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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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der heilen Hand und eine Muskete über der Schulter.
    »Haben wir sie verscheucht?«, fragte er.
    »Dank deiner Treffsicherheit«, erwiderte Giordino und deutete über die Bordwand auf die beiden Toten. »Ich würde sagen, das heutige Preisschießen hast du gewonnen.«
    Pitt musterte die Leichen ohne großes Bedauern. Ihm war zwar nicht ganz wohl dabei, wenn er einen anderen Menschen töten musste, aber er hatte auch kein Mitleid mit gedungenen Mördern, zumal die beiden hier am Versenken der
Narwhal
beteiligt gewesen waren.
    »Klingt so, als ob sie am Strand Komplizen haben«, sagte er. »Die werden bald in voller Mannschaftsstärke anrücken.«
    »Ganz meine Meinung«, erwiderte Giordino. Er betrachtete Pitts blutigen Ärmel und warf seinem Freund einen besorgten Blick zu. »Nimm’s mir nicht übel, aber ich habe keine Lust, diesen alten Kahn zu meinem persönlichen Alamo zu machen.«
    »Meinst du, oben in der Rinne haben wir bessere Chancen?«
    Giordino nickte. »Ich glaube, es wird höchste Zeit, dass wir abhauen. Sonst warten sie, bis es dunkel wird, und überrennen uns, oder sie setzen die Kiste in Brand, was noch schlimmer wäre. Die kommen bestimmt langsam und vorsichtig zurück, sodass wir Zeit haben, uns auf die Anhöhe abzusetzen. Wir können doch jede Menge Kugeln und Pulver mitnehmen und sie daran hindern, sich zu dicht an unsere Fersen zu heften. Mit etwas Glück geben sie die Verfolgung vielleicht sogar auf und lassen uns erfrieren«, fügte er trocken hinzu.
    »Wir brauchen aber noch was«, stellte Pitt fest.
    »Ich fasse es nicht, dass du nicht längst damit abgehauen bist«, erwiderte Giordino grinsend. »Der Schlüssel zu dem ganzen Brimborium. Das Logbuch.«
    Pitt nickte. Er hoffte noch immer, dass sie das Logbuch fanden und sich der Inhalt als so wertvoll erwiese, dass sich die Opfer wenigstens ein wenig lohnten, die sie bereits hatten bringen müssen.
    »Ruh dich aus, ich suche es«, sagte Giordino und begab sich zum Niedergang.
    »Nein, ich gehe«, erwiderte Pitt und rieb sich den verletzten Arm. »Mit angeschlagener Flosse kann ich mit der langen Knarre schwer zielen, wenn die Verstärkung anrückt.« Er nahm die Muskete von der Schulter und reichte sie Giordino, dann gab er ihm die Pistole. »Halte dich ran und schieß, bevor du das Weiße in ihren Augen siehst.«
    Pitt, der durch den Blutverlust leicht benommen war, stieg den Niedergang hinab und lief im Schein der Lampen, die er vorhin angezündet hatte, den Gang entlang nach hinten zu den Offiziersquartieren. Auf einmal aber wurde es dunkel, als er in einen noch nicht erkundeten Teil des Schiffes vorstieß. Er verfluchte sich, weil er die Walöllampe nicht mitgenommen hatte, und wollte bereits umkehren, als er vor sich in der Dunkelheit einen schwachen Lichtschein bemerkte. Er rückte ein paar Schritte vor und sah ein flackerndes Licht am Ende des Ganges, ein Licht, das weder von ihm noch von Giordino stammte.
    Vorsichtig näherte er sich dem Ende des Ganges und der Tür zur großen Kabine. Da drin flackerte eine Kerze und warf lange Schatten auf die Wände. Pitt schlich zur Tür und spähte hinein.
    Mit einem boshaften Grinsen, bei dem seine Zähne im Kerzenlicht schimmerten, blickte Clay Zak von einem großen Tisch auf, der mitten im Raum stand.
    »Kommen Sie rein, Mr. Pitt«, sagte er mit eiskaltem Tonfall. »Ich habe schon auf Sie gewartet.«
83
    Gut zehn Meter vom Rand des Meereises entfernt tollte eine Robbe im dunkelgrünen Wasser herum und hielt nach einem verirrten Arktischen Dorsch Ausschau. Das graue Säugetier bemerkte etwas Schwarzes, das aus dem Wasser ragte, und schwamm hin, um es genauer zu untersuchen. Es drückte die Schnurrhaare an das kalte Metall, stellte fest, dass es nichts Essbares war, und schwamm davon.
    Knapp zwanzig Meter tiefer lachte Commander Barry Campbell laut auf, als er die Robbe aus nächster Nähe sah. Dann stellte er die Schärfe des Suchperiskops vom Typ 18 auf den roten Eisbrecher ein, der rund vierhundert Meter entfernt war, und betrachtete das Schiff. Er trat einen Schritt beiseite und winkte Bill Stenseth zu sich, der ebenfalls im engen Kommandoraum der USS
Santa Fe
stand.
    Stenseth hatte den energischen U-Bootkommandanten auf Anhieb gemocht. Mit seinen rotblonden Haaren, den funkelnden Augen und einem stets fröhlichen Lachen erinnerte ihn Campbell an einen jungenhaften Weihnachtsmann ohne Bauch und weißen Wallebart. Campbell, der seit zwanzig Jahren bei der Navy war, war ein zielstrebiger

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