Polt - die Klassiker in einem Band
einen besseren Geschmack zugetraut.“
„So bin ich eben.“ Polt war sehr erleichtert und geradezu übermütig. Er küßte Karin kühn auf die Nasenspitze, verabschiedete sich und fuhr mit dem Autobus nach Burgheim. Es war Abend, als er ankam. Zu Hause schaute er gleich einmal nach Czernohorskys Futternapf. „Verdammt“, murmelte er, „jetzt ist dieser Kater schon drei Tage weg.“
Söhne aus gutem Haus
Auch am Morgen des folgenden Tages blieb Czernohorsky verschwunden. Sorgenvoll begab sich Polt in die Dienststelle und berichtete erst einmal Harald Mank von Karin Walters Unfall. „Jemand hat die Radmuttern gelockert“, schloß er, „jede Wette darauf.“
„Schon gut.“ Der Dienststellenleiter biß mit offensichtlichem Behagen in eine fettriefende Leberkäs-Semmel. Er schluckte und gönnte sich einen diskreten Rülpser. „Entschuldige. Aber meine Frau hält mich reichlich knapp, derzeit. Hast du eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?“
Simon Polt nickte energisch. „Mehr als nur eine Ahnung. Diesen Frieb-Brüdern, Anatol und René, bin ich in den letzten Wochen ein paar Mal kräftig auf die Zehen getreten. Die haben bestimmt gute Lust darauf, es mir heimzuzahlen. Also sind sie erst einmal auf mein Fahrrad losgegangen, und dann haben sie das von Karin Walter manipuliert.“
„Letzteres richtet sich allerdings gegen unsere geschätzte Lehrerin und nicht gegen dich, Simon.“
Polt schwieg und bekam einen roten Kopf. „Indirekt schon und um so schmerzlicher.“
„Ach so. Ich verstehe.“ Harald Mank lächelte väterlich und widmete sich wieder seiner Leberkäs-Semmel. Gesättigt und getröstet schaute er dann vor sich hin. „Vielleicht gelingt es uns, das Problem an der Wurzel zu packen, bevor ein ewiges Ärgernis daraus wird. Ich meine, vielleicht lassen die Eltern der zwei vernünftig mit sich reden. Du könntest es immerhin einmal versuchen. Derzeit sind sie ja hier, in ihrem Haus.“
Simon Polt schaute nicht eben begeistert drein. „Ob mit denen zu reden ist, weiß ich nicht, wenn ich mir überlege, wie sie mit ihren Kindern umgehen. Aber du hast recht. Einen Versuch ist es wert. Rufst du vielleicht vorher an? Macht ja doch mehr Eindruck.“
Gegen zehn, um nicht zu früh zu stören, griff Harald Mank zum Telefon.
„Ja? Frieb.“
„Schönen guten Morgen und entschuldigen Sie die Störung. Ich bin Harald Mank, der Leiter des Polizeiwachzimmers Burgheim.“
„Und?“
„Es wäre sehr freundlich von Ihnen, unseren Gruppeninspektor Polt zu empfangen. Es geht grundsätzlich um ein gutes Einvernehmen mit unseren neuen Mitbürgern.“
„Ich wüßte nicht, wozu das gut sein sollte. Aber meinetwegen. Kann dieser …“
„Inspektor Polt.“
„… kann er um 15 Uhr hier sein? Ich bitte mir Pünktlichkeit aus!“
„Das wird gehen. Und vielen Dank auch.“ Mank legte den Hörer auf und schaute zu Polt hinüber. „Viel Vergnügen, mein Guter. Du wirst dich in besseren Kreisen bewegen. Paul Frieb ist ein pensionierter Generaldirektor, wenn ich mich nicht irre, und offensichtlich ein ganz reizender Mensch.“
Pünktlich auf die Minute legte Simon Polt seinen Finger auf einen Klingelknopf aus poliertem Messing.
„Sind Sie dieser Gendarm?“ klang es aus der Gegensprechanlage.
„Ja.“
Summend öffnete sich die Gartentür, Simon Polt ging zum Haus und wurde von Paul Frieb empfangen. Wortlos folgte er ihm.
„Wir gehen in mein Büro. Da sind wir ungestört und können die Sache rasch hinter uns bringen.“ Der weißhaarige Mann nahm hinter einem Schreibtisch Platz, der bestimmt nicht billig gewesen war. „Setzen Sie sich, Herr …“
„… Polt.“
„Ja, richtig.“ Paul Frieb überreichte dem Gendarmen eine Visitenkarte. „Hier, damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben.“
Polt warf einen Blick auf eine Reihe eindrucksvoller Berufstitel und schob die Karte in eine Tasche seiner Uniformjacke. „Willkommen in Burgheim, Herr Frieb!“
„Darauf kann ich verzichten. Es ist ruhig hier, und die Luft ist sauber. Soviel zu unseren Ansprüchen. Das Dorf brauchen wir nicht. Gut möglich, daß auch einfache Menschen ihren Charme haben. Aber es ist nicht unsere Welt, wirklich nicht. Können Sie mir folgen?“
„Durchaus. Burgheim ist übrigens eine Stadt, man würde es kaum glauben.“
„Oh. Entschuldigung. Aber wir sitzen wohl nicht hier, um ländliche Eitelkeiten zu zelebrieren.“
„Nein. Es geht um Ihre beiden Söhne.“
„Wer hätte das gedacht.“ Paul Frieb nahm
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