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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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dem Leichter im Wasser trieb.
    »Wir sind mit knapper Not davongekommen. Ich habe euer Klopfen gehört und dachte, es wäre unser Tauchboot.«
    Er ließ den Blick über die erschöpften Männer schweifen, die ihn da umringten, und versuchte sich vorzustellen, was sie durchgemacht haben mussten. Doch er wusste gleichzeitig, dass sie dem Tod nur vorübergehend entronnen waren, und kam sich nun wie ihr Henker vor. Er wandte sich an Roman und Murdock und versuchte, ihnen die Lage deutlich zu machen.
    »So leid es mir tut, aber wir haben nicht genug Platz, um auch nur einen einzigen Mann aufzunehmen.«
75
    Stenseth sah, wie die Wellen über den Lukendeckel von Frachtraum Nummer 2 leckten, sodass jetzt nur noch Frachtraum, Nummer 1 und das Vorschiff über Wasser waren. Er hatte keine Ahnung, warum der Leichter nicht längst gesunken war, aber er wusste, dass er sich nicht mehr lange über Wasser halten würde.
    Dann wandte er sich den ausgemergelten Männern zu, die mit flehentlich verzweifelten Mienen an der Reling standen. Er war ebenso erschrocken wie Dahlgren, als er sah, wie viele aus dem Stauraum stiegen, und konnte kaum fassen, dass die Besatzung des Eisbrechers offensichtlich einen Massenmord hatte begehen wollen. Was für ein Tier hatte das Kommando auf dem Schlepper?
    Aber er machte sich auch Sorgen um seine Männer. Wenn der Leichter unterging, das wusste er, würde es zu einem hässlichen Gerangel kommen, da die Schiffbrüchigen versuchen würden, an Bord des Beibootes zu gelangen. Er durfte nicht zulassen, dass ihr bereits überladenes Skiff sank, denn dann würden auch seine Männer ein nasses Grab finden. Deshalb achtete er darauf, dass das Beiboot in sicherem Abstand blieb, und fragte sich zugleich, wie er Dahlgren aufnehmen sollte, ohne dass alle anderen mit an Bord kamen.
    Er sah, wie Dahlgren mit zwei Männern sprach, worauf einer auf das überflutete Heck des Leichters deutete. Dann trat Dahlgren an die Reling und rief Stenseth zu, dass er näher kommen solle. Der Kapitän steuerte das Beiboot neben den Leichter, dorthin, wo Dahlgren stand, ohne die anderen Männer aus den Augen zu lassen. Doch keiner von ihnen stürmte zu dem Boot, als Dahlgren an Bord ging.
    »Käpt’n, steuern Sie bitte zum Heck des Leichters, rund sechzig Meter weiter hinten«, stieß Dahlgren aus.
    Stenseth zog das Beiboot herum und fuhr an dem sinkenden Schiff vorbei zu dem im Wasser verschwundenen Heck. Er nahm nicht wahr, dass Dahlgren seine Stiefel abstreifte und sich bis auf die Unterwäsche auszog, bevor er wieder in seinen Parka schlüpfte.
    »Sie haben hinten zwei Zodiacs verstaut«, rief er zur Erklärung.
    Die werden ihnen nicht viel nützen, dachte Stenseth. Entweder waren sie davongetrieben oder zehn Meter unter Wasser am Deck festgezurrt. Dann bemerkte er, dass Dahlgren am Bug stand und seine Taschenlampe auf irgendetwas richtete, das im Wasser schaukelte.
    »Da drüben«, rief er.
    Stenseth steuerte das Beiboot zu einer Reihe dunkler Gegenstände, die aussahen wie zwei Paar großer, dunkler Pylonen, die mehrere Meter voneinander entfernt im Wasser schaukelten. Als er näher kam, erkannte Stenseth, dass es sich um die konisch zulaufenden Schwimmkörper zweier Zodiacs handelte. Die beiden Schlauchboote standen senkrecht im Wasser, da ihr Bug mit einer Leine am Deck des Leichters vertäut war.
    »Hat irgendjemand ein Messer?«, fragte Dahlgren.
    »Jack, Sie können nicht ins Wasser«, versetzte Stenseth, der erst jetzt bemerkte, dass sich Dahlgren wieder ausgezogen hatte. »Sie sterben an Unterkühlung.«
    »Ich habe nicht vor, besonders lange baden zu gehen«, erwiderte er grinsend.
    Der Chefmaschinist zückte ein Taschenmesser und reichte es Dahlgren.
    »Ein bisschen näher bitte, Käpt’n«, sagte Dahlgren und streifte seinen Parka ab.
    Stenseth brachte das Beiboot an die Zodiacs heran und nahm das Gas weg. Dahlgren stand am Bug, klappte das Messer auf, holte dann tief Luft und sprang ohne zu zögern über die Bordwand.
    Als erfahrener Taucher kannte Dahlgren sämtliche kühlen Meere der Welt, aber nichts hatte ihn auf den Schock vorbereitet, den er erlebte, als er in dem minus zwei Grad kalten Wasser landete. Im ersten Moment hatte er das Gefühl, als stünde seine ganze Haut in Flammen, dann verkrampften sich sämtliche Muskeln, und er stieß unwillkürlich einen Schwall Luft aus. Sein Körper erstarrte und wollte den Befehlen seines Gehirns nicht mehr Folge leisten. Im nächsten Moment packte ihn die Panik, und

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