Polarsturm
Höhepunkt und sank bis zum Jahr 2000 auf annähernd null. Trotz der Preissteigerung hat man die Produktion nicht wieder aufgenommen.«
»Mit anderen Worten, die Minen sind erschöpft«, warf Pitt ein.
»Ja, ganz recht. In dieser Region wurden seit über vierzig Jahren keine bedeutenden Vorkommen mehr gefunden.«
»Bleiben immer noch die Russen übrig«, sagte Yeager.
Max schüttelte den Kopf. »Das russische Ruthenium kam aus zwei benachbarten Minen im Wissimtal. Die Produktion erreichte in den 1950er-Jahren ihren Höhepunkt. Vor mehreren Jahren wurden beide Bergwerke durch einen schweren Erdrutsch verschüttet. Danach gaben die Russen diese Standorte auf und ließen verlauten, dass es viele Jahre dauern würde, bis man die Minen wieder in Betrieb nehmen könne.«
»Kein Wunder, dass der Preis so hoch ist«, sagte Yeager. »Warum interessierst du dich so für das Mineral, Dirk?«
Pitt berichtete von Lisa Lanes Entdeckung im Zusammenhang mit der künstlichen Photosynthese, von der Rolle, die Ruthenium dabei als Katalysator spielte, und er erzählte Yeager von der Explosion im Labor. Yeager stieß einen leisen Pfiff aus, als ihm die Auswirkungen klar wurden.
»Damit dürfte ein nichtsahnender Minenbesitzer zu einem reichen Mann werden«, sagte er.
»Nur, wenn das Zeug gefunden wird«, erwiderte Pitt. »Was mich zu der Frage bringt, Max: Wo könnte ich eine größere Menge Ruthenium kaufen?«
Max blickte zur Decke. »Mal sehen … es gibt ein, zwei auf wertvolle Rohstoffe spezialisierte Makler an der Wall Street, die Ihnen zu Investitionszwecken etwas verkaufen würden, aber die verfügbaren Mengen sind nur gering. Ich finde lediglich eine kleine Platinmine in Südamerika, die es als ein Nebenprodukt verkauft, das aber weiterverarbeitet werden muss. Die derzeit bekannten Vorräte scheinen eher dürftig zu sein. Die einzige andere bekannte Quelle ist die Bergbaugenossenschaft von Ontario, die eine begrenzte Menge hochwertigen Rutheniums auflistet, das in Troyunzen verfügbar ist.«
»Von dieser Genossenschaft hat Lisa ihre Probe bezogen«, stellte Pitt fest. »Was können Sie mir sonst noch dazu sagen?«
»Die Bergbaugenossenschaft vertritt selbstständige Bergwerksbetreiber aus ganz Kanada und fungiert als Großhändler für geschürfte Erze. Die Zentrale befindet sich in der Stadt Blind River in Ontario.«
»Danke, Max. Sie sind wie immer eine große Hilfe gewesen«, sagte Pitt. Anfangs war ihm nicht ganz wohl dabei gewesen, mit einem per Computer generierten Hologramm zu sprechen, doch das hatte er schon vor langem überwunden, und mittlerweile hatte er ebenso wie Yeager fast das Gefühl, dass Max eine reale Person war.
»Ist mir stets ein Vergnügen«, erwiderte Max mit einem Nicken. Dann wandte sie sich an Yeager und mahnte ihn: »Vergiss nicht meinen Rat bezüglich deiner Frau.«
»Wiedersehen, Max«, erwiderte Yeager und tippte per Keyboard einen Befehl. Im nächsten Moment war Max verschwunden. Yeager wandte sich an Pitt.
»Ein Jammer, dass die Entdeckung deiner Freundin womöglich umsonst war, wenn kein Ruthenium verfügbar ist.«
»Da derart viel davon abhängt, wird sich schon eine Quelle finden lassen«, sagte Pitt voller Zuversicht.
»Wenn dich deine Ahnung, was die Explosion in dem Labor angeht, nicht trügt, dann weiß auch noch jemand anders, wie selten das Metall ist.«
Pitt nickte. »Genau das befürchte ich. Wenn man bereit ist, jemanden umzubringen, um weitere Forschungen zu verhindern, dann ist man vermutlich auch bereit, um der Marktherrschaft willen die verbliebenen Vorräte in seinen Besitz zu bringen.«
»Wie willst du also weiter vorgehen?«
»Das gibt’s nur eine Möglichkeit«, sagte er. »Die Bergbaugenossenschaft von Ontario. Mal sehen, wie viel Ruthenium sich tatsächlich auf dem Planeten findet.«
ZWEITER TEIL
SCHWARZES KOBLUNA
35
Summer wartete am Anlegesteg, als sie Trevors Boot entdeckte, das durchs Hafenbecken tuckerte. Sie trug einen eng anliegenden, safrangelben Pulli, der ihre offen über die Schultern hängenden roten Haare gut zur Geltung brachte. Der Blick ihrer grauen Augen wurde sanfter, als das Boot näher kam und Trevor sich aus dem Ruderhaus beugte und winkte.
»Fährst du in meine Richtung, Seemann?«, fragte sie grinsend.
»Eigentlich nicht, jetzt aber schon«, erwiderte er mit einem beifälligen Blick. Er reichte Summer die Hand, als sie ins Boot stieg.
»Wo ist Dirk?«, fragte er.
»Er hatte heute Morgen noch Kopfschmerzen, deshalb hat er
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