Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
Vom Netzwerk:
geleerten Weinglas sitzen. Der weiße Kopfverband hatte schon einige Flecken abbekommen und auch sonst war Bartl auf dem besten Weg, klinischer Sauberkeit zu entsagen. Erfreut trat Polt näher und setzte sich zu ihm. „Noch einmal alles gutgegangen, alter Knabe, wie?“
    „Oh ja.“ Bartl nickte und schaute sich nach allen Seiten um.
    „Ist was?“
    „Was soll ich sagen, Herr Inspektor. Ich komme viel in den Weinkellern herum und so.“
    „Das kann ich mir denken.“
    Bartl schwieg. Nach einiger Zeit schlug sich Polt mit der flachen Hand auf die Stirn. „Das ist es also. Niemand soll glauben, daß du dich bei dieser Gelegenheit für mich umhörst, wie?“ Bartl schaute den Gendarm von unten her an, wie ein Hund, der Prügel erwartet. „Aus deiner Sicht hast du schon recht, mein Freund. Na dann.“
    Polt erhob sich, ging zurück zur Schank und fand dort Pahlen vor, der sich ein großes Glas Rotwein bestellt hatte.
    „Guten Morgen, Herr Inspektor.“ Der Architekt hob das Glas. „Zwecks Betäubung.“ Dann schaute er zu Bartl hinüber. „Florian ist wirklich ein Vollidiot. Es ist um seine Ehe gegangen, nicht wahr?“
    „Ja.“
    „Skurril. Einmal in seinem Leben tut er etwas aus einem anständigen Motiv heraus, und dann ist es ein Verbrechen.“
    Polt trank einen Schluck Bier. „Sie bleiben noch ein paar Tage in Burgheim?“
    „Natürlich. Grete Hahn ist damit einverstanden, daß ich in Swobodas Haus wohne, und ich denke, es ist besser, wenn ich zur Verfügung stehe.“
    „So ist es. Also schönen Tag noch.“ Polt schnippte mit dem Zeigefinger gegen das Weinglas. „Und übertreiben Sie’s nicht.“
    Als er, am Stammtisch vorbei, das Wirtshaus verlassen wollte, redete ihn der alte Ferdinand Sammer an. „Wollen Sie bauen, Herr Inspektor?“
    Polt blieb stehen. „Wie kommen Sie darauf?“
    „Na, weil Sie jetzt so gut sind, mit dem da.“ Er wies mit dem Kinn zur Schank.
    Polt lachte nur, ging nach draußen und ließ sich den eisigen Wind ins Gesicht fahren. Verdrossen machte er sich auf den Weg in die Burgheimer Kellergasse. Seine Laune besserte sich erst, als er die Preßhaustür des Höllenbauern offenstehen sah. Sein Freund war gerade dabei, die kleinen Fenster mit Styropor zu verschließen.
    „Grüß dich, Simon. Der Winter kommt. Da kann man nichts machen. So. Fertig. Gehen wir in den Keller?“
    „Ja, gern.“
    Unter dem Gewölbe am Ende der großen Kellerröhre stand ein kleiner Tisch. Simon Polt sah einen weißen Zettel darauf liegen, nahm ihn neugierig zur Hand und sah ein paar unbeholfen gezeichnete Strichmännchen. „Was soll denn das, Ernstl?“
    „Wundert mich, daß du’s nicht kennst. Ein uraltes Kellerrätsel. Du mußt unter den Strichmännchen den Karl und den Franz herausfinden.“
    „Wie bitte?“ Polt überlegte lange. „Ich fürchte fast, ich habe den Beruf verfehlt.“
    „Hast du nicht. Du denkst nur zu kompliziert. Ein Bauer schaut sich so etwas einfach ganz genau an und sagt dabei zu sich selbst, was er sieht.“

    „Mh.“ Polt konzentrierte sich auf die Unterschiede zwischen den Männchen. „Also, der Reihe nach: Der ist groß und der ist klein, der hat Haare, der hat keine.“
    Der Höllenbauer nickte aufmunternd. „Reimt sich natürlich nur in der Mundart, nicht wahr? Weiter so!“
    „Der hat Haare, der hat keine, der ist halb und der ist ganz.“
    „Na also!“ Polts Freund zeigte auf die letzten beiden Figuren: „Das ist der Karl und das ist der Franz.“
    „Nicht schlecht. Aber ich habe es leider nicht mit Strichmännchen zu tun, und in meinem Rätsel reimt sich absolut nichts.“
    „Vielleicht hast du nur noch nicht genau genug hingeschaut.“
    „Kann schon sein. Das bedeutet aber eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Brunndorfer Weinbauern. Und die machen mir von Tag zu Tag deutlicher die Kellertür vor der Nase zu, die einen freundlich, die anderen weniger freundlich.“
    „Also wissen sie irgend etwas.“
    „Ganz bestimmt. Es ist so, als würden sie jemanden schützen wollen.“
    „Also einen von ihnen, bestimmt nicht Leute wie den Swoboda oder diesen Architekten, und vermutlich auch keinen wilden Hund, wie der Mike Hackl einer ist.“
    „Da gebe ich dir recht. Ich habe auch schon daran gedacht, daß es so etwas wie ein halber Mord gewesen sein könnte. Ich meine: ohne bösen Vorsatz, aber geholfen wurde erst, als es mit Sicherheit zu spät dafür war.“
    „Das klingt logisch, Simon, aber es paßt nicht zu uns. Kein Weinbauer läßt in

Weitere Kostenlose Bücher