Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
Gleichgewicht, was die Bewaffnung mit schwerem Kriegsgerät betraf, die Belagerungsmaschinen des Angreifers schleuderten Felsbrocken, brennendes Pech oder Körbe voller Wurfspieße nicht weiter als die Maschinen des Verteidigers. Die Verteidiger einer Stadt oder einer Festung verfügten jedoch über Mauern, hinter denen sie in Deckung gehen konnten, während die Angreifer diese Möglichkeit nicht hatten, und das bedeutete einen entscheidenden Nachteil für den Angreifer. Gewaltige Geldsummen und eine Menge technischen Aufwands wurden auf die Verbesserung dieser Kriegsmaschinen verwandt, da die Vergrößerung der Schußweite eines Katapults um bloße fünfzig Fuß den Ausgang einer Schlacht entscheiden konnte.
Kathandrions Ingenieure hatten ein mächtiges Katapult entworfen, das auf einigen höchst fragwürdigen Theorien bezüglich Flaschenzügen, Gegengewichten und wechselseitigen Spannungen basierte. Um ehrlich zu sein, für mich sah dieses Ungetüm aus wie der über und über mit Spinnweben bedeckte Rohbau eines Hauses. Kathandrion hingegen versetzte es in helle Begeisterung, und wie eine Glucke hockte er über der Werkstatt, wo es entstand. Er verbrachte viele Abende versunken in die Zeichnungen der Ingenieure. Ich warf hin und wieder auch einen flüchtigen Blick darauf. Mir schien es, als stimme irgend etwas an dem Konzept nicht, aber ich wußte nicht, woran es krankte.
Als das Ungetüm fertiggestellt war, rollten die Ingenieure es auf eine nahe Wiese, um herauszufinden, ob es wirklich funktionierte. Kathandrion entledigte sich seines Wamses, um höchstpersönlich Hand anzulegen – oder genauer gesagt die Schulter – und die gewaltige Vorrichtung in Stellung zu bringen. Dann bückte er sich zur Kurbel einer der zahlreichen Winden, die das Seilgewirr straff wie Bogensehnen spannte. Der gesamte Hofstaat hatte sich in einiger Entfernung versammelt, um zu verfolgen, wie der Herzog die Abzugsleine zog, welche die geballte Kraft freisetzen sollte.
Auch ich weilte dort, und just in dem Moment als alles soweit war, überfiel mich eine böse Vorahnung. Irgend etwas stimmte nicht! »Kathandrion!« schrie ich. »Nein!«
Aber es war zu spät. Der jungenhaft lächelnde Herzog Kathandrion zog die Leine.
Und die gesamte Konstruktion explodierte in eine wirre Masse zischender Seile und splitternden Holzes! Die Berechnungen der Ingenieure waren perfekt gewesen. Unglücklicherweise hatte sie jedoch die Haltbarkeit des verwendeten Holzmaterials nicht in ihre Berechnungen einbezogen. Die plötzliche Freisetzung all dieser aufgestauten Energie zerfetzte jene schweren Holzbalken und hüllte die Mannschaft um die Maschine herum in einen Hagel beinlanger Splitter, die schneller flogen als jeder von einer Bogensehne abgeschossene Pfeil.
Herzog Kathandrion von Wacune, mein lieber, lieber Freund, starb auf der Stelle, als ein angespitzter Holzsplitter, dicker als sein Arm, seinen Kopf durchbohrte.
Ganz Wacune versank in tiefer Trauer, aber nach etwa einer Woche unterdrückte ich meinen Kummer und begab mich in den Palast, um mit Alleran zu sprechen. Seine Augen waren vom Weinen verquollen, als er an dem Tisch im Arbeitszimmer seines Vaters stand und starr auf jene fatalen Zeichnungen blickte. »Es hätte klappen müssen, Tante Pol!« stieß er mit gequälter Stimme hervor. »Was ist schief gelaufen? Alles wurde genau nach diesen Plänen gefertigt!«
»Die Pläne selbst waren der Kern des Problems, Euer Gnaden«, eröffnete ich ihm.
»Euer Gnaden?«
»Ihr seid nunmehr der Herzog von Wacune, Mylord, also faßt Euch. Selbst oder besser erst recht in Zeiten der Trauer. Mit Eurer Erlaubnis werde ich die nötigen Vorkehrungen für Eure Krönung treffen. Reiß dich zusammen, Alleran. Wacune braucht dich jetzt.«
»Ich bin noch nicht bereit dafür, Tante Pol«, jammerte er.
»Entweder du oder dein Sohn, Alleran, und der ist noch viel weniger bereit als du. An deiner Westgrenze schwärt die Wunde namens Asturien, und Nerasin wird jedes Anzeichen von Schwäche zu nutzen wissen. Es ist Eure Pflicht, Euer Gnaden. Laßt uns nicht im Stich!«
»Wenn ich nur wüßte, warum dieses verfluchte Ding so auseinandergeflogen ist!« platzte er heraus und ließ die Faust krachend auf die Zeichnungen niederfahren. »Ich habe selbst alle Berechnungen überprüft. Es hätte funktionieren müssen! «
»Es hat funktioniert, Alleran. Es hat genau das getan, was es nach diesem Entwurf hätte tun sollen. Das einzige Problem bei der Arithmetik war, daß keine

Weitere Kostenlose Bücher