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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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nicht selbst zu uns gekommen?“
    „Weil sie Angst hat. Aber es gibt ja auch noch Leute wie mich.“
    „Wie auch immer. Jetzt sind die Brüder dran“, sagte Polt und fühlte sich gar nicht wohl dabei.
    Die drei großen Geheimnisse
    Simon Polt hatte Frau Binders Aussage überprüft, Anzeige gegen Anatol und René Frieb erstattet und den Vater darüber informiert, weil seine Söhne wieder einmal unterwegs waren. Jetzt saß er ein wenig verlegen seinem Dienststellenleiter gegenüber. Harald Mank betrachtete ihn nachdenklich. „Privater Kummer, wie? Aber die Karin Walter ist doch über den Berg.“
    „Es geht um Czernohorsky, meinen Kater. Er ist heute den vierten Tag weg, einfach verschwunden. Das ist nicht seine Art, wirklich. Ein, zwei Tage vielleicht, und das nur hin und wieder.“
    „Dein Czernohorsky ist jung, und es ist Frühling.“
    „Er ist kastriert.“
    „Wie peinlich für ihn, und wie hinderlich. Und du meinst, wir sollen ihn sozusagen zur Fahndung ausschreiben? Weil wir nichts Besseres zu tun haben als nach einem platonisch liebenden Kater zu suchen?“
    „Ich dachte mir, so nebenbei …“
    „Ist doch klar. Ich sage unseren Leuten Bescheid und auch den Kollegen vom Grenzschutz und vorsichtshalber den Jägern. Wer weiß, vielleicht hat dein seltsamer Kater eine tschechische Freundin. Der erste wäre er damit bestimmt nicht im Wiesbachtal. Na ja. Jeder wie er meint. Irgend etwas Neues im Fall Breitwieser?“
    „Leider nein. Ich habe mir schon überlegt, ob wir nicht den Redakteur unserer Lokalzeitung bitten sollten, einen Zeugenaufruf zu veröffentlichen.“
    „Schaden kann es jedenfalls nicht. Übernimmst du die Sache?“
    „Gern.“ Polt stand auf und machte sich an die Arbeit. Gegen vier rief Karin Walter an. „Hallo, Simon. Du darfst raten, wo ich bin. Aber nur einmal.“
    „Zu Hause?“
    „Und wie. Eigentlich solltest du mich jetzt sehen. Doch leider sprechen Anstand und Sitte dagegen.“
    „Warum denn das?“
    „Weil ich mich vorhin im Spiegel bewundert habe, nackt, wie Gott mich schuf, und von einer teuflisch eindrucksvollen Farbenpracht. Es hat ja bisher noch keine Gelegenheit für mich gegeben zu sehen, was wirklich los ist. Zwischendurch ist mir dann eingefallen, daß ich doch schleunigst meinen Helden und Retter von der glücklichen Heimkehr informieren sollte.“
    „Verkühl dich nicht!“
    „Du hast Sorgen. Ein anderer Mann hätte jetzt kehlige Laute ausgestoßen und sich von den Kollegen an den Schreibtisch fesseln lassen.“
    Simon Polt flüchtete sich in ein beredtes Schweigen. Er hätte viel für einen pointierten Einfall gegeben, aber im Augenblick tat ihm Karin ganz einfach leid. „Wie geht’s dem Kopf?“
    „Der ist wenigstens bekleidet, ganz in Weiß, wie du dir denken kannst, und er tut auch nicht mehr so weh. Außerdem kommt mein Magen schön langsam davon ab, das Essen postwendend zurückzuschicken.“
    „Es war übrigens kein Unfall, Karin. Die Frieb-Brüder haben das Vorderrad gelockert.“
    „Reizend. Was haben die gegen mich?“
    „Gar nichts vermutlich. Die wollten mich empfindlich treffen, und das ist ihnen auch gelungen.“
    „Man sollte sich eben nicht mit Gendarmen abgeben.“
    „Du sagst es.“
    „Sei kein Schwachkopf. Jetzt wird mir aber wirklich kalt. Rufst du mich an, heute abend? Herrenbesuche empfange ich nämlich erst wieder, wenn ich zumindest teilweise nicht mehr zum Fürchten bin.“
    „Ich bin da nicht so empfindlich.“
    „Ja, leider.“ Karin legte auf.
    Simon Polt schaute versonnen vor sich hin, dann schüttelte er ein verworrenes, doch recht reizvolles Gespinst aus Gedanken und Träumen ab und erledigte den Rest der Tagesarbeit. Nach Dienstschluß bestieg er sein Fahrrad, fuhr gemächlich Richtung Kellergasse, bog dann aber in einen Güterweg ein, der am Talboden nach Brunndorf führte. Nach ein paar hundert Metern bemerkte er einen verwachsenen Hohlweg, der sich nach Norden hin den Hang hochzog.
    Polt lehnte sein Fahrrad gegen einen Apfelbaum und sperrte es ab. Die Sonne stand tief am Himmel, und es war fast schon sommerlich warm. An den Rändern des Hohlweges wuchsen allerlei Stauden, und die Kronen der Akazien bildeten ein Dach. Darunter war es schattig und ein wenig feucht. Polt stapfte durchs wuchernde Unkraut, wich Brennesseln aus und drückte Zweige beiseite, die über den Weg gewachsen waren. Weiter oben am Hang fand er sich dann im Sonnenlicht wieder. Hier gab es nur noch vereinzelte Büsche und Bäume, dazwischen war

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