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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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schwenkten, daß zehn asturische Kühe und vierzehn ihrer Schweine an jenem Tag vom Leben zum Tode befördert worden seien, begann mir auf die Nerven zu gehen. In meinen Augen stellte die Hinrichtung von Landvieh keinesfalls einen großen Sieg dar, und so entschied ich, ich hätte mir einen ruhigen Abend zu Hause verdient. Ich nahm ein ausgedehntes, gemütliches Bad, aß einen späten Abendimbiß und begab mich früh mit einem guten Buch ins Bett.
Es war kurz nach Mitternacht, als ich unsanft durch Killanes Geschrei geweckt wurde. Meine Kammerzofe – zufällig Killanes jüngste Schwester Rana – versuchte tapfer, ihn am Betreten meines Schlafgemachs zu hindern, während er nicht minder tapfer versuchte, hineinzugelangen.
Ich murmelte etwas vor mich hin, das ich hier nicht wiederholen möchte, stieg aus dem Bett und zog meinen Morgenrock über. »Was geht da draußen vor?« verlangte ich verärgert zu wissen, während ich die Tür zu meinem Schlafzimmer aufstieß.
»'s ist der Lümmel von meinem Bruder, Melady«, gab mir die ziemliche kleine Rana empört Bescheid, »'s tät mich gar nicht überrasch'n tun, wenn er getrunk'n hätte.«
»Jetzt aber mal halblang, Rana«, verwahrte sich Killane. »Im Palast gibt's Ärger, Lady Polgara«, wandte er sich an mich. »Ihr zieht Euch besser was über. Der Bote von seiner Gnaden tut im Wohnzimmer wart' n.«
»Was ist passiert, Killane?«
»Der Sohn von seiner Gnaden ist entführt word'n von den verdammten Asturiern, Melady, und der Herzog will Euch sofort im Palast hab'n.«
»Sag dem Boten, ich bin in einer Minute bei ihm«, erklärte ich. Dann schloß ich die Tür und kleidete mich eilig an, während ich gedämpft vor mich hinfluchte. Wir hatten genügend Beweise für Nerasins Skrupellosigkeit erhalten. Warum nur hatte ich seinen nächsten Zug nicht vorausgesehen?
Entführungen haben lange eine wichtige Rolle in der internationalen Politik gespielt – wie Garion und Ce'Nedra bestätigen können –, aber die Entführung von Herzog Allerans zweijährigem Sohn aus dem Palast in Vo Wacune war das erste Mal, daß ich mit dieser Praxis konfrontiert wurde. Manche Entführungen werden nur des Lösegeldes wegen unternommen, und damit wird man verhältnismäßig leicht fertig. Bei einer politischen Entführung geht es allerdings nicht um Geld, sondern um Wohlverhalten. Im Bett des kleinen Kathandrion hatte man eine Nachricht gefunden, und sie ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Sie besagte, falls Alleran sich nicht von der asturischen Ostgrenze zurückzog, würde er seinen Sohn nicht lebend wiedersehen. Mayaserell war völlig aufgelöst, und Alleran befand sich in auch keiner wesentlich besseren Verfassung, so daß es nicht viel Sinn hatte, mit ihnen zu reden. Ich versorgte den Hofmedicus mit einer Kräutermischung, die stark genug war, ein Pferd umzuwerfen, und dann unterhielt ich mich ausführlich mit den Beratern des jungen Herzogs. »Uns bleibt keine Wahl«, tat ich ihnen schließlich kund. »Tut, was die Botschaft verlangt. Dann sendet eine Depesche an Herzog Corrolin in Vo Mimbre. Setzt ihn von den hiesigen Vorgängen in Kenntnis, und sagt ihm, daß ich mich hier um die Angelegenheit kümmere. Ich will, daß sich niemand einmischt. Ich befasse mich damit, und ich möchte nicht, daß irgendwelche Ereiferer hier umherrennen und mir alles durcheinanderbringen.« Dann begab ich mich nach Hause, um die Lage zu überdenken.
Vordergründig betrachtet war das Problem recht einfach zu lösen. Sicher hatte ich es hier nicht mit talentiertem Personen zu tun, und den Ort herauszufinden, wo der kleine Kathandrion gefangengehalten wurde, wäre nicht schwierig gewesen. Dann jedoch hätten wir alle untätig herumsitzen und mit angehaltenem Atem auf Nerasins nächsten Zug warten müssen. Ich mußte mir also etwas anderes einfallen lassen, etwas, das den nominellen Herzog von Asturien auf Dauer davon abhalten würde, Unheil anzurichten. Ihn zu töten, wäre natürlich dauerhaft genug, aber dann müßten wir uns mit seinem Nachfolger beschäftigen. Nach dem, was Nerasin Asrana und Mandorin angetan hatte, lag mir nicht allzuviel daran, ihn am Leben zu lassen, aber die augenblickliche politische Lage – und Mutters rätselhafte Äußerung, ich würde Nerasin eines Tages brauchen – ließen einen Mord nicht angeraten erscheinen. Die größte Hoffnung auf eine Wiederherstellung des Friedens bestände vielmehr darin, Nerasin zu zwingen, den Rest seines Lebens genau das zu tun, was ich

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