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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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Kanada einfiel, stieß zu ihm. Am 31. Dezember 1775 griffen die Amerikaner Quebec an und nahmen die Stadt vorübergehend ein, wurden dann aber in einer erbitterten Schlacht von den Briten zurückgeschlagen. Aufgrund von Nachschubschwierigkeiten, fehlenden Verstärkungen sowie durch den Tod von Montgomery, der im Gefecht fiel, blieb den Amerikanern nichts anderes übrig, als den Vorstoß abzubrechen.
    Im Laufe des britisch-amerikanischen Krieges von 1812 marschierten die Amerikaner wiederholt in Kanada ein, um die dort stationierten britischen Truppen zu bekämpfen. Die meisten Vorstöße schlugen jedoch fehl. Der beachtlichste Erfolg trug sich im Jahr 1813 zu, als Toronto (damals York genannt) geplündert und das Parlamentsgebäude niedergebrannt wurde. Für diesen Sieg mussten die USA bitter büßen, als die Briten ein Jahr später auf Washington marschierten, sich für dieses Werk der Zerstörung rächten und sämtliche öffentlichen Gebäude in der amerikanischen Hauptstadt in Flammen aufgehen ließen.
    In den folgenden Jahren entwickelten sich gutnachbarliche Beziehungen zwischen den 1783 endgültig in die Unabhängigkeit entlassenen Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada, das bis 1931 britische Kolonie blieb. Doch das beiderseitige Misstrauen ließ sich nicht gänzlich aus der Welt schaffen. Noch in den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts ließ das US-Kriegsministerium strategische Pläne für einen Einmarsch in Kanada im Falle eines Krieges mit Großbritannien ausarbeiten. Im sogenannten »Kriegsplan Rot« war ein Vormarsch auf Winnipeg und Quebec sowie ein Marineangriff auf Halifax vorgesehen. Die Kanadier setzten dem ihrerseits den »Verteidigungsplan Nr. 1« entgegen, in dem eine Invasion in die USA geplant war. Man wollte Überraschungsangriffe auf Albany, New York, Minneapolis, Minnesota, Seattle, Washington und Great Falls, Montana, unternehmen, nämlich in der Hoffnung, Zeit zu gewinnen, bis die britischen Verstärkungen eintrafen.
    Im Laufe der Zeit und durch das Aufkommen neuer Technologien hatte sich die Welt seit den 1920er-Jahren erheblich verändert. Großbritannien war nicht mehr die Kolonialmacht, die Kanada unter allen Umständen verteidigen wollte, gleichzeitig herrschte in Folge der militärischen Macht der USA ein strategisches Ungleichgewicht.
    Deshalb mochte der Präsident zu diesem Zeitpunkt zwar ungehalten über das Verschwinden der
Narwhal
sein, einen Einmarsch rechtfertigte dies in seinen Augen jedoch nicht. Zumindest noch nicht. Außerdem würde es ohnehin Wochen dauern, um eine Bodenoffensive vorzubereiten, falls sich die Beziehungen weiter verschlechtern sollten. Und er wünschte eine rasche und wirkungsvolle Reaktion binnen vierundzwanzig Stunden.
    Die Maßnahmen, auf die man sich geeinigt hatte, wenn die Gefangenen nicht freigelassen werden sollten, waren zwar simpel, aber schmerzhaft. Kriegsschiffe der US-Navy sollten Vancouver im Westen und den Sankt-Lorenz-Strom im Osten blockieren und Kanadas Außenhandel zum Erliegen bringen. Gleichzeitig würden Tarnkappenbomber einen Erstschlag gegen die kanadischen Luftwaffenstützpunkte Cold Lake, Alberta, und Bagotville, Quebec, durchführen. Darüber hinaus sollten sich Einheiten der Special Forces in Bereitschaft halten, um Kanadas große Wasserkraftwerke zu besetzen, falls es zu der vermuteten Unterbrechung der Stromlieferungen kommen sollte. Später wollte man auch noch das Gasfeld am Melvillesund in seinen Besitz bringen.
    Die Kanadier könnten nur wenig dagegen ausrichten, hatten der Verteidigungsminister und die Generäle vorgebracht. Wenn man ihnen mit weiteren Luftangriffen drohte, müssten sie die Gefangenen freilassen und sich bereiterklären, die Nordwestpassage wieder zu öffnen. Doch alle waren der Meinung, dass es dazu gar nicht kommen würde, denn zunächst einmal wiese man die Kanadier auf die Folgen hin, sollten sie nicht auf das vierundzwanzigstündige Ultimatum eingehen. Man ging davon aus, dass ihnen gar nichts anderes übrigblieb, als sich zu fügen.
    Doch eines hatten die Falken im Pentagon nicht bedacht: Die kanadische Regierung hatte überhaupt keine Ahnung, was aus der Besatzung der
Polar Dawn
geworden war.
72
    Eingesperrt in ihren sinkenden eisernen Sarg wäre die Besatzung der
Polar Dawn
froh gewesen, wenn ihr noch vierundzwanzig Stunden geblieben wären. Doch ihr Überleben war nur noch eine Frage von Minuten.
    Bislang hatte sich Murdocks Vorhersage als wahr erwiesen. Frachtraum Nummer 4 hatte sich stetig

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