis es ihm in den Ohren widerhallte. Er steuerte blindlings durch eine Nebelbank und nahm dann mit einem Mal das Gas weg, als plötzlich ein großes schwarzes Schemen vor ihnen aufragte.
    Der Leichter wirkte nicht mehr so riesig wie beim letzten Mal, als Stenseth ihn im Schlepptau des Eisbrechers gesehen hatte. Dann sah er auch, warum. Das Schiff sank mit dem Heck, und fast der halbe Rumpf lag bereits unter Wasser, während der Bug schräg hochragte, wie in den letzten Minuten der
Narwhal
. Nachdem er gerade den Untergang seines eigenen Schiffes miterlebt hatte, war ihm klar, dass sich der Leichter nur noch wenige Minuten, wenn nicht Sekunden über Wasser halten würde.
    Im ersten Moment waren Stenseth und die Besatzung enttäuscht. Sie hatten gehofft, Pitt und Giordino zu finden. Doch ihre Enttäuschung schlug rasch in Entsetzen um, als ihnen klar wurde, dass der Leichter jeden Moment sinken konnte.
    Und dass das Klopfen von jemandem kam, der an Bord eingesperrt war.
74
    Dahlgren ließ den Lichtstrahl einer Taschenlampe über das offene Deck des Leichters wandern und suchte nach einer Möglichkeit, ins Innere des Schiffes zu gelangen, sah aber nur feste Stahlwände vor dem vorderen Laderaum.
    »Bringen Sie uns an Steuerbord, Käpt’n«, sagte er.
    Stenseth fuhr um den hoch aufragenden Bug herum und nahm das Gas zurück, als sich das Beiboot dem vorderen Laderaum näherte. Das rhythmische Klopfen wurde mit einem Mal merklich lauter.
    »Dort«, rief Dahlgren, als der Strahl der Taschenlampe auf die Luke zum Stauraum im Bug fiel. Er sah eine Kette, die um den Arretierungshebel geschlungen und an einer Relingsstütze festgezurrt war.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, steuerte Stenseth das Beiboot längsseits neben den Leichter, bis es

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