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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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sein“, sagte er freundlich und griff nach Bartls Schulter. Der aber packte Polts Hand mit einer zornigen, unglaublich kraftvollen Bewegung und biß so heftig hinein, daß er eine blutende Wunde verursachte. Polt schrie auf, verbiß sich dann den Schmerz, sagte: „Armer Teufel“ und ging, während er sein Taschentuch auf die Wunde preßte.
    Er fuhr auf kürzestem Weg nach Brunndorf und besuchte Grete Hahn. „Ich fürchte, Sie müssen mir doch noch ein wenig mehr von den nächtlichen Festen Ihres Mannes erzählen.“
    Frau Hahn hörte nicht richtig hin. „Was ist denn mit Ihrer Hand los? Lassen Sie sehen. Mein Gott! Sind Sie gebissen worden?“
    „Ja, vom Herrn Bartl“, sagte Polt und mußte grinsen. „Da gibt es nichts zu grinsen.“ Grete Hahn lief aus der Küche und kam mit einer Flasche Jodtinktur und mit Wundpflaster zurück. „So, das haben wir gleich.“
    Als die Hand des Gendarmen versorgt war, setzte sich Frau Hahn, schaute Polt ins Gesicht, dachte ein wenig nach und erzählte dann: „Irgendwie hatte mein Mann seine sogenannten Freunde in der Hand. Sie kamen ohne Widerrede, wenn er sie einlud, und sie tranken, wenn er sie dazu aufforderte, auch wenn sie mehr als genug hatten. Mit Bartl war das anders. Der hat gesoffen, weil das für ihn die höchste Seligkeit war, und die anderen hatten ihren Spaß, weil es immer einen gab, der noch betrunkener war als sie. Kurz bevor dann keiner mehr reden konnte, mein Mann natürlich ausgenommen, der wollte seinen Spaß ja auskosten, drängte er seine Gäste zu sogenannten Rollenspielen. Swoboda mußte zum Beispiel einmal in die Rolle seiner Ehefrau schlüpfen (die übrigens bei solchen Abenden nie dabei war) und über ihre frustrierenden Erfahrungen beim ehelichen Geschlechtsverkehr berichten. Für jede schmutzige oder peinliche Einzelheit, die er nicht deutlich genug beschrieb, gab’s ein Glas Wein, aber nicht zum Trinken, sondern ins Gesicht geschüttet. Für Dipl.-Ing. Pahlen war häufig die Rolle eines Dorftrottels vorgesehen, der erklären mußte, wie man ein Haus baut. Bei jedem Satz, der nicht idiotisch genug geriet, wurde ihm ein Kleidungsstück ausgezogen, bis er völlig nackt war. Irgendwann kam dann Bartls großer Auftritt. Erst durfte er aus seiner wirren Welt erzählen, und alle lachten sehr darüber. Aber später, wenn er nicht mehr stehen konnte, kam ein Spiel an die Reihe, das Kameradschaftsbund hieß. Sie haben Bartl auf die Beine gestellt und ihm einen kräftigen Stoß in den Rücken versetzt, damit er ein paar Schritte halb rannte, halb taumelte und dann auf denkbar groteske Weise unter allgemeinem Applaus niederbrach. Kriegerdenkmal hat ihn mein Mann in dieser Stellung genannt, trat vor ihn und hielt eine höhnisch-feierliche Rede über das Heldenschicksal Gefallener. Aber es ist noch weiter gegangen.“
    „Ich denke, es reicht.“ Simon Polt verabschiedete sich rasch. Er dachte daran, wie am Ende Hahns Gäste in ihrem Rausch dalagen, sich übergaben, wie sie irgendwann am nächsten Tag erwachten, in einem erbärmlichen Zustand, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, und unerträglich beschmutzt. Der Gendarm beeilte sich auf dem Rückweg nach Burgheim, nahm beim Kirchenwirt Zuflucht und bestellte ein großes Glas Mineralwasser, das er in einem Zug austrank.
    Der heilige Martin und andere aufrechte Männer
    Simon Polt ruhte seit vielen Tagen wieder einmal heiter und entspannt in sich selbst. Er hatte im Gasthaus Stelzer eine beachtliche Portion Martinigans von heiligmäßigem Wohlgeschmack verzehrt, und jetzt saß er dem Friedrich Kurzbacher gegenüber und verdaute. Draußen war es dunkel. Schon gegen vier hatte es an diesem trüben Novembertag gedämmert.
    „Gut geht’s uns, was?“ Polts Freund streckte behaglich die Beine unter dem Tisch aus und drehte das gefüllte Weinglas in seiner Hand. „Mir ist es im Grunde immer gutgegangen. Nur Geld war halt nie eins im Haus.“
    Polt nickte langsam. „Was machen eigentlich deine Kinder?“
    „Die Gerda hat nach Wien geheiratet, weißt du ja. Zwei Töchter, ein großes Auto, kann gar nicht besser sein. Und der Erich ist in Breitenfeld bei einer Versicherung. An der Landwirtschaft hat er kein Interesse.“
    „Und was wird aus dem Hof und dem Preßhaus, wenn du einmal nicht mehr bist, Friedrich?“
    „Die Kinder werden verkaufen. Da hat jeder was davon.“
    Wieder ein sterbendes Bauerngut mehr, dachte Polt betrübt und wechselte das Thema. „Was ist denn im Extrazimmer los?“
    „Der

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