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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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mit Wasser gefüllt, bis es schließlich überlief und in Abteilung Nummer 3 eindrang. Als das Heck des Leichters unter der Last tiefer sank, strömte das Wasser schneller ein, und das Deck der vorderen Abteilung neigte sich bedrohlich, während das Rauschen des Wassers immer lauter wurde.
    Ein schwer atmender Mann, einer von Romans Elitekämpfern, der gerade die Leiter des Frachtraums emporgeklettert war, tauchte in der hinteren Luke auf.
    »Captain«, keuchte er und suchte mit seiner Stiftlampe den Raum ab, bis er seinen Kommandanten entdeckte, »das Wasser ergießt sich jetzt in Frachtraum Nummer zwo.«
    Roman suchte Murdock und zog ihn beiseite. »Wenn der Leichter anfängt unterzugehen«, flüsterte er, »fliegen dann die Lukendeckel über den Frachträumen weg?«
    Murdock schüttelte den Kopf, dann warf er ihm einen zögerlichen Blick zu.
    »Das Schiff geht mit Sicherheit unter, bevor Frachtraum eins vollgelaufen ist. Das heißt, dass sich dort eine Luftblase bildet, die unter Druck gerät, wenn der Leichter sinkt. Könnte gut möglich sein, dass dadurch der Lukendeckel abplatzt, aber ehe es dazu kommt, sind wir schon in hundertfünfzig Meter Tiefe.«
    »Trotzdem besteht die Chance«, sagte Roman leise.
    »Und was dann?«, erwiderte Murdock. »In diesen Gewässern überlebt ein Mensch keine zehn Minuten.« Er schüttelte unwillig den Kopf, dann sagte er: »Na schön. Nur zu, machen Sie den Männern ein bisschen Hoffnung. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn der Kahn jeden Augenblick untergehen kann, dann dürfen Sie die Männer zur Leiter rufen. Auf diese Weise können sich die Männer wenigstens an etwas klammern, wenn es ins Verderben geht.«
    Bojorquez, der sich noch immer an der Einstiegsluke zu schaffen machte, hatte das Gespräch mitgehört, dann hämmerte er weiter an dem Schloss herum. Inzwischen war ihm klar, dass es vergeblich sein würde. Der winzige Hammer vermochte nichts gegen den gehärteten Stahl auszurichten. Stundenlang hatte er schon gehämmert, aber bislang hatte er lediglich eine kleine Kerbe geschlagen. Er konnte noch stunden-, wenn nicht tagelang so weitermachen, ehe er an den Verschluss herankam.
    Zwischen den Schlägen warf er einen Blick zu seinen Mitgefangenen. Ausgefroren, hungrig und niedergeschlagen standen sie beieinander, und viele starrten ihn mit einer Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung an. Seltsamerweise wirkte kaum einer panisch. Vermutlich waren sie ebenso teilnahmslos geworden wie der kalte Stahl des Leichters und fanden sich mit ihrem Schicksal ab.
73
    Das Beiboot der
Narwhal
war gefährlich überladen. Eigentlich war es für zwölf Mann gebaut, aber jetzt saßen vierzehn Besatzungsmitglieder darin, die das Schiff verlassen hatten. Durch das zusätzliche Gewicht hatten sich seine Fahreigenschaften bei rauer See verändert. Und da ständig Wellen an die Bordwand klatschten, dauerte es nicht lange, bis eisiges Wasser am Boden herumschwappte.
    Stenseth hatte die Ruderpinne übernommen, nachdem er den eingefrorenen Motor nur mit Mühe und Not hatte anwerfen können. Er wusste, dass sie mit den zwei Fünfzig-Liter-Kanistern Benzin, die sie besaßen, mit knapper Not die King-William-Insel erreichen würden. Aber ihm war mulmig zumute, als ihm klar wurde, dass sie in den Fußstapfen von Franklins dem Tod geweihter Mannschaft marschieren mussten, um nach Gøja Haven zu gelangen.
    Der Kapitän achtete darauf, dass das Boot nicht zu viel Wasser fasste, deshalb steuerte er es langsam durch die von Gischtkappen gekrönten Wogen. Noch immer hing dichter Nebel über der See, aber er stellte fest, dass die Schwaden heller wurden, ein Zeichen dafür, dass sich die kurze Polarnacht dem Ende zuneigte. Er ging nicht sofort auf östlichen Kurs in Richtung der King-William-Insel, sondern hielt Wort und suchte noch kurz nach Pitt und Giordino. Da so gut wie keine Sicht herrschte, war ihm klar, dass auch keine allzu großen Aussichten bestanden, das Tauchboot zu finden. Außerdem verfügte das Beiboot über keinen GPS-Empfänger, daher musste sich Stenseth auf einen Kompass verlassen, der durch die Nähe zum Nordpol stark abwich, um zu der Stelle zurückzufinden, an der das Wrack lag.
    Der Rudergänger schätzte, dass sie etwa sechs Meilen nordwestlich davon mit dem Eisbrecher kollidiert waren. Daraufhin berechnete Stenseth die ungefähren Strömungsverhältnisse und die Geschwindigkeit des Bootes und steuerte zwanzig Minuten nach Südosten, dann stellte er den Motor ab. Dahlgren und die anderen

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