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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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geblieben und später, beim Mittag­essen, schon nach der Suppe aufgestanden. Und vor drei Stunden ungefähr ist er dann zu mir gekommen, ziemlich blaß im Gesicht, und hat gesagt, daß er noch ins Blue Moon will . Schaust aber nicht grad so aus, als ob dir nach Disco wär, hab ich gemeint. Hat er die Tür zugeschmissen und war weg. Ich kenn den Martin nicht allzugut, aber wenn er so ist, hat er was. Nur wenn ich im Blue Moon nachschauen komme, als besorgter Vater, ist er unten durch bei seinen Freunden, und ich habe ausgespielt bei ihm.“
    „Klar. Und da ist noch was, Herr Fürnkranz. Das Blue Moon hat heute zu.“
    „Was? Zu? Ja natürlich. Christtag. Um Gottes willen. Was jetzt?“
    „Wissen Sie, wo es ihn sonst noch hinzieht, in der freien Zeit?“
    „Über die Grenze ist er manchmal, nach Znaim.“
    „Ich würd mich schon umschauen, für Sie. Aber ich hab kein Auto.“
    „Das ist kein Problem, Herr Polt. Nehmen Sie meines.“
    „Und Sie wollen wirklich nicht selber fahren?“
    „Was soll ich ihm sagen, wenn ich ihn finde? Nein, Herr Gendarm. Bei Ihnen kann’s ja Zufall sein.“
    „Also gut.“
    „Kommen Sie mit, Herr Inspektor. Das Auto steht hinten in der Halle, ein dunkler Golf, davon gibt’s einige im Wiesbachtal. Der Bub fährt einen roten Mazda, 90er Baujahr. Ich mach das Tor auf. Hier sind die Schlüssel. Und Vorsicht: Die Lenkung zieht nach links, und die Kupplung rupft.“
    Simon Polt suchte erst einmal die umliegenden Ortschaften ab, dann nahm er die Bundesstraße, die zum Grenzübergang führt. Zu seiner Freude machte am Zollschranken der Sponner Fritz aus Brunndorf Dienst. Polt kannte ihn recht gut. „Grüß dich, Fritz!“
    „Simon! Das ist eine Überraschung! Willst hinüber um diese Zeit, alter Falott? Ist dir nicht einmal der Christtag heilig?“
    „Red keinen Blödsinn. Ich würd nur gern wissen, ob du heute das Auto vom Fürnkranz Martin gesehen hast, du weißt schon, den roten Mazda. Der Vater macht sich Sorgen.“
    „Ausgerechnet der. Nein, ich hab nichts gesehen.“
    „Das war’s auch schon. Wie lang hast noch Dienst?“
    „Nicht einmal eine Stunde.“
    „Na dann!“
    Polt war ratlos. Er wendete. Vorsichtig lenkte er den Golf auf der schneeglatten Fahrbahn. Nach ein paar Kilometern senkte sich die Straße in zwei Serpentinen dem Wiesbachtal zu. Er sah rechter Hand einen Parkplatz und entschloß sich zu warten.
    Nur wenige Autos waren unterwegs. Polt ließ den Motor laufen und wurde rasch müde in der dumpfen Wärme. Er kurbelte das Seitenfenster hinunter, spürte die Winterluft im Gesicht und schaute den Schneeflocken beim Fallen zu. Er wollte schon wieder fahren, als er oben, in der ersten Serpentine, Scheinwerfer sah. Sie bewegten sich ziemlich langsam. Am Ende der Serpentine geriet das Auto auf die linke Straßenseite, schrammte die Leitschiene entlang, begann sich in der zweiten Kurve zu drehen, krachte gegen eine niedrige Steinmauer, wurde zurückgeschleudert und rutschte in den Weingarten darunter, wo es zu stehen kam.
    Polt war längst ausgestiegen und überquerte so schnell er konnte, die Straße. Er hatte das Unfallauto noch nicht erreicht, als die Fahrertür geöffnet wurde. Martin Fürnkranz kroch mühsam ins Freie, machte ein paar unsichere Schritte, fiel in den Schnee und blieb liegen. Polt rannte zu ihm, fühlte Puls und Atem, sah Verletzungen, leistete Erste Hilfe und griff zum Handy. In diesem Augenblick hörte er die Stimme von Martin Fürnkranz: „Nicht anrufen, niemand, um alles in der Welt, Herr Inspektor Polt. Schlimm genug, daß Sie hier sind.“
    Väter
    „Was ist los mit dir? Sag schon!“
    Martin Fürnkranz wollte sich aufrichten. „Nicht jetzt, bitte! Und weg von hier, schnell!“
    „Liegenbleiben. Wer weiß, wie schwer es dich erwischt hat.“
    „Überhaupt nicht, Herr Polt. Ich war angegurtet. Es ist nichts.“
    „Und die Verletzungen?“
    „Nicht vom Unfall. Es geht schon wieder. Ehrenwort! Können Sie mich stützen?“
    „Schon. Aber …“
    „Kein Aber, Sie sturer Hund. Wie lang muß ich noch bitten. Tun Sie’s wenigstens meinem Vater zuliebe.“
    Polt seufzte unwillig, half dem Verletzten vorsichtig auf, schleppte ihn zum Parkplatz hinüber und setzte ihn ins Auto. Im Licht schaute Martin Fürnkranz etwas beruhigender aus. „Also gut, ich bring dich erst einmal zu mir nach Hause. Aber ich bestehe darauf, daß dich der Dr. Eichhorn anschaut. Privat.“
    „Kann der den Mund halten?“
    „Wenn’s vertretbar ist, ja.“ Dann

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