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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Fingerspitzen.«
»Aber ich habe sie geliebt, Mutter!«
»Das ist eine edle Empfindung, aber in Blut zu waten, ist nicht die beste Art, ihr Ausdruck zu verleihen.«
An diesem Punkt brach ich in Tränen aus.
»Ich bin froh, daß wir Gelegenheit zu diesem kleinen Plausch hatten, Pol«, schloß sie freundlich. »Oh, nebenbei bemerkt, du wirst Nerasin später noch brauchen. Ihn zu töten und zu Gulasch zu machen, wäre also nicht wirklich angebracht. Lebe wohl, Polgara.« Und weg war sie.
Ich seufzte und legte all die Küchengeräte wieder an ihren Platz zurück.

Die Beisetzung von Asrana und Mandorin fand im Herbst des Jahres 2327 in Vo Mandor statt, selbstverständlich in Allerans und meinem Beisein. Die arendische Religion ist bei Beerdigungen nicht sehr gut. Chaldan ist ein Kriegsgott, und seine Priester interessiert Rache viel mehr, als den Hinterbliebenen Trost zu spenden. Unter Umständen bin ich ein bißchen zu wählerisch, aber mir will scheinen, als mangele es einer Grabrede mit dem Tenor ›Das zahle ich dir heim, du dreckiger Bastard‹ geringfügig am würdigelegischen Grundton.
Die blutrünstige Hetztirade des Chaldanpriesters verfehlte indes nicht ihre Wirkung auf Alleran und Corrolin, denn nach der Beisetzung von Mandorin und Asrana machten sie sich ernsthaft ans Pläneschmieden, wie man Nerasins mörderischem Betragen angemessen begegnen könne. Ich zog es vor, mich nicht an dieser kleinen Übung in arendischer Sitte zu beteiligen. Ich hatte meine arendischen Regungen mit der Käseraspel ad acta gelegt.
Statt dessen wanderte ich durch die grimmigen, düsteren Hallen von Mandorins Festung, und schließlich landete ich in Asranas Ankleidezimmer, in dem noch immer zart der Duft ihres Parfüms hing. Asrana war nie das gewesen, was man ordentlich nennen würde, und überall auf ihrer Frisierkommode hatte sie Gegenstände liegenlassen. Ohne nachzudenken, begann ich aufzuräumen, Töpfchen und Flakons in einer geraden Reihe unter dem Spiegel aufzustellen, die dünne Staubschicht Gesichtspuder wegzupusten, ihre Kämme und Bürsten in einem ästhetisch ansprechenden Winkel anzuordnen. Ich war dabei, ihren Lieblingselfenbeinkamm wegzuräumen, als ich mich eines Besseren besann. Ich habe ihn behalten und all die Jahre bei mir getragen. Er liegt jetzt auf meiner Frisierkommode, kaum fünfzehn Fuß von dort entfernt, wo ich just in diesem Augenblick sitze.
Natürlich hatten die Morde nicht nur mich erzürnt. Wie ich bereits erwähnte, nahmen Alleran und Corrolin die Angelegenheit sehr persönlich, und die einfache Sperrung der asturischen Grenze wurde verstärkt, bis sie sich wie eine Schlinge um das unglückliche Land legte. Umfangreiche Überfalltrupps schwärmten sowohl von Mimbre als auch von Wacune aus und überzogen Asturien mit wohl durchdachter Brutalität.
Trotz all meiner Bemühungen war der arendische Bürgerkrieg an genau demselben Punkt angelangt, an dem ich ihn bei meiner Ankunft hier vorgefunden hatte. Das, was sie ›Polgaras Frieden‹ nannte, war zerbrochen.
Die Lage in Asturien wurde immer verzweifelter, während die Monate ins Land zogen. Corrolins mimbratische Ritter zogen fast unbehindert durch den landwirtschaftlich genutzten Süden und Westen des asturischen Herzogtums, und wacitische Bogenschützen, die mindestens so effektiv waren wie ihre asturischen Vettern, töteten buchstäblich alles, was sich an der asturischen Ostgrenze regte. Zunächst erschien diese willkürliche Gewalt sinnlos, doch als ich Alleran wegen der erneuten Aufnahme der Kriegshandlungen zur Rede stellte, warf er mir jenen Blick zu, den Arender so gut beherrschen, und erklärte: »Wir führen keinen Krieg gegen die Asturier, Tante Pol. Wir führen Krieg gegen ihre Nahrung. Am Ende wird sie der Hunger so sehr plagen, daß sie sich um Nerasin und seinesgleichen kümmern werden.«
Das war eine grausame, häßliche Art, Krieg zu führen, aber niemand hat je behauptet, daß Kriege etwas Schönes wären.
Nerasin wurde, als die Nahrung auf den Tischen von Vo Astur knapper und knapper wurde, immer verzweifelter. Die Lösung, die er für sein Problem fand, hatte eigentlich in der Luft gelegen, aber unglücklicherweise war sie mir nicht aufgefallen.
Es geschah alles in einer stürmischen Nacht, als ich mich entschlossen hatte, zu Hause zu bleiben und nicht in den Palast zu gehen. Der Palast war das geistige Zentrum des ›Nahrungskriegs‹, und der Lärm der Boten, die durch die Gänge hasteten und Meldungen mit dem Wortlaut

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